Kapitel 20

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Party Monster - The Weeknd

Zachary Cole, Freitag, 22. Juli, vor dem Firmengebäude von Jeffrey-Charles & Sons

Ich war zu früh dran. Was mich nicht allzu sehr wunderte, schließlich war ich es gewesen, der unbedingt eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Termin losfahren musste, obgleich ich wusste, dass die Fahrt um die fünfzehn Minuten beanspruchte. Im Feierabendverkehr. Und es gab noch keinen. 

Ungeduldig trommelte ich mit den Fingern auf dem Lenkrad meines Wagens herum, während ich das Gebäude vom Parkplatz aus in Augenschein nahm. Erst gestern war ich hier gewesen, als ich Meghan nach einer schier unerträglich langen Zeit endlich wiedergesehen hatte. Sie war sauer gewesen. Und hatte dabei unsagbar scharf ausgesehen. Nicht dass ich ihr das sagen würde. Eifersucht war für mich schon immer etwas Erdrückendes, Unangenehmes und Unnötiges gewesen. Aber Meghan Moore, deren Augen vor unterdrückter Wut förmlich Funken sprühten - das war ein Anblick, der alles wieder wettmachte. 

Unbehaglich rutschte ich auf dem Sitz herum, weil ich aufgrund der bloßen Erinnerungen an meine Partnerin plötzlich einen Druck in der Lendengegend verspürte. Das war nicht gut. Gar nicht gut. Das Letzte, das ich wollte, war es, mit einem verfluchten Ständer in das Kundengespräch zu marschieren. Wenn Christina mich so sah, wäre ich wahrscheinlich schneller wieder draußen, als ich gucken konnte. 

Auch wenn ich nicht den Eindruck hatte, dass sie mich übermäßig unsympathisch fand. Aber wer wusste das schon? Unberechenbare Menschen sollten mit besonderer Vorsicht gehandhabt werden. 

Ich stieg energisch aus dem Auto und warf die Tür hinter mir mit einem Knall zu. Anschließend schloss ich es ab und steuerte den Eingang JC&S an. Dann kam ich eben ein paar Minuten zu früh. Na und? 

»Zachary?«, rief jemand überrascht, worauf ich eilige Schritte hinter mir hörte. 

Im Vorhaben, den Sprecher ausfindig zu machen, drehte ich mich zu ihm um und erstarrte mitten in der Bewegung. Nein, stöhnte ich innerlich. Bitte, Gott, verschone mich. 

»Hallo, Zach«, flötete Jasmine Oakley mit einem teuflischen Grinsen im hübschen Gesicht und zwinkerte mir zu. Sie hatte ihre anfängliche Überraschung schnell überwunden. 

Im Gegensatz zu mir. Ich starrte sie weiterhin einfach nur an. Das letzte Mal, dass ich das Vergnügen hatte, sie wiederzusehen, hatte sie mich mit Limonade übergossen. Unwillkürlich hielt ich nach infrage kommenden Flüssigkeiten Ausschau, wurde aber nicht fündig. 

Ich atmete auf. Immerhin etwas. 

»Es überrascht mich, dich hier zu sehen«, sagte ich schließlich und bemühte mich um eine undurchdringliche Fassade. Sofort kam mir Meghans Beobachtung in den Sinn. Dass ich nicht so unnahbar war, wie ich tat. Tja, das würde sich jetzt wohl zeigen. 

»Bist du denn nicht meinetwegen hier?« Sie schmollte. »Ich hatte mich schon gefreut, dass du dich bei mir entschuldigen möchtest. Aber, nun ja, was erwartet man von Zachary Cole?« Sie verzog die vollen Lippen zu einer Grimasse. »Der Zug ist abgefahren, sagen wir es mal so.«

»Jasmine?« Eine tiefe Stimme erklang. Ein blonder, attraktiver Mann gesellte sich zu uns und fixierte mich mit seinen eiskalten Augen. »Wer ist das?«

»Das?« Sie lachte spöttisch. »Ein Freund. Nur ein guter Freund, nicht wahr?«

Ich achtete nicht länger auf die offensichtliche Spitze, die sie jeder ihrer Aussagen verpasste, sondern musterte den Mann, von dem eine unnatürliche Helligkeit ausging, ausgiebig. Sein Aussehen verlieh ihm etwas Unvergessliches und es passte mir gar nicht, dass er scheinbar mit Meghan in dieser Firma arbeitete. Ob die beiden sich kannten? Und wenn ja, wie reagierte sie auf seine Blicke? Und wieso interessierte mich das überhaupt?

»Schön, dich getroffen zu haben, Jazzy«, sagte ich lächelnd und wandte mich an den blonden Gott, den ich auf Anhieb unerträglich fand. »Und mit wem habe ich hier die Ehre?«

Er machte sich nicht die Mühe, mir zu antworten. Stattdessen verkündete er etwas, das mich völlig unvorbereitet traf.
»Haben Sie irgendwo einen Termin?«

»Woher wollen Sie das wissen?«

»Tja, nun.« Er fuhr sich durch das perfekt frisierte Haar. »Ein aufmerksamer und guter Chef kennt all seine Angestellten.« Dann würdigte er mich keines Blickes mehr, legte seine große Hand auf Jasmines Hintern und führte sie zu seinem Wagen. Einer Limousine, die sich sehen lassen konnte. 

Jasmine fungierte also als Flittchen. Das war die eine Feststellung - die andere lautete folgendermaßen: Mr. Crawford, Meghans Arbeitgeber, war ein viel zu attraktiver Kerl. Nie zuvor im Leben hatte ich mich bedroht gefühlt. Wirklich nie. Aber jetzt...jetzt war ich ziemlich aufgewühlt. Und verstand die Gefühle nicht, die ihn mir heranwuchsen. 

Ohne weiterhin dumm aus der Wäsche zu schauen, betrat ich das verdammte Gebäude. Ich würde Meghan über Mr. Crawford ausfragen müssen. Und bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit mein Revier markieren. Trotz all der Vorbehalte, die ich hatte. Meghan gehörte mir. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt - und das würde dieser Snob erfahren. 

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