5. Forth Collision

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5. FORTH COLLISION

Ich hatte mein Handy zuhause gelassen, und meine Jacke lag noch in dem Haus von Joline. Ich hatte nichts bei mir und ich wusste nicht wo ich war. Schließlich war ich nie in den Teil der reichen Leute, da ich dort nichts verloren hatte. Ich wusste nur wo Eden wohnte, aber das war am Anfang des reichen Viertels. Ich war weit gelaufen und die Häuser wurden verlassender und älter. Ärmer. Ich war also richtig. Vielleicht würde ich bald wieder wissen wo ich war...

Ein wenig erschöpft lehnte ich mich an einen Laternenpfahl und atmete einmal tief durch. Ich wusste nicht wie spät es war, aber es war verdammt kalt draußen und in den Häusern brannte kein Licht mehr. Demzufolge musste es ziemlich spät sein. Wenn ich zu Hause war und erwischt werde, würde es Ärger geben, darauf konnte ich mich gefasst machen.

Ich ging ein kleines Stückchen bis ich Stimmen hören konnte. Sie kamen aus einer Seitengasse und klangen kalt und erbarmungslos. Selten hatte ich so einen scharfen Ton gehört.

»Wo ist die Kohle?«, fragte eine tiefe Stimme, die ein wenig rauchig klang. Ich blickte zu einer Gasse einige Meter vor mir und ging langsam auf sie zu.

»Ich hab sie nicht«, sagte eine schwache, tiefe Stimme. Ein wenig erschrocken ging ich zu der Ecke und luckte um sie, damit ich eventuell sehen könnte, was dort passierte.

»Und ob du sie hast, du Drecksschwein!«, diese Stimme kannte ich. Das war die von dem Typen der den braunhaarigen Jungen Fickfresse genannt hatte. Was machte er hier?

Ich blickte in das Schwarz und konnte nur dunkle Silhouetten erkennen. Eine Person wurde gegen die Wand gedrückt und die anderen fünf standen vor ihm. Einer von den Fünf stand genau vor dem Mann, der an die Wand gedrückt wurde. Die anderen standen brav hinter ihm.

»Ich kann's nicht weggeben. Ich habe Familie!«, wimmerte die Person, die an die Wand gedrückt wurde.

»Wie schade, dass du uns dann nichts mehr nützt. Und deiner Familie auch nicht, Kumpel!«, brummte eine Stimme und ich verfolgte gespannt die Situation. Es war eine kurze Zeit still. Dann begann die Person, die vor den vieren Stand sich zu bewegen und drückte den Mann am Hals gegen die Wand.

»Wo ist das Geld?«

Erschrocken zuckte ich zusammen. Das war seine Stimme. Die Stimme des Braunhaarigen. Sie klang tiefer und furchteinflößender als vorhin und ich bekam Angst. Was machte er hier? Und warum bedrohte er Menschen? Was sollte das?

Der Mann röchelte und schrie nach Luft. Doch der Braunhaarige drückte nur noch fester zu und ich hörte den Mann japsen. Dann zog der Verursacher etwas aus der Hosentasche. Eine Waffe.

»Bitte, nicht...«

»Ich sehe keinen Grund es nicht zu tun... Immerhin schuldest du uns etwas!«, sagte der Braunhaarige und ich schluckte. Ich musste dem Mann doch irgendwie helfen. Schreien. Oder die Polizei informieren. Doch da fiel mir ein, dass mein Handy zuhause war und ich hier schlecht schreien konnte, immerhin war hier niemand. Es war verlassen, kalt und mitten in der Nacht.

Trotzdem könnte ich schreien, vielleicht würde mich jemand hören...

Doch man gab mir Grund zu schreien. Denn ein Schuss fiel. Ich hörte den Mann vor Schmerz aufschreien. Ich sah, wie er zu Boden fiel und sich das Bein hielt. Ich konnte eine dunkle Flüssigkeit aus seinem Knie fließen sehen. Es war so ekelig.

Auch ich schrie. Vor Schock. Und da meine Stimme höher als die von dem Mann war, drehten sich drei von den Jungs um und kamen auf mich zu. Unter ihnen der Langhaarige.

Erschrocken wollte ich zurückweichen, doch die Jungs hatten mich erreicht und hielten mich eisern fest.

»Na, wen haben wir denn da? Ein verlaufendes Entlein!«, säuselte ein Braunhaariger mit dunklen Augen. Ich sah, wie einer der beiden aus dem Nebel trat. Er war blond. Und sah freundlich aus; ihm würde man so eine Situation nicht zumuten.

