Kapitel 52

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Selena Gomez - Only You

Meghan Moore, Donnerstag, 28. Juli, London

Es regnete.

Und die kalten Regentropfen vermischten sich mit den warmen Tränen, die mir über die Wangen liefen, als hätte jemand einen Hahn aufgedreht. Warum heulte ich eigentlich so jämmerlich? Weil Zachary sein wahres Gesicht gezeigt hatte? Oder weil ich das Gefühl hatte, etwas ganz Wichtiges zu verlieren, indem ich zu David zurückkehrte und so tat, als wäre es zwischen uns niemals zu dem Bruch gekommen, den es nun einmal gegeben hatte?
Denn das würde ich tun.

Ich glaube, dass ich vor allem Angst hatte.

Vor einer Liebe, die ich nicht halten konnte, und vor einer Liebe, über die ich nicht hinwegkommen wollte. Noch nicht. Obwohl Zachary mir klargemacht hatte, dass er mich niemals lieben würde, ohne zu wissen, dass ich alles mitgehört hatte.

Nun wusste er es ja.

Und jetzt? Jetzt verhielt er sich geradezu eifersüchtig, als ob er mir beweisen wollte, dass er etwas für mich empfand. Aber wenn dem so wäre, hätte er dann diese ungeheuren Dinge zu dieser Lydia gesagt? Das wagte ich zu bezweifeln.

Ein paar wenige Straßen von meiner Wohnung entfernt, rutschte ich auf einem durchnässten Taschentuch aus und fiel auf meine Knie. Mein Aufschrei durchdrang die Nacht wie eine finstere Vorahnung. Der Schmerz war erträglich, er half mir sogar dabei, einen klaren Kopf zu bewahren. Ich ließ mir Zeit und richtete mich nur langsam auf.

Wieso war ich überhaupt zu Zachary gegangen? Wollte ich wirklich den Segen für eine Beziehung mit David von dem Mann, der mir tatsächlich etwas bedeutete? Nicht, dass Dave das nicht länger tun würde, aber ich hatte mich an ein Leben ohne ihn gewöhnt. Mir war es gut gegangen. Dass er mir nichts, dir nichts vor meiner Tür stand, war eine Überraschung gewesen. Eine angenehme zwar, ich hatte noch immer viel für ihn übrig, aber hatte ich Liebe empfunden, als ich ihn wiedersah? Oder war es lediglich die Freude über das plötzliche Treffen eines langjährigen Bekannten gewesen? Ich tippte auf Option zwei.

Aber ich wollte ihn nicht enttäuschen. Und schon gar nicht verletzen.

Und doch fand ich es, gelinde gesagt, etwas dreist, mir eine solche Verantwortung aufzubürden. Die Verantwortung für seinen Neuanfang, für das Kündigen seines Jobs, für sein Fortgehen aus Liverpool, um wieder mit mir zusammen zu sein.

Wenn ich ihn nun zurückschicken würde, würde er mir das niemals verzeihen. Das wusste ich. Er würde mir für den Rest seines Lebens Vorwürfe machen.

Aber das Schlimmste an alledem war, dass ich gerade eben Zachary Cole aus meinem Leben verstoßen hatte. Dass ich ihn wahrscheinlich nie wiedersehen würde. Und während mein Herz mit dünner, krächzender Stimme in der Dunkelheit dieser Vorstellung schrie, fand mein Verstand, dass ich genau das Richtige getan hatte. Dass es so für alle leichter werden würde.

Ich würde zu David zurückkehren und Zachary sein Junggesellenleben weiterleben. Als wären wir uns nie begegnet, als hätten wir nicht unzählige Male miteinander geschlafen und als hätten wir nicht all die wundervollen Momente geteilt.

Es betrübte mich. Aber ich würde ihn wieder abweisen. Einerseits, weil er mich nicht wirklich wollte, das konnte er gar nicht, nach dem Gespräch, das ich belauscht hatte, wusste ich das, und andererseits, weil es so schlichtweg besser war. Besser für David und mich. Das versuchte ich mir jedenfalls einzureden.

Und so stand ich hier nun. Bis auf die Knochen durchnässt und zitternd, auf eine Eingebung wartend, die mein Leben wieder lebenswert machen würde. Aber sie kam nicht. Sie...

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