[A/N: Hey ihr, erstmal sorry für das echt lange Warten, aber irgendwie fällt den Lehrern Ende des Monats immer ein, dass sie ja unbedingt Noten brauchen - und dann schreiben sie natürlich Tests, yey -.-
Auf jeden Fall habe ich hier ein sehr, sehr langes 46. Kapitel (über fünftausend Wörter!!) und deshalb habe ich es nochmal geteilt. Ohne Sinn eigentlich haha, aber ich dadurch wird evtl ein wenig Spannung aufgebaut... xD
Viiel Spaß!]
46.1 Twenty-Fifth Meet-Again
»Ähm... ja... sorry... schätze ich.« Stammelnd kam Liam näher und warf mir einen Seitenblick zu. Meine Wangen färbten sich rosa und ich biss mir auf die Lippe. Ich sah auf den Boden und erkannte meine Strickjacke, die ich hastig aufhob und mir dann anzog. Louis drehte sich so, dass sein Rücken vor mir und somit zwischen Liam und mir war. Ich zog den Reisverschluss zu und zog an meinen Ärmeln, sodass sie bis über meine Handflächen gingen. Dann schob ich mich sanft an Louis vorbei und setzte mich auf einen der Barhocker.
Louis warf mir einen kurzen Blick zu. Dabei scannte er mich von oben bis unten ab. Als ob er kontrollieren würde, dass ich auch wieder vollkommen angezogen war. Dann drehte er sich schnell um und setzte sich wieder auf seinen alten Platz und nahm sein Glas wieder in die Hand. Liam sah, dass vor seinem Freund eine Flasche stand und nahm sich dann ein Glas aus dem Schrank. Dann setzte er sich zu uns. Es herrschte ein komisches Schweigen zwischen uns. Liam griff zu der ungeöffneten Flaschen Whiskey.
»Willst du wirklich was davon trinken? Mitten in der Nacht? Liam?«, fragte ich erstaunt. Er sah mich verständnislos an.
»Wieso nicht, Süße?«, fragte er.
»Sie ist zu; und Trinken löst keine Probleme, Liam«, sagte ich bestimmt und zog die Flasche zu mir herüber. Ich wollte wenigstens ihm zeigen, dass Trinken auch schlimmere Auswirkungen haben könnte, als einen Kater oder Gedächtnislücken. Liam musterte mich eine Zeit lang, dann nickte er leicht. Er stand auf und füllte sein Glas mit Wasser. Er stellte die Wasserflasche zurück in den Kühlschrank und nahm dann sein Glas und hielt es Louis prostend zu.
»Chirse. «, sagte er, »ich lass euch dann mal allein. Dann seid ihr ungestört.« Er wackelte mit den Augenbrauen und warf mir einen wissenden Blick zu. Ich sah schnell zur Seite. Dann entfernten sich seine Schritte und ich sah zur Tür. Ich hörte wie Liam die Treppe hinaufging und schließlich wie er seine Tür zuknallte.
»Was ist los, Kleines?«, fragte Louis mich und ich sah auf; mied jedoch seinen Blickkontakt. Meine Wangen waren sicherlich schon wieder hellrot und ich biss mir auf die Lippe. »Weichst du mir aus?« Ich schüttelte den Kopf und sah ihn dann für eine kurze Zeit an.
»Hey, was ist denn?« Seine Stimme war so zart und liebevoll. Warum war sie nicht immer so?
»Ist mir vielleicht peinlich«, rasselte ich undeutlich 'runter und Louis sah mich verwirrt an.
»Bitte, was?«, fragte er und hob eine Augenbraue. Ich wiederholte meinen Satz nochmal langsamer und Louis sah mich wissend an.
»Deshalb sind deine Wangen dauer-rot«, grinste er und sah mich neckend an. Ich fuhr über sie und sah wieder weg. Louis lachte und ich sah sofort wieder zu ihm. Er sah so gut aus, wenn er lachte. Freundlich und auch normal. Ich liebte sein Lächeln und sah ihn verträumt an. Ich mochte ihn sehr, auch wenn er mich verletzt hatte – und das machte mich wahnsinnig, dass er so einen Effekt auf mich hatte –, und es war mir auch egal, dass er Feinde hatte, die mich gekidnappt hatten. Ich würde ihn sicher immer verzeihen; was auch immer für Scheiße er tun mochte. Nur wird es irgendwann das eine Mal geben, an dem ich zerbrechen würde. Und ich wusste nicht, ob ich dann weiterleben konnte. Schluck's 'runter, sagte ich zu mir, in der Hoffnung, dass ich den Gedanken verbannen könnte.