»Wir können sie nicht laufen lassen. Sie hat zu viel gesehen und gehört«, brummte eine Stimme neben mir, die einem schwarzhaarigen Jungen gehörte.

»Dann nehmen wir sie mit! So eine wie sie kann man immer gut gebrauchen!«, sagte der Braunhaarige. Den Jungen, den ich heute im Badezimmer überrascht hatte, sah ich immer noch nicht. Er redete wohl auf den Verletzen ein.

»So ein Scheiß. Einer hätte Schmiere stehen sollen!«, sagte der Blonde.

Ich versuchte mich loszureißen, doch die Jungs waren stärker als ich. Ich hatte Angst vor ihnen, sie waren Mörder und Verbrecher. Was würden sie mir wohl antun? Mich auch umbringen?!

»Kleine, halt still, sonst ramme ich dir gleich ein Messer ins Herz«, sagte der Junge mit den schwarzen Haaren, »und das wäre doch zu schade, nicht wahr?«

Ich wollte schreien, doch eine Hand wurde auf meinen Mund gepresst. Ich zappelte.

»Was sollen wir mit ihr machen?«, schrie der Langhaarige in die Richtung von dem Verwundeten. Der Junge neben ihm stand auf und kam auf uns zu. Seine Silhouette wurde erkennbar, und wirklich... es war der Junge, den ich jetzt zum vierten Mal sah. Der Braunhaarige, Attraktive.

»Was hat sie mitbekommen?«, fragte er und drehte sich nochmal zu dem Mann um, der nun begann zu Husten.

Mir wurde der Nacken zusammengedrückt und ich zog den Kopf ein. Einer der Jungs befahl mir zu reden und ich begann: »Die Erpressung, und den Schuss.«

Der Braunhaarige drehte sich herum und kam auf uns zu. Er sah mich ein wenig überrascht und erschrocken an und verzog dann das Gesicht.

»Du Kleines? Ich hatte gehofft, dass ich dir nicht sowas antun müsste!«, sagte er und blickte mir dabei direkt in die Augen. Verunsichert sah ich weg.

»Du könntest uns bei den Bullen verpfeifen. Deshalb müssen wir dich umbringen«, sagte der Braunhaarige. »Allerdings könnten wir dich auch am Leben lassen, Kleines. Und dein Leben zur Hölle machen!«, fügte er hinzu. Ich sah ihn erschrocken an. Das war doch nicht sein ernst?! Er konnte mich nicht einfach so umbringen!

»Du kannst sie nicht umbringen, Louis!«, mischte sich der Blonde ein. Ich spürte Hoffnung und sah wieder auf. Louis, der Braunhaarige, blickte nur weiter auf einen Punkt hinter mir, bis sein Blick auf den Blonden fiel.

»Ich entscheide hier, Niall! Klar? Und wenn ich sie umbringen will, dann tue ich das auch!«, fügte er hinzu, »und wenn nicht, dann nicht!«

»Du kannst heute Nacht nicht zwei Menschen ermorden!«, sagte der Blonde alias Niall.

»Ich kann. Und das weißt du genauso gut wie ich!«, sagte Louis wütend und fuhr sich durch die braunen Haare.

Er drehte sich zu mir.

»Zu dir, Kleines«, sagte er, »du darfst gehen. Renn weg. Pass aber auf, wem du was erzählst. Sonst bist du schneller tot, als du >Sorry< sagen kannst. Ich werde dich fangen!« Ich nickte. Ein Danke konnte ich nicht mehr murmeln. Ich war viel zu überfordert mich der Situation. Ich wollte so schnell es ging weg von hier, damit ich entkommen konnte, bevor der verrückte Braunhaarige sich dazu entscheidet mich doch so schnell es ging umzubringen.

Ich verlor einige Tränen. Die Jungs ließen mich los und ich drehte mich um. Schnell rannte ich los. Bloß weg von diesem Ort. Die Jungs schrien sich an, und diskutierten; doch ich rannte weiter. Und dann hörte ich noch den Schuss. Den letzten Schuss.

Der Schuss, der wohlmöglich durch den Kopf oder die Brust – genau ins Herz – von dem Mann durchdrang. Der ihm das Leben wegpustete.

Genauso wie man eine Kerze auspustete. Einfach so.

Und ich hatte höllische Angst. Vor dem Mörder. Und vor dieser Nacht. Vor dieser Stadt, dieser kühle Wind und der leichte Nieselregen, der begann.


Heart of a killer [l.t.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt