Woodkid - Run Boy Run
Meghan Moore, Samstag, 23. Juli, London Borough of Hunslow
»Also?« Zachary hielt vor meinem Haus und wartete darauf, dass ich von der Bonneville stieg. »Immer noch sauer?«
»Natürlich«, antwortete ich sogleich und straffte die Schultern, worauf ich ihm seinen Rucksack zurückgab. Meine Schuhe und meine Handtasche hatte ich bereits an mich genommen.
»Hm...«, machte er mit seiner tiefen Stimme, die mich an ganz unanständige Dinge denken ließ und schaute mich grinsend an. »Mir war aber, als hätte ich dich im Laufe der Fahrt ein paar Mal lachen hören.«
»Ich bin eben ein sehr glücklicher Mensch. Und mache mich jetzt aus dem Staub. Ciao.« Damit wollte ich mich geradewegs umdrehen und im Haus verschwinden, doch Zach machte mir einen Strich durch die Rechnung, indem er vom Motorrad stieg und sich vor mir aufbaute.
»Willst du mich nicht fragen, ob ich mit hoch komme?« Er nahm mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und drückte meinen Kopf in die Höhe, sodass er mir ungehindert in die Augen sehen konnte.
»Das war ein wunderschöner Tag, Meg, ganz ehrlich«, murmelte er leise und streichelte zärtlich meine geröteten Wangen. »Wann sehen wir uns wieder?«»Kommt darauf an, wann ich dir deine Sünden verzeihe«, erwiderte ich keck und biss mir auf die Unterlippe. Es war mehr als offensichtlich, dass ich ihm nicht länger böse und alles wieder im Lot war. Ich spielte nur mit ihm. Aber das wusste und genoss er.
»Ich hoffe, dass das sehr bald geschieht. Ruf mich an, Meghan. Meine Nummer ist auf deinem Handy, habe sie heute eingespeichert«, setzte er mich in Kenntnis und küsste mich zum Abschied auf den Mund. »Wenn du dich nicht meldest, stehe ich schneller auf der Matte, als du bis drei zählen kannst, klar?«, drohte er mir mit dem Zeigefinger und machte ein paar Schritte rückwärts, bevor er sich winkend von mir abwandte, auf sein Motorrad stieg und davonbrauste.
Ich ertappte mich dabei, wie ich ihm irre grinsend hinterher schaute und zu summen begann.
Was, in Gottes Namen, stimmte nicht mit mir?
In meiner Handtasche kramte ich nach meinem Schlüsselbund mit dem kitschigen Big-Ben-Metallanhänger und ließ ihn vor Schreck fallen, als ich Schritte hinter mir vernahm.
Augenverdrehend drehte ich mich um und lachte leise. »Zachary, ernsthaft, geh jetzt endlich, ich muss noch mit Harvey...« Als ich in das Gesicht meines Chefs sah, verstummte ich augenblicklich. Vor Angst wurde mir übel.
»Mr. Crawford«, sagte ich tonlos und versuchte vergebens, das Zittern in meiner Stimme zu überspielen, als ich mich bückte, um den Schlüsselbund wieder aufzuheben. Ich musste hier verschwinden. So schnell es ging.
»Sie sind ja eine Schnelle«, kommentierte Crawford mit einem glasigen Ausdruck in den eisblauen Augen, die sich jeden Zentimeter meines Körpers einzuprägen schienen.
Mein Atem ging vor aufkeimender Panik unregelmäßiger und mein Herz passte sich seinem Rhythmus unweigerlich an. Ich hatte mich für eine solche Konfrontation gewappnet, hatte befürchtet, dass ich mich in einer solchen Situation wiederfinden könnte, aber niemals hätte ich geglaubt, dass er sich erdreistet, mir Zuhause einen Besuch abzustatten.
»Entschuldigen Sie mich bitte, Mr. Crawford, aber ich bin jetzt wirklich nicht in Stimmung für was auch immer Sie hier tun...«, murmelte ich und wandte mich von ihm ab.
Im nächsten Moment wurde mir der Schlüsselbund aus den zitternden Händen gerissen und wanderte in Crawfords Hosentasche. Herausfordernd lächelte er mich an. »Sie wollen den Schlüssel? Dann holen Sie ihn sich doch.« Er hob beide Hände und signalisierte mir, mich zu bedienen.
Kopfschüttelnd starrte ich ihn an. Dachte er wirklich, ich würde in seine Hosentasche greifen, um meinen Schlüssel zurückzubekommen? Allein der Gedanke jagte mir eine Scheißangst ein. Und da beschloss ich, einfach in die Offensive zu gehen.
»Was wollen Sie von mir?«, fragte ich.
Crawford grinste selbstsicher. »Sie nähern sich dem Ziel, Miss Moore. Das gefällt mir. Was könnte ich bloß von Ihnen wollen?«
»Geben Sie mir meine Hausschlüssel, Mr. Crawford. Dann vergessen wir das Ganze und machen weiter wie bisher. In Ordnung?« Hoffnungsvoll blickte ich den großen, furchteinflößenden Mann an. Vielleicht würde er es sich noch einmal anders überlegen. Vielleicht musste ich nur durch seine Trunkenheit dringen, weil er mit Sicherheit tief ins Glas geblickt hatte.