»Brauchst du eine Decke?« Louis stand am anderen Ende der Veranda und hatte sich über eine Kiste gebeugt, in der sich Kissen, Decken und Bezüge für den Liegestuhl befanden. Ich saß auf der Hollywood-Schaukel und beobachtete ihn dabei.
»Ja. Bitte.« Fröstelnd zog ich meine Beine an die Brust und legte meine Arme um sie. Louis kam zu mir herüber und reichte mir eine Decke, die ich über mir ausbreitete. Er hatte sich in der Zwischenzeit neben mich gesetzt und ich hielt ihm fragend die Decke entgegen. Er musterte sie kurz, und schien zu überlegen, ob er einen auf knallharter Kerl machen und frieren sollte oder doch nicht. Ich hatte ihn sowieso schon als knallharten Kerl abgestempelt. Schon an dem Tag, an dem ich ihm das erste Mal begegnet war. Ich hatte ihm schließlich brühend heißen Kakao über das Shirt gegossen, und er war ohne mit der Wimper zu zucken weitergegangen. Und als er dann noch den Mann kaltblütig ermordet hatte, war für mich alles klar.
Ich drückte ihm einfach die Decke in die Hand und sah ihn kurz an. Er zog sie sich über seinen Körper; und schlagartig wurde mir heiß.
»Erzähl mir was von dir, Louis«, bat ich ihn. Er sah auf und ich lächelte ihn schüchtern zu. Er seufzte leise und zog mich unter der Decke zu sich heran. Nun lehnte ich gegen ihn und legte meinen Kopf gegen seine Schulter. Ich konnte ihn nicht mehr ansehen.
»Wie ist es bei dir? Ich stell' dir eine Frage, dich du mir auch stellen kannst, oder eine andere...«, schlug er vor und ich nickte so gut es ging. »Fang an.«
»Gut; hast du Geschwister?«, fragte er mich. »Nein, also eigentlich doch. Ich hatte einen Bruder, doch der ist abgehauen, als ich dreizehn wurde. Mein Vater und er haben sich nicht sonderlich gut verstanden; und dann ist er mit siebzehn abgehauen; seltsamerweise hat niemand ihn gefunden, obwohl meine Familie ihn suchen lassen hat; sogar von einem Detective. Weißt du, mein Vater wollte, dass mein Bruder Medizin oder Jura studiert, damit er helfen kann unsere Schulden und das Haus zu bezahlen. Doch mein Bruder wollte nicht, weil er andere Pläne hatte. Sagen wir es so: mein Bruder wusste nicht, dass mein Vater den Hintergedanken hatte, das Haus zu bezahlen. Eigentlich wollte er nur Polizist werden, doch sie haben sich so oft darüber gestritten, dass mein Bruder immer aggressiver wurde und als er dann bei der Polizei ein Praktikum gemacht hat, ist er einmal so ausgeflippt, dass die ihm gesagt haben, dass er es niemals auf die Reihe bekommen würde. Und dann wurde er richtig wütend, dass er als er nach Hause kam.... hat er meine Mum geschlagen. Und mich auch.« Eine Träne rollte meine Wange hinunter. Die Erinnerungen an meinen Bruder sind nur schwach, schließlich war ich erst dreizehn, doch es schmerzte mich an diese kaputte Seite von ihm zu erinnern. »Danach ist er abgehauen. Er hat mir einen Zettel geschrieben. I'm sorry stand drauf. Und dann war er weg. Für immer.« Ich unterdrückte einen Schluchzen und hob eine Hand aus der Decke und wischte mir mit einer schnellen Bewegung die Tränen weg.
Louis griff ebenfalls an meine Wange und streichelte sanft über sie. Ich spürte, wie er auf meine Haare küsste und eine wohlige Wärme durchflutete meinen Körper. Es war kurz still, jeder hing seinen Gedanken hinterher. »Ich dachte, du weißt alles über mich?«, fragte ich. Ich würde doch beobachtete von ihnen, dann müsste er sowas doch wissen.
»Hab' nirgends was über einen Bruder gefunden...«, murmelte er leise und strich über meine Wange. »Weißt du von meinem Vater?«, fragte ich und hoffte, dass er ja sagen würde. Sonst müsste ich es ihm erzählen... konnte ich das?
»Einiges.«
»Hast du Geschwister?«, fragte ich ausweichend. Louis schien zu überlegen, was er sagen sollte. Ich spürte, wie er leise atmete.
»Ja.« Es war wieder leise. Wollte er mir nicht darauf antworten?!
»Zwei Brüder; Zwillinge. Drei Jahre älter – Robin und Nicki.« Wieder Stille. Es schien ihm schwer zu fallen darüber zu reden. Seine Stimme hatte gewackelt.
»Mit sechzehn starben meine Eltern«, sagte Louis schließlich. Seine Stimme war hart wie Stahl und total emotionslos. Ich kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass es eine Sicherheitsmaßnahme für ihn war. Er sprach über den Tod, als wenn er ihm nicht interessieren würde, obwohl er es tat.
»Louis«, flüsterte ich, »du musst nicht stark sein. Du bist auch ein Mensch, wie ich.« Ich merkte wie er mich noch fester an sich drückte. Ich seufzte leise.
»Robin und Nicki wollte mich ins Waisenhaus stecken und abhauen. Sie hätten die Schulden abbezahlen müssen. Und dann auch noch für einen sechzehnjährigen Teenager zu sorgen... Sie wollten mich wegstecken, wie ein scheiß Tier ins fucking Tierheim. Diese Bastarde. Ich hasse sie!« Seine Stimme war tief, rau und voller Abscheu. »Ich bin abgehauen. Ich wollte nicht ins Waisenhaus. Sie sollen nicht gut sein; und einen wie mich hätte es noch mehr zerstört.«
»Das tut mir leid«, murmelte ich.
»Das ganze falsche Mitleid der Menschen.« Seine Stimme war noch rauer als zuvor schon; und tief. Er war außerdem heiser und ich spürte, wie er seine Hand zurückzog und sie auf die Lehne der Hollywoodschaukel legte, auf der wir zusammengekuschelt saßen.
Ich wollte etwas sagen, doch ich wusste, dass Louis Recht hatte. Ich meine es ernst, Louis, das weißt du, wollte ich sagen, doch ich traute mich nicht.
»Ich weiß, dass du es gut meinst, Kleines«, sagte er leise, und ich schloss für einen Moment die Augen. Louis' Stimme bebte, und mein Körper spannte sich noch mehr an. Diese Situation war so... komisch, anders –fremd. Ich biss mir auf die Lippe und schloss abermals die Augen. Ich schwöre, ich weiß nicht, warum ich damals so den Tränen nahestand. Vielleicht, weil ich erfuhr, dass auch Louis keine perfekte Familie hatte – warum sollte er sonst auch ein gefühlskalter Killer sein?! – oder weil er sich mir gegenüber endlich öffnete. Was ich auch mal tun sollte. Mir fiel auf, dass Louis nichts über meinen Vater wusste; und das obwohl wir uns schon lange (naja, was heißt hier lange? Es kam mir eben lange vor!) kannten. Aber bei uns beiden schien die Vergangenheit kein besonders tolles Thema zu sein. Das heißt es wurde gemieden. Logisch, oder nicht?
»Meine... Mom; sie... ist gestorben, v-vor etwas mehr als einem dreiviertel Jahr.« Meine Stimme zitterte und ich schluckte. Es drückte in meiner Brust, als ich sprach, aber vielleicht war es Louis' Hand auf meiner Schulter oder einfach nur er oder das Gefühl, dass mir jemand zuhörte, dass mich aufatmen und auch erleichtert wirken ließ. Es tat so gut über sie zu reden.
Ich sagte Louis, dass meine Mutter bei einem Autounfall gestorben sei. Und dann erzählte ich ihm, wie sie so war – meine Mom. Ich liebte sie immer noch; so wie ein Kind seine Mutter eben liebte; auch wenn die Erinnerungen an sie mit der Zeit verblassten, wurden andere wieder klarer, nachdem ich sie in meinem Kopf Revue passieren ließ.
