Kapitel 47

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ATB - Long Way Home

Meghan Moore, Montag, 25. Juli, London Borough of Hunslow

Was sagte man zu der wichtigsten Person in seinem Leben, wenn sie nicht länger die wichtigste Person war? Hey, wie geht es dir? Hab ja gar nicht mit dir gerechnet, wann reist du wieder ab? Ich hatte keine beschissene Ahnung, was ich zu David sagen sollte, also schwieg ich ihn an. Das erschien mir am sichersten. 

»Meghan.«

Ich hob den Blick und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich weiß absolut nicht, was du jetzt von mir erwartest«, gab ich zu und versuchte ein zittriges Lächeln. »Du hättest anrufen sollen. Hiermit hast du mir den Boden unter den Füßen weggezogen.«

Seine hübschen Augen leuchteten auf. »So war das auch geplant. Meinst du, ich lasse mich seelenruhig am Telefon abwimmeln?« Er kreuzte die Arme vor der breiten Brust und lehnte sich zurück. Er betrachtete mich eingehend, worauf ich spürte wie ich bis zum Haaransatz errötete.

»Ich hätte dich nicht...«

»Nein. Du hättest bloß gesagt, ich solle bleiben, wo ich war und dir Zeit geben. Damit dieser andere Typ dir weiter den Kopf verdrehen kann.« Er schnaubte abschätzig. »Über meine Leiche.«

»Wir haben uns getrennt.«

»Oh, stimmt. Wie hatte ich das nur vergessen können?« David verdrehte die Augen.

»Seit wann bist du ein solcher Zyniker?«, fragte ich aufgebracht und atmete tief durch. Die Situation zerrte an meinen Nerven und würde mich in Kürze durch die Decke gehen lassen, wenn ich mich nicht wieder beruhigte.

»Lass mich mal überlegen... Vielleicht, seit du mir das Herz aus der Brust gerissen hast, um darauf herumzutrampeln. Auf hochhackigen Schuhen.«

Okay, jetzt reicht's.

»Sei nicht so melodramatisch, Dave!« Ich sprang auf und funkelte ihn wütend an. »Du hattest deine Gelegenheit gehabt und sie nicht genutzt! Ist das etwa meine Schuld?«

Ich sah, wie er in sich zusammensank und seine Wut verrauchte. »Ich habe eben etwas Zeit gebraucht«, erklärte er leise und sah mich flehend an. »Nun bin ich soweit. Ich bin hier. Habe meine Stelle gekündigt. Was willst du denn noch?«

»Ich habe dich nicht darum gebeten, deinen Job aufzugeben!«, brüllte ich hilflos und stöhnte frustriert auf. »Gott, du machst alles so verflucht kompliziert, David! Wolltest du einen filmreifen Auftritt oder was? Oh, Mann, ich würde dich am liebsten erwürgen!«

Nun stand auch er auf und musterte mich herausfordernd. »Ich werde nicht dabei zusehen, wie ein Wildfremder mir die Frau ausspannt!«

»Ist das der Grund?«, fauchte ich.

»Wofür?« Er wirkte verwirrt.

»Der Grund für deinen plötzlichen Sinneswandel! Weil nur du mich haben kannst, oder?«

David wurde blass um die Nase. »Natürlich nicht...«

»Aber es hat den Ausschlag gegeben, ich verstehe schon.« Entmutigt und ausgelaugt sank ich auf den Stuhl zurück und beobachtete grimmig, wie David es mir nachtat.

Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich liebe dich, Meghan. Deshalb habe ich mich umentschieden. Wenn du nur hier glücklich werden kannst, werde ich bei dir bleiben und dich unterstützen. Ich verspreche es dir.« Er griff nach meiner Hand und nahm sie zärtlich in seine.

Ich starrte wie betäubt auf unsere Hände und dachte an Zachary. Da blieb mir komplett die Luft weg. Ich realisierte nämlich, dass er es war, Zachary, mit dem ich hier zusammensitzen wollte. Dessen Hand ich um meine spüren wollte. Dessen Augen ich beim Aufblicken begegnen wollte. Hergott nochmal! Wieso habe ich nur so lange für diese Erkenntnis gebraucht?

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