»Hören Sie mal, damit das klar ist, nicht Sie stellen die Forderungen, sondern ich. Und zwar an Sie. Ich würde vorschlagen, wir gehen in Ihre Wohnung, haben unseren Spaß und vergessen die Tatsache, dass ich Sie eigentlich feuern müsste. Erinnern Sie sich noch an unser Gespräch?«
Natürlich erinnerte ich mich daran. An die Erniedrigung, die seine Berührung nach sich gezogen hatte. Ich schämte mich noch immer für das, was dort passiert war, obwohl mich keinerlei Schuld traf.
Ich antwortete nicht mehr. Was sollte ich denn sagen? Seine Forderung war völlig unmissverständlich formuliert worden. Wenn ich meinen Job behalten wollte, würde ich die Demütigung hinter mich bringen und die Sache war gegessen.
Er machte einen Schritt auf mich zu, wobei er leicht taumelte. Der Alkohol machte ihn unsicher auf den Beinen. Das machte die Sache aber auch nicht besser. Vielleicht sogar schlimmer, weil er für logische Argumente nicht zugänglich war. Wobei ihn die Nüchternheit am vergangenen Arbeitstag auch nicht daran gehindert hatte, mir ungebührlich nahezu kommen.
»Meine Antwort lautet nein«, sagte ich mit überraschend fester Stimme und streckte meinen Rücken durch. Ich erwiderte seinen abschätzenden Blick mit schierer Willenskraft.
Er lachte trocken und drängte mich mit seinem großen Körper gegen die gläserne Eingangstür. »Du willst es also auf die harte Tour, Meghan? Ist für mich kein Problem, wirklich nicht.« Jetzt roch ich seinen alkoholgeschwängerten Atem und würgte. Seine Hand, die sich langsam in Richtung meiner Shorts bewegte, tat ihr Übriges. Ich war kurz davor, ihm ins Gesicht zu kotzen.
Gerade als ich in wachsender Panik das Knie hob, um ihm den Tritt seines Lebens zu verpassen, wurde er so hart nach hinten gerissen, dass er ins Taumeln geriet und auf dem Hintern landete. Sein schmerzerfülltes Stöhnen war neben meinen schnellen Atemzügen das Einzige, was ich zunächst wahrnahm. Dann, als die gleißende Angst allmählich abebbte, entdeckte ich die Silhouette eines Mannes, der Crawford in die Mangel nahm.
Ich schrie laut auf, als Zacharys Faust gegen Crawfords Kinn krachte und ein Schwall Blut aus seinem Mund auf den Asphalt spritzte. Er war nicht in der Verfassung, sich gegen seinen Angreifer zu verteidigen, er hatte viel zu viel getrunken. Und Zachary war mächtig sauer.
Er holte ein weiteres Mal aus, traf diesmal aber das Auge meines Chefs, das sich binnen Sekunden blau verfärbte und eine beachtliche Schwellung aufwies. Nicht ohne Befriedigung schlug Zach ein drittes Mal zu, diesmal folgte ein sattes Knacken Crawfords Nase.
Zachary hatte ihm eben die Nase gebrochen.
Oh, mein Gott.
Ich löste mich endlich aus meiner Schockstarre und warf mich auf meinen Geliebten, der wie von Sinnen auf meinen Chef einprügelte. »Stopp! Das reicht!«
»Tut es nicht!«, brüllte er zurück und holte erneut aus.
Ich griff nach seinem Arm und hielt ihn aus Leibeskräften fest. »Bitte. Du hast mir schon geholfen. Es genügt.« Ich suchte seine goldenen Augen, die fiebrig glänzten.
»Danke, Zach«, murmelte ich, als ich mir sicher sein konnte, dass er sich beruhigt hatte und ließ ihn los. »Wir müssen einen Krankenwagen rufen.«Zachary nickte bloß und hielt sich die Knöchel. Sie waren blutverschmiert und sahen aus, als würden sie wie die Hölle brennen, was sie wahrscheinlich auch taten, wenn man nach Coles zusammengebissenen Zähnen ging.
»Dieses Schwein«, wisperte er immer und immer wieder und bedachte den zusammengerollten Crawford mit verächtlichen Blicken. »Dieses Schwein.«
»Es ist okay«, sagte ich zur Beruhigung und lächelte. »Du hast ihn erledigt. Du hast ihn erledigt.«
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Casual Sex
ChickLitEs ist nur für Zwischendurch. Nichts Ernstes. Nichts Bindendes. Ungezwungener, beiläufiger Sex mit einem attraktiven Mann. Warum hätte Meghan Moore ein solches Angebot ausschlagen sollen? - Meghan tauscht Liverpool gegen London, um ihren neuen Jo...