Laurel - To The Hills
Meghan Moore, Dienstag, 26. Juli, London Borough of Hunslow
Ich schloss ziemlich schnell mit der Sache ab. Wirklich. Auf dem Heimweg liefen mir noch die Tränen über die Wangen - was mir (kurz gesagt) sehr unangenehm war, da viele Menschen auf dem Weg zur Arbeit waren -, während ich Zuhause bereits ruhiger wurde. Ich verdrängte den Schmerz, den mir Zacharys Geständnis verursacht hatte, und ersetzte ihn durch eine Art eiserne Entschlossenheit.
Ich war nicht allein. Ich hatte David. Die Affäre mit Zachary war eine gute Zeit gewesen, eine Zeit, die ich für immer in Erinnerung behalten würde, aber wir hatten eine Abmachung getroffen. Keine Beziehung. Das hier war bloß das Resultat einer dumme Schwärmerei, die sich eben aufdrängte, wenn man einem Menschen so verdammt nahe kam. Und wenn ich jemals einem Menschen nahe gekommen war, dann Zachary Cole.
Seufzend ging ich in die Küche, um mir das Wasser zu holen, das ich vorhin nicht mehr hatte trinken können, und fand einen kleinen weißen Zettel vor, der mit Tesafilm an den Kühlschrank geklebt war. Darauf prangte eine Nummer. Hatte Dave etwa seine geändert, seit ich mich in London befand? Plötzlich, als ich mit der Tatsache konfrontiert wurde, dass ich noch immer eine Chance hatte, zu David zurückzukehren, spürte ich Zweifel aufkommen.
Wollte ich das denn überhaupt?
Ich war mir nicht sicher.
Für Zachary hegte ich eine Leidenschaft, die mich von innen heraus verbrannte, meine Gefühle für David hingegen schienen abgeflaut zu sein. Endgültig. Und trotzdem war der Gedanke, sich in liebende Arme zu werfen, um Zuflucht zu suchen, ziemlich verlockend. Ich kannte ihn. Und vielleicht würde ich meine Liebe zu ihm mit der Zeit wiederfinden und erneuern. Wenn man jemanden einmal geliebt hat, sollte man es doch ein zweites Mal bewerkstelligen können, oder nicht?
Ich ignorierte die Tatsache, dass ich bereits auf dem Weg zur Arbeit sein müsste geflissentlich und wählte die von David aufgeschriebene Nummer mit schwitzigen Händen. Was ich ihm sagen sollte, nachdem ich ihn gestern Abend sitzengelassen hatte? Keine Ahnung . Aber das wir reden mussten, war völlig klar.
Er hob nach dem dritten Klingeln ab, klang dabei aber sexy verschlafen. Und trotzdem spürte ich kein Kribbeln, so wie damals, oder zumindest ein kurzes Stocken meines Herzens, nichts.
»Ich bin es.«
»Ich weiß.«
»Tja...« Ich suchte nach den richtigen Worten. »Das mit gestern tut mir leid. Ich hätte nicht einfach so abhauen dürfen, das war alles andere als...okay.«
»Da hast du wohl recht«, entgegnete er in einem ernsten Tonfall, klang aber eher matt als einschüchternd.
»Hat es sich wenigstens gelohnt?« Jetzt sprach die Eifersucht aus ihm. Ich biss die Zähne zusammen.»Ehrlich gesagt«, fuhr ich seufzend fort und starrte auf meine Füße.
»Würde ich dich gerne noch um etwas Zeit bitten. Wenn du verstehst, was ich meine. Ich muss einfach...Ich muss mich irgendwie sortieren, muss mir über meine Gefühle im Klaren sein, wenn ich eine Entscheidung treffen soll. Bitte, Dave. Schreib mich noch nicht ab. Nicht völlig.«Am anderen Ende der Leitung herrschte für einen Moment Totenstille. Dann fragte er mit leiser, trauriger Stimme: »Bleibt mir denn eine andere Möglichkeit, Meggie? Ich werde nicht eher von hier weggehen, als du mich davon überzeugt hast, dass du mich nicht mehr liebst.«
»O-okay«, stotterte ich und atmete tief durch. »Aber wenn...wenn ich...«
»Dann werde ich kapitulieren. Aber erst dann. Keine Sekunde vorher.«
»Wo hast du heute Nacht geschlafen?«, fragte ich schließlich um das Thema zu wechseln. Die Anspannung, die stille Erwartung, mit der er mich quälte, all das machte mich verrückt.
