Eagulls - My Life In Rewind
Meghan Moore, Samstag, 23. Juli, London Altstadt
»Ob ich...was?«, stammelte ich völlig aus dem Konzept gebracht und starrte Zachary an. Wieso wollte er alldas so dringend wissen? Was brachte es ihm, solche Dinge über mich in Erkenntnis zu bringen? »Ich...« Hilfesuchend schaute ich mich um. Worauf ich hoffte, wusste ich nicht. Vielleicht, dass plötzlich ein feuerspuckender Mann auf einem Dreirad über den Platz bretterte? Okay, das war jetzt aber sowas von kindisch und weit hergeholt. Ich schüttelte den Kopf, um die unreifen Ideen aus meinem Gedächtnis zu vertreiben. Zach hatte mich etwas gefragt, folglich musste ich antworten.
»Ich möchte wissen, ob du David noch immer liebst«, wiederholte er geduldig und ließ mich los. Nun tanzten alle um uns herum, während wir untätig in der Mitte standen und einander ansahen. Die sanften Klänge der Gitarrensaiten beruhigten mich nicht länger, sie reizten mich. Ich wollte nicht über David reden. Nicht hier, nicht jetzt und nicht mit Zachary.
»Inwiefern ist dieses Wissen für dich relevant?«
Er lächelte leicht. »Wir befinden uns in keiner Gerichtsverhandlung. Du kannst einfach auf meine Fragen antworten, ich verurteile dich nicht.«
»Ich weiß es nicht«, platzte es aus mir heraus. Zach wich einen Schritt zurück, weil ich wild mit den Händen herumzufuchteln begann. »Ich habe keine Ahnung, was ich machen würde, wenn er plötzlich vor mir stehen würde. Wahrscheinlich würde er versuchen, mich zurück nach Liverpool zu holen und dann würde ich ihn auf alle Fälle wegschicken. Aber ob ich noch etwas für ihn empfinde? Keine Ahnung. Vielleicht. Und irgendwie glaube ich, dass dich das nicht das Geringste angeht, Zachary. Nichts für ungut, wir hatten einen tollen Tag, aber ich habe das Gefühl, dass du mich in jeder sich bietenden Gelegenheit aushorchst.« Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich laut geworden war und einige Menschen sich nach uns umdrehten. Die Liveband spielte unbeirrt weiter.
Cole blickte mich mit gerunzelter Stirn an, auffallend weiß um die Nase. »Ich habe dir auch alles erzählt.«
»Ach, hast du das, ja?« Ich stemmte die Hände in die Hüften und zog provozierend meine Brauen hoch. »Und was ist dann mit der Cousine x-ten Grades deiner Mom? Ich bin doch nicht blöd, mir war sofort klar, dass du das was unerwähnt gelassen hast, aber habe ich dich deswegen blöd angemacht? Nein. Weil mich dein Privatleben eigentlich nichts angeht.« Damit wandte ich mich von Zachary ab und ging ein paar Schritte in Richtung der Kirche, die die Mitte des Marktplatzes markierte. Zu spät wurde mir bewusst, dass ich mich hier kein Stück auskannte, aber ich wollte mir nicht die Blöße geben, wie ein Hündchen zurückzukehren.
Es dauerte – glücklicherweise – nicht lange, bis Zachary mich eingeholt hatte, und mir den Weg versperrte. Wütend funkelte er mich an. »Du kannst einfach deinen wunderhübschen Mund aufmachen und sagen: – warte, ich diktiere es dir – Tut mir leid, Zachary, aber ich möchte nicht über meinen Ex-Freund reden. Und damit wäre das Thema erledigt gewesen, für's Erste zumindest. Aber nein, du musst natürlich völlig überreagieren, wie es für Frauen deines Formats so üblich ist, nicht? Erst reden, dann nachdenken.«
Ich öffnete den Mund, um zu protestieren, doch da hatte er mich bereits mit dem Rücken gegen eine der kühlen Betonsäulen der Kirche gedrückt und mich damit zum Schweigen gebracht. Aus einem verbalen Schlagabtausch war eine hitzige Kussszene geworden, die alle vorherigen bei Weitem übertraf. Seine Hände waren überall, während meine seine weichen Haare durcheinander brachten. Die Säule in meinem Rücken, presste er sich an mich, ließ mich seine – nun, sagen wir – gewaltige Erregung spüren, womit er mich zum Keuchen brachte.
Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Öffentlicher Ort voller Menschen. Marktplatz. Herrgott nochmal – eine verfluchte Kirche!
»Zachary!«, stöhnte ich, worauf ich ihn von mir stieß und krampfhaft Luft holte. Mein Atem kam unregelmäßig, mein Herz raste, meine Mitte pulsierte hungrig. Was, zum Teufel, sollte das?
Ich zuckte zusammen. Ich sollte so etwas nicht denken, während ich auf geweihtem Boden beinahe ein Stelldichein gehabt hätte.
Zach schaute mich misstrauisch an, als würde er sich auf einen weiteren Ausbruch vorbereiten. Ich für meinen Teil war viel zu fertig, um weiterzustreiten. Aber das bedeutete nicht, dass ich nicht mehr sauer war. Er verschwieg mir Dinge, während er von mir erwartete, ihn über alles aufzuklären. Nein, einfach nein. So funktionierte das nicht.
»Wir sollten sowas nicht hier tun.«
»Ach, nein?« Er grinste schief. »Soviel schien es dir gar nicht auszumachen.«
Ich lief rot an. »Rückwirkend betrachtet schon.«
Er zuckte seine Schultern und blickte zum Kirchturm hoch. »Ich mache mir nicht viel aus Kirchen. Zugegeben, einige sind ziemlich schön, was die Architektur anbelangt, aber Religion? Darauf hat meine Familie mir ein für allemal die Lust verdorben.« Er trat von einem Fuß auf den anderen und betrachtete das hübsche Gebäude voller Abscheu.
»Ich bin auch nicht religiös«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Aber ich habe vor langer Zeit beschlossen, den Glaubensüberzeugungen anderer Menschen respektvoll gegenüberzutreten. Dazu gehört auch, nicht in einer Kirche – oder davor – hemmungslos herumzumachen.« Meine Lippen fühlten sich noch immer völlig geschwollen an. Die Intensität hatte mich fast um den Verstand gebracht.
»Was bedeutet, dass es okay gewesen wäre, wenn wir uns besser unter Kontrolle gehabt hätten?« Schalk blitzte in seinen goldenen Augen auf. Ungläubig schlug ich nach ihm, doch er wich geschickt aus und lachte.
Eine Großmutter in Schwarz warf uns einen säuerlichen Blick zu, worauf Zachary meine Hand ergriff und mich hinter sich herzog.
Wir ließen die Musik hinter uns, ebenso die tanzenden Menschen und den Bäcker. Allmählich kam der Parkplatz wieder in Sicht, während der Himmel sich violett verfärbte. Mir blieb fast die Luft weg.
»Wunderschön«, hauchte ich, noch immer in den Anblick versunken, als Zachary mir auf das Motorrad half und mir den Helm aufsetzte. Sein Rucksack befand sich wieder auf meinem Rücken.
Er schaute mir für ein paar Sekunden in die Augen, worauf er sich auf die Bonneville schwang und den Motor zum Leben erweckte.
»Nur damit du's weißt...«, murmelte ich leise. »Ich bin immer noch sauer auf dich.«
»Okay.« Er lachte rau. »Lass mich dich nach Hause bringen, dann kannst du von mir aus gern weiterschmollen. Du bist auch dabei unverschämt sexy.«
Widerwillig grinste ich. »Ich hasse dich.«
»Du liebst mich.«
Und da fragte ich mich, ob er damit nicht vielleicht richtig lag.
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Casual Sex
ChickLitEs ist nur für Zwischendurch. Nichts Ernstes. Nichts Bindendes. Ungezwungener, beiläufiger Sex mit einem attraktiven Mann. Warum hätte Meghan Moore ein solches Angebot ausschlagen sollen? - Meghan tauscht Liverpool gegen London, um ihren neuen Jo...