Prolog

30.2K 611 52
                                    

Apologize - One Republic

Meghan Moore, Freitag, 15. Juli, Liverpool

»Meggie?« Davids Stimme hallte im Flur meiner kleinen Wohnung, die zunehmends leerer wurde, wider. »Meghan, wir müssen miteinander reden. Bitte.«

Ich kam gerade durch die Haustür, um die nächste Kiste nach draußen zu befördern, als ich meinen Ex-Freund erblickte. Seine Präsenz schien den gesamten Raum zu erfüllen. Er hatte mir den Rücken gekehrt, die Arme vor der Brust verschränkt, fest auf beiden Beinen stehend.

Seine Statur, sein Körper und sogar seine Haltung wirkten so vertraut, dass mir der Atem stockte, und meine Herzfrequenz sich innerhalb weniger Sekunden gefährlich beschleunigte.

David war so verdammt nah - und doch so vollkommen fern. Weit weg von mir.

Er war nicht länger Teil meines Lebens und der Schmerz saß höllisch tief, aber ich musste mich endlich mit diesem Fakt abfinden, anstatt jedes mal innerlich zu verbluten, wenn ich ihn sah.

Also räusperte ich mich vernehmbar, worauf er vor Schreck und Überraschung zusammenfuhr und sich blitzschnell zu mir umdrehte. Seine Reflexe waren erstaunlich, er war wirklich der geborene Cop.

»Meggie«, stellte er fest.

Ein Wort. Nur ein winziges, unbedeutendes Wort. Wie konnte es für mich so bedeutsam sein?

Trauer drohte mich zu überwältigen, als ich in seine intensiv blauen Augen blickte und der bittersüße Klang seiner samtigen Stimme mich umgarnte. Meine Hände begannen vor Anspannung zu zittern, sodass es mir wirklich schwer fiel, meine Nervosität vor David zu verbergen. Aber wozu das Ganze? Wahrscheinlich hatte er es ohnehin bemerkt. Er war schließlich David, der Mensch, der mich auf dieser Welt am allerbesten kannte. Zudem war er ein Cop. Ein Cop, der Psychologie studiert hatte und um einiges erfahrener war, als ich es jemals sein würde. Einem solchen Mann entging rein gar nichts.

»Geh nicht.« Ein sanftes, zärtliches Flüstern. Vielleicht nur meine Fantasie, meine Einbildung, die sich unbedingt ein Happyend wünschte. »Meghan, bitte... Bleib bei mir. Bleib hier in Liverpool.«

Nein, diese Worte verließen Davids Mund. Unverkennbar.

Ich schluckte den monströsen Kloß, der in meine Kehle stieg, hinunter und zwang mich, nicht nachzugeben. Denn dafür war es nun ohnehin viel zu spät. Ich hatte meine Entscheidung getroffen - ebenso wie er die seine. Daran ließ sich nichts ändern. Zumindest meinerseits.

»Du kannst mitkommen, David«, wiederholte ich den Satz, den ich in den letzten Tagen so oft zu ihm gesagt hatte. »Wir können in London zusammen weiterleben.«

Er schüttelte bloß enttäuscht den Kopf. »Du willst das also wirklich durchziehen? Ohne Rücksicht auf uns zu nehmen. Du wirfst unsere Liebe einfach weg. Und wofür das Alles? Für deine Karriere.«Er stöhnte gequält auf und rieb sich die Stirn. Eine Angewohnheit, die verriet, dass er sich nicht mehr zu helfen wusste. Sich in einer ausweglosen Situation befand.

Aber ich empfand nun kein Mitleid mehr, oh nein. Ich spürte eine andere, neue Emotion, die sich mit der bitteren Trauer, die ich empfand, vermischte: Wut.

»Wage es ja nicht, über mich zu urteilen, David«, presste ich verärgert hervor. »Wenn ich dir wichtiger wäre, als deine Karriere, würdest du ohne zu Zögern deine Sachen packen und nach London mitfahren. Aber das tust du nicht. Was mir beweist, dass du keinen Deut besser bist, als ich.«

»Ich liebe dich, Meggie«, verkündete er leise, so, als würde dieser Satz irgendetwas ändern.

»Dann begleite mich«, erwiderte ich stur. »Wir können uns auch dort eine Existenz aufbauen. Einen Neuanfang wagen. Ich weiß, dass wir es schaffen können. Wir müssen es nur wirklich wollen.«

Casual SexWo Geschichten leben. Entdecke jetzt