»In einem Hotel, ganz in der Nähe deines Viertels. Wenn du mich sehen willst, brauchst du es nur...«
»Zeit, David. Ich brauche Zeit.«
»Natürlich.«
»Das heißt nicht, dass ich dich nicht sehen will...«, versuchte ich zu retten, was noch zu retten war, doch vermutlich zu spät. »Es ist bloß so, dass ich glaube, dass ich auf Distanz besser über alles nachdenken kann. Über uns.« Ich bezweifelte stark, dass er meine Gedankengänge in irgendeiner Hinsicht nachvollziehen konnte, so schnell wie sich alles in meinem Kopf überschlug, aber da er nicht sofort protestierte, konnte ich einfach weiterreden. »Du bist mir wichtig. Das musst du wissen. Das Problem ist, dass ich nicht weiß, ob ich dich noch liebe...«
»Oder diesen Barbesitzer, schon klar«, keifte David. Dann wurde er wieder ruhiger. »Hör zu. Du kriegst deine Zeit, wenn du sie so unbedingt brauchst. Ich wollte für dich kämpfen, doch ich bezweifle, dass du das überhaupt willst. Und da ich dich und deine Entscheidungen respektiere, erwarte ich, dass du mich im Gegenzug ebenso respektierst und auf Ehrlichkeit setzt.«
»Ich...ich danke dir, dass du mich zu verstehen versuchst«, sagte ich anerkennend.
»Das ist es ja, Meggie. Ich verstehe dich sogar zu gut. Gut genug jedenfalls, um zu merken, dass der andere Kerl dir etwas bedeutet. Das tut weh, ich will dich nicht belügen, aber ich könnte niemals damit leben, der Zweite zu sein. In Anbetracht dessen, was wir erlebt und geteilt haben, erscheint es mir völlig unfassbar, wie du so plötzlich hast den Kopf verlieren können, aber wenn es so ist...werde ich es wohl oder übel akzeptieren müssen. Also denke scharf nach und melde dich dann. Und trotz allem: Ich liebe dich, Meghan.«
Dann legte er auf.
Mit gemischten Gefühlen machte ich mich eine Viertelstunde später auf den Weg zur Arbeit.
Zachary Cole, Dienstag, 26. Juli, ZC's
»Sie weiß also alles?«, fragte Derek mit zu engen Schlitzen verengten Augen und seufzte tief. »Das ist ziemlich heftig, Zach.«
»Sie weiß längst nicht alles«, berichtigte ich seine Annahme und schüttete mein Bier auf Ex hinunter. Was mit Meghan geschehen war, hatte mich ziemlich aus dem Konzept gebracht. Und ich wusste absolut nicht, was ich tun sollte, sodass ich nun einen meiner besten Freunde behelligte. »Sie hat lediglich gehört, wie ich mich abfällig über unsere Beziehung, die gar keine ist, ausgedrückt habe. Aber was hätte ich tun sollen? Ich hab Lydias Anruf nicht erwartet und ihre Fragerei hat mich nervös gemacht. Da hab ich alles Mögliche gesagt, um ihr klarzumachen, dass ich keine Gefühle für Meghan habe. Was nicht stimmt.«
»Aber sie denkt das, ich versteh schon. Gott, was für ein Schlamassel.«
»Ja.«
»Und wenn du ihr die Wahrheit erzählst?«
»Spinnst du?«, zischte ich und starrte ihn entgeistert an. »Dann würde sie erst recht nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.«
»Glaubst du wirklich? Meghan hat ein gutes Herz.«
»Gutes Herz hin oder her, was ich getan habe...wozu Lydia mich genötigt hat... Wenn ich ihr das sage, wird sie mich erst recht verlassen. Soviel ist sicher. Hilf mir, Derek«, flehte ich.
»Wie soll ich dir denn helfen, Zach? Ich würde ja gerne, aber die Situation ist verdammt scheiße. Ich meine, klar, du willst Meghan deine Gefühle gestehen, aber wie verheimlichst du das Lydia? Sie hat ihre Augen und Ohren so gut wie überall, damit kommst du nicht durch. Und dann? Dann verlierst du erstens das Dokument, mit dem du deinen Vater finden könntest - sollte Lydia es endlich herausrücken -, und deine Geldquelle ist fort.« Derek rieb sich die Augen, die von der durchzechten Nacht gerötet waren.
Mir hingegen zog sich der Magen zusammen. Derek hatte recht. Und trotzdem wollte ich die Frau meines Lebens nicht so einfach gehen lassen. Sie hatte mir Hoffnung auf eine bessere Zukunft gegeben. Und ich wollte jene Hoffnung nicht aufgeben.
Sie durfte mich nicht verlassen.
-
Ich muss nur noch heute zur Schule, dann sind Ferien! *-*
Gehabet euch wohl, meine Kinder!
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Casual Sex
ChickLitEs ist nur für Zwischendurch. Nichts Ernstes. Nichts Bindendes. Ungezwungener, beiläufiger Sex mit einem attraktiven Mann. Warum hätte Meghan Moore ein solches Angebot ausschlagen sollen? - Meghan tauscht Liverpool gegen London, um ihren neuen Jo...