Kapitel 61

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Shout - Tears For Fears

Meghan Moore, Freitag, 29. Juli, London

Das Gefühl meiner Nägel, die über ihre Haut kratzten, war schlicht und einfach befriedigend. Machte mich das zu einem schlechten Menschen? Nun, das war etwas, womit ich in der Gegenwart einer manipulativen Schlange durchaus umgehen konnte.

Ihr kurviger Körper fühlte sich unter meinem recht stark an, ihre Muskeln waren ausgeprägt, hätte ich sie mit meinem Angriff nicht überrascht, hätte ich nicht den Hauch einer Chance gehabt. Nun aber, da ich auf ihr lag und ihr das schöne Gesicht zerkratzte, konnte ich aufs Ganze gehen, oder nicht?

Ich setzte mich auf, holte aus und schlug ihr mit voller Wucht ins Gesicht. Der schockierte Blick, mit dem sie mich bedachte, ließ mich breit grinsen. »Das wirst du noch bereuen«, zischte sie mit vor Wut bebender Stimme, während sich ein hübscher roter Fleck auf ihrer Wange ausbreitete.

»Ich kann es kaum erwarten«, erwiderte ich schulterzuckend und holte ein zweites Mal aus.

Ich kam allerdings nicht dazu, noch einmal zuzuschlagen, denn Zachary löste sich aus seiner Starre, trat auf uns zu, legte mir seine Hände um die Taille und zog mich sanft aber bestimmt von seiner elenden Ex weg. Ich wagte ein paar halbherzige Versuche, mich aus seiner Umklammerung zu befreien, gab aber nach ein paar wenigen Sekunden auf. Meine rechte Hand pulsierte schmerzhaft. Wieso hatte mir niemand gesagt, dass es so wehtat, jemanden zu schlagen?

»Was auch immer in dich gefahren ist«, flüsterte er mir ins Ohr, »wird uns nicht dabei helfen, friedlich mit dieser Sache abzuschließen.«

»Ja, du hast recht«, flüsterte ich zurück und lehnte mich geschafft an seinen durchtrainierten Körper. »Vielleicht sollten wir...« Ich verstummte, als ich Zacharys Erektion an meinem Hintern spürte. »Was zur Hölle?«

»Ich weiß schon, was du sagen willst, aber lass es, du machst es nur noch schlimmer«, schnitt er mir das Wort ab und trat einen Schritt zurück, um sich und seine Erregung aus der Gefahrenzone, zu der sich meine Lust entwickeln könnte, zu schaffen.

Indessen kam Lydia schwer atmend auf die Beine und klopfte sich den Schmutz von der Kleidung. Wenn ich jemals einen attraktiven Menschen gesehen hatte, dann war es genau diese Frau. Ihr seidig glänzendes Haar war zerzaust, ihr Lippenstift verschmiert, und trotzdem war sie so umwerfend schön, dass mir vor Neid ganz übel wurde.

Überrascht stellte ich fest, dass sie ein Lächeln aufgesetzt hatte. Kein ehrliches, aber dennoch ein Lächeln. Sie kam auf mich und Zachary, der noch immer unmittelbar hinter mir stand, zu und kniff ihre Augen zusammen.

»Ich glaube, du hast deinen Standpunkt ganz besonders deutlich gemacht«, meinte sie und unterstrich ihre Worte mit einer wegwerfenden Bewegung ihrer schlanken Hände. Ich konnte förmlich vor mir sehen, wie sie den jungen Zachary Cole mit ihrer Sinnlichkeit bezirzte, um ihn für ihre Zwecke zu manipulieren und biss meine Zähne fest aufeinander. Ich durfte nicht wieder ausflippen. »Die Sache ist die«, fuhr sie ungerührt fort und strich sich eine ihrer Strähnen hinters Ohr, »dass mich dein Anliegen nicht im Geringsten interessiert, Herzchen«, wandte sie sich an mich und lachte perlend auf. »Ich hatte einen Deal mit Zachary.« Ihr Blick schweifte für einen Moment in Zacharys Richtung, wurde weich, dann wieder hart, bevor er sich wieder auf mich richtete. »Cole hat sich nicht daran gehalten, was bedeutet, dass ich meine Drohung wahrmachen muss. Wollt ihr vielleicht auf einen Kaffee reinkommen? Ich habe auch Kuchen.«

Ich atmete tief ein und aus, ein und wieder aus, darauf wartend, dass meine unbändige Wut endlich verebbte und ich wieder klar denken konnte, aber dieser Zustand trat nicht ein. Ganz gleich, wie sehr ich mich auch anstrengte, mein Hass wurde von Sekunde zu Sekunde nur größer.

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