Kapitel 21

8.1K 405 42
                                    

Bon Jovi - Living On A Pray

Meghan Moore, Freitag, 22. Juli, JC & S

Ich öffnete ein neues Word-Dokument und starrte geschlagene zwei Minuten auf den Namen Zachary Cole, den ich als Titel eingegeben hatte. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich diese direkte Konfrontation aushalten sollte... Ich meine, ohne über ihn herzufallen. Nichts, das ich mit allzu großer Wahrscheinlichkeit schaffen würde, aber im ganzen Haus waren Kameras installiert, ebenfalls in diesem Raum. Und es wäre dezent peinlich, zum Chef gerufen zu werden, um ein Techtelmechtel während der Arbeitszeit zu erklären. Wobei diese Erklärung natürlich völlig überflüssig wäre. 

Aber Zachary war so...er war so... Ich wusste beim besten Willen nicht zu beschreiben, was für Gefühle er in mir auslöste. Es waren keine Emotionen romantischer Art, gewiss nicht, eher das Lechzen nach Erfüllung, sinnlicher und doch wilder Erfüllung, die mich alles um mich herum vergessen ließ. Es fühlte sich an, wie ein Impuls, etwas völlig Normales und zugleich wahnsinnig Ungewohntes. Nie Dagewesenes. Sinnvoll und sinnlos zugleich. 

Ich rutschte auf dem Drehstuhl von einer in die andere Richtung und kaute auf meiner geschminkten Unterlippe herum. Zum Glück war es wasserfester Lippenstift, den so schnell nichts verschmieren konnte. Das hatte ich bereits heute Morgen ausprobiert. Nicht dass ich mir etwas bezüglich Zach ausgemalt hätte, und dennoch... Ich erschauderte. 

»Na?« Ich schreckte auf, als mich jemand plötzlich ansprach. Es war Christina, die sich unbemerkt von hinten angeschlichen hatte. »Sind die Heißer-Kerl-Im-Anmarsch-Symptome schon da?« Sie flüsterte aus irgendeinem Grund.

»Welche Symptome?«, fragte ich schwach und konzentrierte mein Augenmerk wieder auf dem leeren Dokument. Keine Ahnung, was das bringen sollte, doch zumindest lenkte es ab. Wenn auch nicht viel. 

»Feuchte Hände, ein rasender Herzschlag, erhöhter Blutdruck... Stresssymptome. Eustress. Also, keine Sorge, keine langfristigen Folgen für die Gesundheit.«

Ich drehte mich zu ihr um und starrte sie schweigend an. Ich fühlte mich irgendwie...ertappt. »Was soll das, Christina? Ich dachte, Sie mögen mich.«

Bei dem gemeinsamen Mittagessen hatte meine Vorgesetzte mir größtenteils geschmeichelt und den Zwischenfall mit Harvey völlig außer Acht gelassen. Wann immer jedoch das Thema Zachary aufkam, tat sie alles in ihrer Macht stehende, um mich in noch größere Verlegenheit zu bringen. Vielleicht machte es ihr ja einfach bloß Spaß, mich zu reizen. 

»Vielleicht macht es mir auch einfach nur Spaß, Sie auf den Arm zu nehmen?« Christina lachte perlend, während ich das Gesicht verzog. Das war genau das, was ich vor wenigen Sekunden angenommen hatte. Mein Instinkt war noch nicht ganz für den Eimer. 

»Das ist nicht fair«, schmollte ich. 

»Das sehe ich ganz genauso. Sich mit dem Inbegriff von Männlichkeit zu treffen, ist echt unfair.«

»Christina, das...«

»Einen schönen Nachmittag, die Damen«, erklang Zacharys volltönender Bariton, der mit sofortiger Wirkung unser Gespräch zum Verstummen brachte und den ganzen Raum zu erfüllen schien. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper. »Entschuldigen Sie mich, ich bin ein bisschen früh dran.«

Christina lächelte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und ging hüftschwingend an Zachary vorbei, der sich offensichtlich alle Mühe gab, ernst zu bleiben. »Es ist uns eine große Freude, Sie bei uns begrüßen zu dürfen«, säuselte sie gekünstelt und überließ uns uns selbst. 

Ich war überrascht. Sie hatte mich nie zuvor mit einem Kunden völlig allein gelassen, und hätte es auch jetzt nicht tun sollen. Sie musste doch spüren, dass das nicht gut laufen konnte, verdammt. 

Casual SexWo Geschichten leben. Entdecke jetzt