Kapitel 64

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Another's Arms - Coldplay

Zachary Cole, Samstag, 30. Juli, Metropolitan Police London

Es machte mich verdammt nervös, völlig auf mich allein gestellt in dem kahl eingerichteten Verhörraum der Metropolitan Police auf einem unbequemen Stuhl aus Metall zu sitzen und über das nachzudenken, was vor mir lag. Aber genau das war es vermutlich, was die Polizisten dazu antrieb, ihr Kommen hinauszuzögern. 

Sie glaubten sicher, meine Nervosität würde mich schon zum Reden animieren, aber da hatten sie sich gewaltig geirrt. Wenn sie dich verhören, verweigerst du die Aussage. Das hatte Meghan von mir gewollt und ich würde ihr gehorchen. Wobei ich mir nicht ganz sicher war, was sie damit bewirken wollte, aber ich schätzte, dass sich dies in den kommenden Stunden herausstellen würde. 

Als die Tür schließlich aufschwang und ein älterer Mann von beachtlicher Größe und breiten Schultern mit einem Lächeln auf den Lippen hereinkam, zuckte ich vor Schreck zusammen und setzte mich sofort aufrechter hin. 

Sein Lächeln wurde, wenn dem überhaupt möglich war, noch breiter, als er mir gegenüber Platz nahm und seine Arme auf dem Tisch ablegte. Ich sah sehr deutlich, wie seine Dienstwaffe seine Jacke ausbeulte, zwang mich allerdings, den Blick abzuwenden. Stattdessen richtete ich ihn auf das interessante Gesicht meines Gegenübers, ein freundliches Gesicht, durch dessen Wange eine hässliche, gezackte Narbe verlief. Das untermauerte meinen Eindruck von ihm zusätzlich. 

Er war ein harter Kerl mit einem weichen Herz. 

Es würde sich noch herausstellen, wie hart oder weich er tatsächlich sein konnte. 

»Zachary Cole«, begann er und unterzog mich einer Musterung, die einer Leibesvisitation schon sehr nahe kam, und reichte mir schließlich seine Hand. »Ich bin Sergeant Isaiah Landon.«

Ich nickte ihm zu, ohne etwas zu sagen. 

Er schien mit dieser Reaktion gerechnet zu haben. »Tut mir sehr leid, dass Sie so lange haben warten müssen, aber wir sind nachts besonders beschäftigt.«

Aber sicher, spottete ich innerlich und nickte ein zweites Mal. 

»Sie wissen wohl, warum Sie hier sind.«

Ah, ein Test, dachte ich. »Nein, das weiß ich nicht, Sergeant«, erwiderte ich mit einem leisen Lächeln in der Stimme, das ihm signalisieren sollte, dass ich völlig gelassen war. Dass mich das Ganze völlig cool ließ. 

»Na ja, das ist eine lange Geschichte.« Er beugte sich zu mir vor, als würde er mir etwas anvertrauen und senkte die Stimme.
»Man hat eine Leiche gefunden. Im Wald, ziemlich gut versteckt, da muss jemand tief gegraben haben. Todeszeitpunkt unbekannt, muss allerdings, dem Zustand des Leichnams nach, schon ein paar Jährchen zurückliegen.«

»Was genau hat das mit mir zu tun, Sergeant?«, fragte ich und legte grinsend den Kopf schief. »Glauben Sie, dass ich in meiner Freizeit Leichen vergrabe?«

»Das ist es ja«, meinte er nachdenklich und blickte mir tief in die Augen. 

Mein Magen drehte sich um, mein Herzschlag beschleunigte sich. 

»Nicht ich bin es, der das glaubt, sondern eine gewisse Lydia Davidson, die uns den Hinweis auf den Fundort der Leiche hat zukommen lassen. Mit der Information, es gäbe eine Videodatei, die Sie dabei zeigt, wie Sie Ihren vor Jahren verschollenen Mann umbringen.«

»Ach?«, fragte ich, wütend über die Unverfrorenheit Lydias. »Und wieso hat sie diese angebliche Videodatei dann zurückgehalten? Halten Sie das nicht für verdächtig? Ich dachte, es wäre Ihr Job, solche Dinge herauszufinden und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.«

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