58. Thirtieth Reunion

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58. THIRTIETH REUNION


Louis wand seinen Kopf ab und musterte den Fußboden mit geheucheltem Interesse. 

Er war es also nicht gewesen... 

Wie ich wohl bereits mal erwähnt hatte – er war es nie, der mich aus brenzligen Situationen persönlich rausholte. Er war danach immer da. 

Aber ankommen und mich retten, hatte er noch nie getan. 

Aber auch das ist – wie ich schon erwähnte – dieses Heldenhafte an ihm, das mir so gefiel. Dieses versteckte Gute in jeder seiner Entscheidungen, von denen man erst dachte, dass er sie ohne Hintergedanken getroffen hatte...

»Ich war es nicht«, seufzte er schließlich mit belegter Stimme und ich nickte bloß. 

»Und wer ist es dann gewesen?«, hackte ich nach. 

»Es war Jace.« 

Ich runzelte die Stirn. 

»Wer ist denn jetzt Jace?« Zugegebenermaßen hatte ich irgendwie gehofft, dass es, wenn schon nicht Louis, einer von seinen Jungs/Freunden gewesen war. Wie Niall zum Beispiel oder auch Zayn, Harry oder Liam. Aber Jace kannte ich nicht. 

»Er ist einer aus meiner Gang. Jemand, dem ich vertraue, nicht so sehr wie Niall, Harry oder Liam, aber schon eine Menge, will er seit längerem dabei ist.« Louis wich meinen Blicken aus und musterte einen Punkt hinter mir, ehe er fortfuhr. 

»Er sollte auf dich aufpassen, immer wenn ich mal nicht da war. Er hat dich auch auf den Rückweg von dem Spielplatz, wo wir uns verabschiedet haben, im Auge behalten.« Ich erinnerte mich an die schwarze Gestalt, vor der ich weggerannt war. 

»Es tat mir im Herzen weh, als Jace mir berichtete, dass du noch mehrere Stunden teilnahmslos und weinend auf der Schaukel gesessen hast... 

Wie dem auch sei – er sollte auf dich Achtgeben, genauso wie Bastian.« 

»Philosophieboy?« 

»Wer?«, verwirrt runzelte Louis die Stirn. 

»Heißt er Bastian Reed?«

»Ach so, ja.« 

»Er... er hat mich im Auge behalten? Für dich? Das... das kann doch nicht wahr sein.« Niemals im Leben hätte ich gedacht, dass Bastian zu Louis' Gang gehörte. Aber jetzt, wo Louis es mir erzählte, passte Bastians Ruf auch zu einer Gang. Drogendealer, Krimineller und Dieb. Es passte.
Aber irgendwie schmerzte es auch zu wissen, dass niemand von der ganzen Schule mich auf diesen blöden Schulball eingeladen hätte. Wäre Bastian nicht auf mich zugekommen, dann hätte ich alleine in der Ecke gesessen oder wäre wahrscheinlich gar nicht erst gekommen.
Jetzt ergab es auch Sinn, als Bastian dieser dunkelgekleideten Person, die mit mir aus dem Bus gestiegen war, zugenickt hatte. Vielleicht war das ja sogar Jace gewesen... 

Ich dachte, dass ich Louis' Gang mit Louis' Verschwinden loswurde. Aber anscheinend passierte genau das Gegenteil. 

»Es ist wahr. Ich soll dir übrigens noch ausrichten von Bastian, dass der Ball total scheiße gewesen sei – ohne dich.« Er lächelte mich aufmunternd an. Aufgrund meines Krankenhausaufenthaltes konnte ich nicht zu diesem Ball, und dafür hatte ich total umsonst meinen Aufsatz geschrieben. 

»Jedenfalls hat Jace deinen Vater Mehrere verpasst, sodass er in Ohnmacht fiel. Anschließend hat er den Krankenwagen gerufen und ihnen erzählt, dass du die Treppe hinuntergefallen seist und dein Alter hinterher. Wie gesagt, bist du bei denen in den Akten aber nur als Clea Trevor bekannt und dein Vater unter seinem Namen.« 

»Danke.« 

Louis zog eine Augenbraue hoch. 

»Dass du das alles für mich getan hast. Meinen Dad und mich getrennt eingewiesen und das alles. Ich wollte ihn kurz vor meinem Abschluss nicht in einen Entzug schicken oder meine Freiheit gefährden. Danke, dass du auf mich aufpasst, Louis.« 

Louis lächelte mich warm an, während seine Augen anfingen zu funkeln.


»Ich hab hier noch was für dich, Kleines«, begann Louis und kramte etwas aus seiner Hosentasche hervor. 

Ich erblickte das silberne Armband, das ich mir einmal im Angebot bei Bjou Brigitte gekauft hatte. Louis reichte es mir und ich ergriff es vorsichtig. 

»Wo hast du das denn gefunden?« 

»Anscheinend hast du verloren, als dein Vater dich... also, da musst du es jedenfalls verloren haben. Denn als ich kam, lag es unter dem Couchtisch und ich habe es mitgenommen.« 

»Oh, danke, Louis«, lächelte ich und beugte mich zu ihm hinunter. Und ich gab ihm einen Kuss auf die Lippen. Ehe ich mich wieder von ihm entfernen konnte, griff er an meinen Hinterkopf und zog mich noch näher an sich heran. Schnell artete der anfangs noch sanfte Kuss aus und unsere Zungen kämpften um ihre Dominanz. Die Louis wie immer gewann. Er streichelte über meine Wange und ganz vorsichtig über meine Narbe, was mir eine Gänsehaut über den Körper jagte. Letztendlich entfernte aber sich von mir, und ich vermisste sofort das warme Prickeln an meinen Lippen und am restlichen Körper. 

»Ich habe etwas eingravieren lassen«, setzte er an und nahm meine Hand. Er hob sie an, drehte sie so, dass ich das Band sehen konnte und ließ sie dann los. 

»Schau genau hin«, flüsterte er und ich sah mir die Innenseite an. 

Drinnen stand folgendes: 

I love you, C! 

Ich blinzelte, um sicherzugehen, dass ich alles richtig gelesen hatte. Doch immer noch standen die Worte dort und erwärmten mein Herz. 

»Ich habe alles für dich getan, Clea, weil ich dich liebe.«



Heart of a killer [l.t.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt