24. Interlude

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24. INTERLUDE


Lautlos nahm ich die Tasse Tee in die Hand und versuchte ohne einen Ton zu erzeugen daraus zu trinken. Meine Zunge prickelte bei der unbekannten Wärme und ich unterdrückte ein aufschreien. Dennoch zuckte ich ein wenig zu schnell von der Tasse weg, indem ich sie nach vorne hielt. Zayn musterte mich aus seinen dunklen Augen aufmerksam  und schaute mich ein wenig verwirrt an. Ich sah schnell weg und ließ meinen Blick schweifen.

Niall saß gegenüber von mir und las während er aß eine Zeitschrift. Er fuhr sich als er las durch die Haare und seine Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, als ob er etwas las, was ihn verwirrte oder nicht gefiel.

Liam saß neben mir und tippte auf seinem Handy herum, während er und Zayn ab und zu ein Wort wechselten. Vor ihm war ein riesiges Nutellabrot und eine Tasse Kaffee.

Und Zayn widmete sich wieder seinem sonderbaren Essen. Dieses Mal bestand es aus einem Brötchen mit Hönig und darauf hatte er eine Scheibe Käse gelegt. Ein wenig angeekelt verzog ich die Mundwinkel und blickte weiter. Zu Louis.

Er und ich hatten seit gestern Nacht kein Wort mehr gewechselt. Ich hatte mich umgedreht und war schließlich mit Tränen in den Augen eingeschlafen. Louis' Worte waren eine noch freundliche Abfuhr gewesen, weshalb ich mich jetzt auch zusammenreißen sollte. Ich musste ihn aus meinem Gehirn radieren!

Enttäuscht senkte ich meine Augenlieder und sah dann wieder zu Louis, dessen Augen sich in meine bohrten. Ich versuchte seinem Blick auszuweichen, konnte mich allerdings schwer losreißen. Letztendlich sah er weg und blickte langsam auf meinen Gegenüber. Niall sah mich an, und sein Blick sprach sein Beileid aus. Er wusste sicherlich wieder was vorgefallen sein konnte.

»Will noch jemand Kaffee?«, zerriss Liam die Stille, sah allerdings nicht von seinem Handy auf. Keiner sprach ein Wort und Liam sah auf.

»Ähm, alles klar?«, fragte er und zog eine Augenbraue leicht hoch. Ich seufzte leise und sah auf meinen leeren Teller. Immer noch herrschte Stille, bis ich hörte wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde. Langsam sah ich auf und mein Blick huschte über jeden der Jungen, bis er an Louis hängen blieb.

Er war aufgestanden und sah mich an.

»Du solltest nach Hause gehen«, sagte er ruhig, aber in einem Ton, der keine Widerrede duldete. »Sicherlich hast du bald deine Prüfungen, und musst den Schulabschluss schaffen.«

Er blickte mir noch mal fest in die Augen, um sich dann umzudrehen und aus der Küche zu gehen. Ich hörte wie die Haustür fest ins Schloss fiel und ich senkte meine Augenlieder. Ich atmete tief durch und stellte die Tasse auf den Tisch. Teilnahmelos beobachtete ich, wie auch Liam und Zayn verschwanden. Harry war bei einem Kumpel oder sowas, und die anderen beiden wollten jetzt ebenfalls dazustoßen.

»Ich kann dich fahren«, bot Niall mir an und ich blickte ihn dankbar an. Das letzte was ich jetzt machen wollte, war zu Fuß nach Hause zu gehen. Obwohl es mir gelegen kommen würde, da Amara und mein Vater sicherlich wieder Stress machen würden. Ich war weg gewesen, und hatte meine Aufgaben vernachlässigt.

»Alles klar?«, fragte Niall leise und legte eine Hand auf meine Schulter. Ich nickte und stand schnell auf, um meine Jacke und meine Tasche von oben zu holen.

-

Kaum hatte ich es geschafft aus Louis Zimmer zu gehen, doch Niall rief mich und hatte mir in den Arm gekniffen, damit mein Körper wach wurde.

Niall saß hinter dem Steuer einer der Geländewagen der Gruppe und trug wie fast immer seine Sonnenbrille. Manchmal merkte ich wie er mir einen Seitenblick zuwarf, doch in versuchte es zu ignorieren.

»Ich kenne Louis schon eine ganze Weile«, hörte ich Niall fast immer fröhliche Stimme, die im Moment jedoch viel zu ernst klang. »Ich weiß, wann er verletzt ist. Wann er lebt. Und wann er glücklich ist.«

Er machte eine kurze Pause, und ich unterdrückte den Drang zu ihm zu schauen.

»Und das kam in den letzten Jahren nicht oft vor«, fügte er leise hinzu. Jetzt sah ich zu dem Blonden und er trat auf die Bremse. Wir standen an einer Ampel und er sah zu mir.

»Clea, ich... Louis ist er selbst, wenn du bei ihm bist. Er lacht mehr, ist entspannter, offener und ruhiger. Gelassener. Er ist glücklich, und das kann ich Moment nicht behaupten!«

»Niall...«, begann ich, brach aber ab.

»Am Freitag, als du abgehauen bist; wir haben nach dir gesucht, und dann bekam er den Anruf von Elijah. Er hat sich Sorgen gemacht, Clea. Um dich!«, sagte Niall und sah mich durch die schwarze Sonnenbrille an. Ich sah auf die Straße und beobachtete die Ampel, wie sie von Rot auf Gelb und dann Grün sprang.

»Würde er nicht, Niall«, sagte ich durch zusammengebissene Zähne, »hör auf mir so einen Scheiß zu erzählen. Er fühlt nichts für mich.«

Niall sah mich länger an. Es ertönte ein Hupen, doch er fuhr nicht weiter.

»Niall, es ist grün. Die Leute hupen schon«, sagte ich ein wenig hektisch und blickte in den Rückspiegel, wo das Auto hinter uns mit den Scheinwerfern aufleuchtete.

Niall beachtete das alles nicht. »Hör auf so zu denken, Clea. Er hat nur Angst.«

»Niall, fahr!«, schrie ich. Der Blonde sah endlich zum Lenkrad und begann anzufahren. Jedoch im Schneckentempo. Wieder ertönte ein Hupen und ich sah Niall bittend an. »Fahr, verdammte Scheiße!«

Niall gab Gas und ich wurde in den Sitz gedrückt. »Niall, lass den Scheiß.«

»Ich erzähle dir etwas«, sagte er schließlich und ich sah in gelangweilt an. Wieder eine seiner Predigten.

»Hör mir zu, Clea«, bat er mich und drosselte das Tempo, »Louis hatte mal eine Freundin. Für uns war sie ein Unschuldsengel. Nett, einfühlsam und auch schüchtern. Sie hatte immer das Richtige gesagt, und war der Traum eines jeden Junges. Und passend zu ihren engelsblonden Haaren hieß sie auch noch Lilith. In der Zeit, in der die beiden zusammen waren, war Louis glücklich und offen. Ein junger Mann, der sein Leben lebte. Er war so anders als vor ein paar Monaten, und dann...«

»Niall«, sagte ich laut und sah ihn bittend an. Er schloss den Mund.

»Wieso kann er das dann nicht bei mir sein. Offen, meine ich. Er erzählt mir nichts, er ist kalt, und einfach so was von gar nicht, was ich von ihm erwarte. Bei dieser Lilith scheint er es besser gehabt zu haben.«

»Niemals, dieser Teu-«, fuhr Niall ein wenig wütend dazwischen, fuhr aber ruhiger fort, »er hat sich geöffnet.«

»Ach, scheiße, Niall. Halt die Klappe. Er ist dein Freund, du musst das sagen!«, fuhr ich ihn an und raufte mir die Haare. Ich versuchte die Tränen zu unterdrücken.

Niall fuhr langsamer, und blieb letztendlich stehen. Wir waren angekommen und ich spürte die Angst in mir aufsteigen.

»Er hat sich dir von Anfang an geöffnet, Clea«, sagte Niall, »du kannst sehr froh sein.«

Ich sah von ihm zu der Haustür, wo ich sah, dass jemand kam, da ich einen Schatten erkennen konnte.

»Nur hat er dafür Konsequenzen einstecken müssen, mit denen er niemals leben kann.«

Die Tür wurde mit einem Ruck geöffnet und ich sah Amara in der Tür stehen. Ihre Augen sprachen Bände, doch als sie Niall neben mir sitzen sah, setzte sie ihr freundliches Lächeln auf.

»Sich selbst und sein Leben. Und auch deins. Er wollte dich nie in sein Leben bringen, dich der Gefahr ausliefern«, sagte Niall und sah mich an.

Ich nickte nur schnell, stieg aus und sah dem dunklen Auto, hinterher, nachdem Niall mir einen schiefen Blick zugeworfen hatte.


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kurzes Zwischenchapter, hoffe es gefällt euch.  & was denkt was passiert, wenn sie gleich die tür aufmacht...? :o

Heart of a killer [l.t.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt