Kapitel 8

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Cold Water - Justin Bieber & Major Lazor

Meghan Moore, Sonntag, 18. Juli, London Borough of Hunslow

»Wie geht es unserem Sonnenschein heute?« Harvey ließ sich mir gegenüber auf einen der hölzernen Küchenstühle fallen und grinste mich so dermaßen breit an, dass ich das Bedürfnis verspürte, ihm in den Hintern zu treten. Mehrmals.

Aber ich riss mich zusammen und nippte weiter an meinem Kaffee, der koffeinhaltiger nicht hatte werden können. Ich hatte mich heute besonders ins Zeug gelegt. Man musste nämlich einräumen, dass ein sehr starker Kaffee das einzige Mittel war, mich nicht auf Autopilot durch die Gegend streifen zu lassen. Ich hatte keinen blassen Schimmer was der verdammte Barkeeper mir in den Drink gemischt hatte, aber es war unglaublich stark gewesen. Was der peinliche Zwischenfall mit Zachary Cole (hieß er wirklich Cole?) unter Beweis stellte.

Nun gut, er hatte sich auch nichts zu Schaden kommen lassen, aber im Normalfall war ich durchaus in der Lage, grapschende Hände von meinem Körper fernzuhalten. Ganz egal, wie attraktiv und männlich sie sein mochten. Und wie gut sie sich auf mir anfühlten...

Stopp. Jetzt reicht es einfach.

Ich übertrieb es mit meiner Fantasie wahrscheinlich. Jeder wusste, dass man unter Alkohol oder Drogen allerlei Dinge wahrnahm, die nicht im Entferntesten an die Wahrheit grenzten. So musste es auch mit der kranken Faszination sein, die mich jedes Mal aufs Neue überfiel, sobald ich an Zachary dachte. Das war doch mal eine plausible Erklärung.

Zufrieden leerte ich den Becher und seufzte genießerisch auf. »Das hatte ich gebraucht.«

Harvey musterte mich spöttisch. »Du siehst echt scheiße aus. Nichts für ungut, aber Alk bekommt dir nicht.«

»Der Kater auch nicht«, entgegnete ich kein bisschen beleidigt und schlurfte zur Spüle.
»Aber weißt du was, du hättest mir meinen Spaß gönnen sollen.«

»Wie bitte?« Er klang ehrlich entsetzt.

Ich verdrehte die Augen. »Na, komm schon, Harvey. Es war nur ein Kuss.«

»Nur ein Kuss?« Er stützte seine Ellenbogen auf der Tischplatte, während ich lustlos den Becher reinigte. Der restliche Kaffee floss dunkel in den Abfluss. Und ich verspürte wieder die Lust auf einen neuen. Würde sich einrichten lassen. »Das war Tanz-Sex. Danach wäre es direkt in sein Bett gegangen. Falls dieser schmierige Kerl so etwas überhaupt besitzt.« Er verzog angewidert das Gesicht. »Bist du ernsthaft kein bisschen dankbar?«

Ich setzte gerade zu einer besänftigenden Antwort an, als Diana beschwingten Schrittes die Küche betrat. Ihre Füße steckten in schwindelerregenden Sandalen, während ihr kurviger Körper von einem roten Kleid umhüllt wurde. Harvey pfiff durch die Zähne.

»Ich, an Meggies Stelle, wäre dir jedenfalls überhaupt nicht dankbar«, erwiderte sie schnippisch, unser ungläubiges Starren geflissentlich ignorierend. Sie kam schon immer super mit überschüssiger Aufmerksamkeit klar. Wieder eines der Dinge, die ich an ihr bewunderte. »Der Kerl war bom-bas-tisch.« Sie betonte jede einzelne Silbe mit verführerisch heiserer Stimme.

»Womit genau habe ich mir dieses Outfit verdient?«, fragte Harvey zwinkernd.

»Mit gar nichts, Harvey-Baby«, sagte sie lächelnd und warf ihre dunklen Haare zurück. »Ich treffe mich mit Jeremy. Dem Mann, den ich gestern auf Zacharys Party kennengelernt habe.« Sie wirkte sehr zufrieden.

»Du weißt schon, dass du heute Abend wieder in Liverpool sein wirst?« Ich hörte mich zweifelnd an. Aber logisch: Wer trifft sich schon mit jemanden, wenn er in wenigen Stunden die Stadt verlässt?

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