Kapitel 70

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Enigma - I love you...I'll kill you

Zachary Cole, Samstag, 30. Juli, London

Die Tür zu meiner Zelle wurde energisch aufgerissen. 

»Mitkommen«, befahl der Polizist, den ich als Agent Landon kennengelernt hatte, und winkte mich ungeduldig heraus. 

»Was ist passiert?«, fragte ich lässig.
»Endlich herausgefunden, dass Lydia nicht ganz richtig im Kopf ist?«

»Ja, das haben wir wohl«, antwortete der Mann vorsichtig und sah mich durchdringend an. »Sie sind mit Meghan Moore liiert?«

»Das könnte man durchaus so sagen«, meinte ich gedehnt. »Was ist passiert?« Ich spürte, dass etwas nicht stimmte. Und ausnahmsweise schien das nichts mit mir und Lydias Mann zu tun zu haben. Ich begann mir Sorgen zu machen. 

»Mrs. Davidson hat Miss Moore auf dem Parkplatz des Jeffrey Charles & Sons aufgelauert und bedroht sie nun mit der Waffe. Einsatzkräfte sind unterwegs.«

Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte Landon ungläubig an. »Sagen Sie mir bitte, dass das ein geschmackloser Scherz ist, der mich dazu bringen soll, zu gestehen.«

»Nein.«

»Verdammte Scheiße!«

Meghan Moore, Samstag, 30. Juli, London

Wir befanden uns auf einer Landstraße, die beinahe leer war. 

»Wo soll ich hinfahren?«, fragte ich mühsam beherrscht und versuchte, das Zittern meiner Hände zu kaschieren, indem ich meine Finger so fest um das Lenkrad schloss, dass die Knochen weiß hervortraten. Das Einzige, das mir im Augenblick Mut machte, war die Tatsache, dass ich Harvey laut und deutlich in meinem Ohr hören konnte und Lydia nichts von dem Bluetooth-Kopfhörer ahnte. Das war ein Trumpf, den ich nutzen musste. Bloß wie?

»Ganz ruhig, Meggie«, hörte ich Harvey in einem beruhigenden Tonfall auf mich einreden. »Ich habe die Polizei alarmiert, die werden dir helfen. Und gleich kommt David und übernimmt das Reden. Er wird besser wissen, was du zu tun hast.« Er räusperte sich. Ich hörte die Sorge in seiner tiefen Stimme. »Wusstest du, dass Dave noch in London ist? Er hat darauf gehofft, dass du es dir anders überlegst. Naiv, nicht?« Er lachte gekünstelt. 

Ich fand es süß von ihm, dass er mich ablenken wollte. Davon, dass Lydia eine Waffe in der Hand hielt, deren Lauf auf meinen Kopf zeigte. Davon, dass ich viel zu schnell fuhr, weil sie mir das befohlen hatte. Davon, dass Zachary im Knast saß und die Videos noch immer nicht aufgetaucht waren. 

»Lydia, ich habe dich etwas gefragt.«

»Und ich habe nicht geantwortet. Noch ein bisschen schneller.«

Ich schluckte scharf, gehorchte aber. Was hatte ich denn auch für eine Wahl?

»Hast du die Videodateien bei dir?«, wagte ich einen Vorstoß ins Ungewisse. Ständig den Gedanken im Hinterkopf, ein Schuss könnte sich lösen. Was, wenn sie bluffte und keine Kugeln in der Waffe waren? Aber ich traute mich nicht, das herauszufinden. 

Lydia lachte laut. »Das wüsstest du wohl gerne. Aber nein, sie sind nicht hier, ich habe sie an einem Ort versteckt, den die Polizei garantiert durchsuchen wird, wenn das hier vorbei ist.«

»Ich weiß, dass du Zachary manipuliert hast. Und dass es Selbstverteidigung war.«

»Ach? Wenn das so ist... Warum hast du dann so große Angst, dass die Polizei sie findet? Sie würden ihn doch entlasten, oder nicht?« Wieder lachte sie gelöst. »Weißt du, ich werde nicht lügen. Ich habe ihn auf jeden Fall dazu gebracht. Aber auf den Videos sieht man das nicht. Zu sehen ist einzig und allein Zachary, der meinen Mann tötet.«

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