Kapitel 3

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24 K Magic - Bruno Mars

Meghan Moore, Freitag, 15. Juli, London Borough of Hunslow

»Bitte was?« Diana sah ziemlich schockiert aus. »Ausgerechnet ich soll herausfinden, weshalb Harvey - und ich möchte an dieser Stelle noch einmal erwähnen, dass wir hier von Harvey sprechen - sich nicht auf ernsthafte Beziehungen zu Frauen einlässt, sondern nur mit ihnen schläft? Habe ich das treffend zusammengefasst?«

Harvey war vor wenigen Minuten aufgebrochen, uns irgendetwas Essbares aufzutreiben, da ich mit Ausnahme der Nutella nichts mit mir genommen hatte. Obwohl ich hätte schwören können, dass ich irgendwo einen Brotlaib untergebracht hatte, doch ich befürchtete, dass ich diesen erst ausfindig machen würde, wenn er halb verwest war. Also bat ich meinen besten Freund mit seinem Wagen zum Einkaufen zu fahren.

Na ja, es ging in Wahrheit weniger um unsere körperliche Verpflegung, als um seinen seelischen Zustand, den ich unbedingt mit meiner Schwester hatte besprechen wollen, da diese ihn bekanntlich bereits auf seinem berühmten Gebiet kennengelernt hatte... Langsam fragte ich mich wirklich, ob ich nicht tatsächlich die Einzige war, die nicht mit Harvey geschlafen hatte.

»Du hast ihn heute nicht erlebt«, warf ich wehmütig ein, während ich an einem Loch in meiner Jeans knubbelte. »Er hatte einen so mitleiderregenden Ausdruck im Gesicht...« Ich erschauderte.

Diana begnügte sich mit einem lustlosen Gähnen. »Das musst du dir eingebildet haben, Meghan. Nichts gegen Harvey, ich mag ihn ja eigentlich, und er ist dein bester Freund, aber er ist und bleibt ein Bad Boy, der es darauf anlegt, tagtäglich eine neue Frau flachzulegen.«

Ich wollte gerade protestieren, als sie ein
»Im übertragenen Sinne« hinzufügte.

»Das kann schon sein«, räumte ich widerwillig ein und seufzte auf. »Aber das muss doch einen Grund haben. Irgendeine Quelle, von der niemand etwas weiß. Schließlich ist so ein Verhalten unter gar keinen Umständen normal.« In Büchern gab es ihn immer - den tragischen Auslöser. Und ich war fest davon überzeugt, dass auch Harvey keine Ausnahme darstellte. 

Meine Schwester zog beide Augenbrauen in die Höhe. »Meghan, das ist für ihn normal. Er tut damit niemandem weh, und zwingt auch niemanden dazu, es ist sein persönliches Ventil. So kann er Stress und Wut abbauen. Und weil er keine feste Beziehung auf die Reihe kriegt, schläft er mit einer Frau nach der anderen, damit er sich nicht so einsam fühlt. Was ist daran so schwer zu verstehen?«

Ich starrte sie einfach nur an. »Aber das ist doch furchtbar furchtbar.«

»Wie man es nimmt.« Diana zuckte leicht mit den Schultern und fuhr sich schließlich mit den Fingern durch ihre glänzenden Haare, die auf den zweiten Blick etwas fettig wirkten. »Ich gehe jetzt duschen, Schwesterherz. Gibt es schon warmes Wasser?«

»Ja«, antwortete ich, immer noch ziemlich bestürzt. »Schon seit einer ganzen Weile.«

»Gut.« Zufrieden griff sie nach ihrem kleinen Trolley und verschwand im weiß gekachelten Badezimmer, das ich vor einigen Stunden bereits bestaunt hatte. Die Hälfte der Arbeit hatten wir hinter uns. Morgen würden wir die größeren Möbel zusammenbauen, und dann...dann würde ich meine Helfer auf einen guten Drink in irgendeine kleine, gemütliche Bar einladen. Vielleicht gab es so etwas ja sogar in der Nähe. 

Ich sollte Alessia danach fragen, dachte ich, den Kopf gegen die kahle, weiße Wand gelehnt. Sie weiß sicher von Clubs in der Nähe und kann mir weiterhelfen. 

Außerdem würde ich der Harvey-Angelegenheit gebührend auf den Grund gehen. 

Zachary Cole, Samstag, 16. Juli, ZC's 

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