Kapitel 14

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Would I Lie To You? - David Guetta, Cedric Gervais & Chris Willis

Meghan Moore, Montag, 19. Juli, London Borough of Hunslow

»Ich bin so fertig«, stöhnte Diana in den Hörer. »Ich habe gerade sämtliche Trainings-DVD's gemacht, die ich Zuhause finden konnte. Herrgott nochmal.« Sie atmete zischend aus. »Aber es hat sich gelohnt. Bald wird meine Taille kein Gramm Fett mehr aufweisen, soviel ist sicher. Und straff werde ich auch noch. Von wegen Omi

Ich für meinen Teil saß in eine Wolldecke gewickelt auf dem Sofa und schaute fern. Seit einer guten Stunde. War sowas wie ein Cool-Down für meine gummiartigen Glieder. Zachary hatte es in sich, zweifellos. Aber das würde ich meiner Schwester ganz gewiss nicht auf die Nase binden. Aus offensichtlichen Gründen. »Nimmst du dir Harveys Gerede ernsthaft so zu Herzen? Das ist doch bloß Quatsch.«

»Nein, nein, er hat schon recht mit seinen Sticheleien. Aber ich werde ihm beweisen, dass auch ältere Frauen sexy sein können.« Sie klang so überzeugt, dass ich die Augen verdrehte. Was hast du getan, Harvey?

»Du bist nicht alt, Diana«, appellierte ich an ihre nicht vorhandene Vernunft. »Harvey zieht dich nur auf!«

»Aber ich bin älter als du und werde früher mit Falten und allem drum und dran kämpfen müssen. Dann wirst du mich fragen können, was man tut, um äußerlich und innerlich jung zu bleiben.«

Ich seufzte entnervt und wechselte das Thema. Hatte ja ohnehin keinen Sinn, weiter mit ihr über den Körper oder das Altern zu diskutieren. Mein bester Freund hatte ihr einen Floh ins Ohr gesetzt und sie drehte am Rad. Irgendwann würde sie das auch wieder sein lassen. »Ich hatte heute meinen ersten Arbeitstag.«

»Oh ja, richtig. Tut mir leid, dass ich nicht schon eher danach gefragt habe.« Sie schien zu trinken. Ich hörte vereinzelte Schluck-Geräusche am anderen Ende der Leitung. Geduldig wartete ich, bis sie wieder da war. »Erzähl doch mal, wie ist es so? Gefällt's dir dort?«

»Es ist...« Ich suchte nach einem geeigneten Wort. »Sehr gewöhnungsbedürftig. Auf keine schlechte Weise, nein, aber...« Eine Handvoll Popcorn fand seinen Weg zu meinem Mund. Ich kaute lautstark, worauf ich fortfuhr: »Es ist einfach verrückt. Alles vollkommen anders, als ich es erwartet hätte. Und mein Chef...ist verdammt jung.«

Diese Aussage war alles, was Dianas Eifer gebraucht hatte. Sofort war sie voll dabei.
»Wie jung? Sieht er gut aus?«

»Und wie«, bestätigte ich und nickte vor mich hin. Er war sehr attraktiv. Aber meine Gedanken kreisten einzig und allein um Zachary. Seine Finger und seine, nun ja, Erektion. Ihn in mir zu spüren, ihn mich ausfüllen zu lassen, das war wahnsinnig gut gewesen. Besser als irgendetwas anderes. Dass mein Chef also gut aussehend war, verblasste in Anbetracht dieser Erinnerung ein klein wenig. Okay, eigentlich vollständig. Aber Diana sollte schon wissen, was sie in Liverpool verpasste.

»Beschreibe ihn. Zackig.«

Ich leerte meine Popcorn-Schüssel und lächelte in mich hinein. Ich hatte sie geködert. Wie immer, wenn es um schöne Männer ging. »Hell. Alles an ihm. Helles Haar, helle Augen, ein heller Teint. Auf seine eigene Art und Weise sehr, sehr faszinierend und attraktiv. Und seine Art...super geheimnisvoll, dominant, lechzt förmlich nach Ehrlichkeit. Ein bisschen eitel... Ich weiß auch nicht. Er wäre jedenfalls sicher dein Typ.«

»Du quälst mich, weißt du das?«, fragte sie weinerlich und seufzte. »Ich setze mich ins Auto und bin in drei Stunden da. Bis dahin hältst du ihn fest und verwehrst ihm jeden Ausgang. Ich hole ihn mir.«

Ein helles Lachen drang aus meiner Kehle. Ich war verdammt ausgelassen.

»Mit dir stimmt doch was nicht, Meggie«, stellte Diana misstrauisch fest. »Hat er dich gevögelt?«

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