Auch Louis vertraute mir einige persönlichen Erlebnisse mit seiner Familie an. Wie er das erste Mal schwimmen gegangen war; wie er in einem Diner sich bei der Küche beschwert hatte, dass das Essen so lange brauchte; wie er seiner großen Liebe aus der Kindergarten- und Grundschulzeit einen Heiratsantrag machte, den diese eiskalt abgelehnt hatte und dann seinen besten Kumpel Caleb geküsste hatte. Und eine Erinnerung an seine Brüder Robin und Nicki. Sie saßen auf einer Schaukel auf einem Spielplatz und schaukelten um die Wette – Louis war erst fünf –, als Nicki von der Schaukel fiel und die anderen beiden Jungs zu ihm liefen. Nicki hatte sich den Arm gebrochen und litt eine Weile an Gedächtnisverlust, allerdings nur für eine kurze Zeit. Dennoch sollten Schäden in seinem Gehirn geblieben sein, hatte Louis erwähnt. Da, als Nicki von der Schaukel gefallen war, kam Robin sofort angerannt. Louis sagte, dass er noch gelacht hätte, doch als Louis feststellte, dass Nicki ernsthaft verletzt war und die Augen nicht öffnete, riefen sie um Hilfe. Eine Frau, die mit ihrem Kind ebenfalls auf den Spielplatz gewesen war, hatte den Notdienst informiert.
Außerdem erinnerte sich Louis an eine Zeit, in der der Robin und Nicki zu dem Mädchen gegangen waren, dem Louis einen Heiratsantrag gemacht hatte. Sie hieß übrigens Lesa und hatte hellblonde Haare. Jedenfalls hatten Nicki und Robin dem Mädchen klar gemacht, dass ihr kleiner Bruder sie wirklich liebte und, dass sie nicht einfach so Louis' besten Freund küssen konnte. Die Zwillinge hatten ihr sogar gedroht; dennoch wollte sie nichts von Louis und er bald auch nichts mehr von ihr und somit war das Thema Lesa gegessen.
»Wie... wie hast du eigentlich in die Gang gefunden?« Meine Frage kam unerwartet und passte nicht zum Thema, aber ich wollte es wissen; auch wenn mir die Antwort Angst machte.
»Das Leben auf der Straße ist hart, Kleines. Und das Leben als Flüchtender noch härter. Zusammen ist es verdammt hart, und wenn man keinen kennt, bei dem man wohnen darf, muss man sich eben andere Sachen ausdenken, um an scheiß Geld zu kommen, um zu überleben. Das Schlimme war, dass ich wirklich aufpassen musste, da ich nicht wusste, ob die scheiß Polizei mich verfolgte. Vielleicht kam es Nicki und Robin ja gerade recht, dass ich abgehauen war...« Er war einen Moment still und ich blickte in den wolkenlosen Himmel. In die Sterne, die um die Wette leuchteten. »Ich bin in eine Gang gekommen; die Gefürchtetste. Man hat mir das Überleben gelehrt, und dabei habe ich auch einiges verloren. Mich, denke ich. Mein scheiß Vertrauen und mein scheiß Mitgefühl. Weißt du, Clea, das Leben dort verändert Menschen. Sie Handeln um zu überleben; nichts anderes spielt für die eine Rolle. Wer zu viel Menschlichkeit zeigt ist schwach. Und wer schwach ist kann nicht überleben. So einfach ist das.« Louis' Worte waren verbittert und emotionslos. Deshalb war er so... so. Niall schien es nicht beeinflusst zu haben, dennoch glaubte ich Louis, wenn er mir sagen würde, dass Nialls Schwachstelle war, dass er zu viel Mitgefühl hatte.
»Ich wurde schnell sowas wie ein Anführer bis ich zwanzig wurde. Da gründete ich eine eigene Gang und verließ die Stadt. Damals hatte ich Niall aufgenommen; er war auf der Flucht. Und dann auch Harry, Liam und Zayn. Mit der Zeit wurden wir gefürchtet.«
Stille.
Einsame Stille lag in der Luft. Mich erschütterte Louis' Geschichte, doch es war die Wahrheit. Sie taten mir leid, weil sie durch sowas mussten. Soviel Leid und Trauer. Doch dann auch noch diese Emotionslosigkeit und Kälte. Kein Erbarmen, keine Hilfe. Überleben, wie Louis es genannte hatte.
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Heart of a killer [l.t.]
Fanfiction| COMPLETED | ,,Nachts. Alleine. In den dunklen, schmutzigen Gassen der Stadt. Da will man nicht alleine sein. Man möchte die rauen Gestalten der Dunkelheit nicht begegnen. Denn sie sind gefährlich und skrupellos. Ich bin anders. Ich bin froh, da...
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