Kapitel 38

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Depeche Mode - Poison Heart

Zachary Cole, Samstag, 23. Juli, London Altstadt

Wir müssen reden? In was für einen kniehohen Mist manövrierte ich mich hier eigentlich? Ich musste zurückrudern, solange mir das noch möglich war. Solange sie noch keinen Verdacht schöpfte, was meine zwielichtigen Gefühle ihr gegenüber anging. Um das nicht zu gefährden, was zwischen uns geschah, um es nicht zu zerstören, bevor es überhaupt begonnen hatte. Mehr wollte ich ja gar nicht.

»Worüber?«, wagte Meghan es schließlich, die Frage zu stellen, die ihr auf der Zunge lag und senkte den Blick. »Wenn du nicht willst, dass ich mich in deine Arbeit einmische, kann ich das voll und ganz verstehen.«

»Was?«, fragte ich verwirrt und schaute sie auf eine Antwort wartend an, aber sie plapperte einfach weiter.

»Ich meine, klar, Akin macht sich nun falsche Hoffnungen, aber vielleicht könntest du ihm einfach sagen, dass ich keine Zeit habe, ihn zu besuchen, okay?« Ihr Redeschwall wollte und wollte nicht abebben.

»Meghan...«

»Also, natürlich nur, wenn das in Ordnung für dich ist. Ich könnte ja eigentlich selbst nochmal kurz hingehen, um mich zu verabschieden...«

»Meghan«, fuhr ich schließlich energischer dazwischen. »Das war es doch gar nicht, worüber ich reden wollte.«

»Wie?« Endlich hielt sie inne und starrte mich groß an. »Okay. Uhm. Und worüber dann?«

Ja, Zachary, worüber? Über die Tatsache, dass du euer Arrangement für eine tatsächliche Beziehung über Bord werfen willst, über das Bedürfnis, sie nie wieder gehen zu lassen, obwohl du ihr ständig das Gefühl gibst, das zwischen euch sei nichts Langfristiges?

Um Zeit zu schinden, ließ ich meinen Blick über die uns umgebenden Menschen schweifen, die sich noch immer unbekümmert und in liebevollen Umarmungen zur Musik wiegten. Machten Meghan und ich für Außenstehende einen ähnlichen Eindruck? Und warum gefiel es mir? Warum wünschte ich mir plötzlich, Meghan als meine Freundin vorzustellen? Als würde sie mir gehören. Aber das tat sie nicht. Dafür hatte ich gesorgt.

Andererseits war sie es doch gewesen, die mir unmissverständlich klargemacht hatte, dass sie für eine neue Beziehung nicht bereit war. Damals, im Club. Weil sie in Liverpool einen Freund gehabt hatte.

»Was ist mit deinem Ex geschehen?«, platzte es aus mir heraus. Okay, das war vielleicht nicht gerade die konventionelle Art, einer Frau seine Gefühle zu gestehen, aber konventionell war ich nie gewesen.

»David?«

»Ja?« Wie viele gab es denn noch? Nicht, dass ich mich über eine hohe Anzahl beschweren könnte, wenn man meine endlosen Eroberungen in Betracht zog, aber Meghan kam mir nicht wie ein Flittchen vor.

»Es ist irgendwie verrückt, mit dir darüber zu reden, das ist alles«, erklärte sie, als sie mein Unbehagen wahrnahm. Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und zog mich an sich heran. Ich spürte das Rasen ihres Herzens an meiner Brust und wurde von einer angenehmen Wärme durchflutet. Raste es so, weil sie mit mir zusammen war? Oder... Eine eisige Kälte breitete sich in meinem Innern aus, als ich den lähmenden Gedanken zuließ, dass ihr Körper so auf die Erinnerungen an ihren Ex-Freund reagierte.

»Wir hatten einfach eine andere Vorstellung von der Zukunft, sagen wir es so.« Nun führte Meghan mich, nicht ich sie. Dafür war ich zu...ja, was? Aufgewühlt?

»Wieso ist er nicht mit nach London gekommen?«, erkundigte ich mich beiläufig, wobei ich peinlichst darauf achtete, meine Hände, die auf Meghans Hüften lagen, nicht zu Fäusten zu ballen.

Ein Anflug von Trauer oder Enttäuschung, vielleicht sogar beidem, schlich sich auf Meghans schönes Gesicht und ließ sie sehnsüchtig aussehen. Das gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht.

»Er ist Cop, weißt du? Ein guter, sehr guter Cop. Er hat eine Festanstellung in Liverpool und wird dort eben gebraucht. Außerdem hat er sich eine große Familie gewünscht, am besten direkt nach der Hochzeit und mir ging das zu schnell. Ein Interessenkonflikt, nichts weiter«, sagte sie, ohne die Wehmut verbergen zu können.

»Hochzeit«, wiederholte ich tonlos.

»Ja«, erwiderte sie resolut. »Ich hielt es schon immer für zu früh, aber na ja, er ist älter als ich und wahrscheinlich lag darin das Problem.« Sie zuckte die schmalen Schultern und lächelte mich an. »Für eine Affäre bist du ziemlich neugierig, was?«

»Neugier ist mein zweiter Vorname«, sagte ich, ohne es zu meinen. Zu sehr hatte mich das Erzählte getroffen. Sie hätte David um ein Haar zum Mann genommen und ich wäre ihr niemals begegnet. Das erschien mir schier...unbegreiflich.

Gib dir einen Ruck, sagte ich mir. Sag es ihr. Sag ihr, wie du empfindest. Sie wird es verstehen.

Aber das war ja gerade das Problem. Sie sollte es nicht verstehen, sie sollte es erwidern. Inbrünstig und mit vollem Körpereinsatz.

Gut. Gut, ich würde es tun. Aber zunächst musste sie mir eine ebenso dringende Frage beantworten. Auf der Stelle.

Doch zuerst...

Ohne mich auch nur eine Sekunde länger um Beherrschung zu bemühen, die partout nicht da war, legte ich meine Lippen sanft auf die ihren und küsste sie, wie ich sie noch nie zuvor geküsst hatte. Vielleicht hoffte ich ja, es dann nicht mehr in Worte fassen zu müssen, aber da hoffte ich vergebens.

Frauen lieben Worte. Das hatte meine Mom mir schon vor langer Zeit eingetrichtert. Aber was ich tun sollte, wenn ebenjene Worte nicht aus meinem Mund kommen wollten, das hatte sie mir nicht verraten. Leider Gottes.

Also küsste ich sie weiter, streifte unermüdlich ihre sensiblen Lippen und fuhr mit meiner Zunge leicht über ihre. Sie erschauderte unter meinen Fingern und wurde leidenschaftlicher. Ich wusste, dass ich lieber aufhören sollte, ehe ich in aller Öffentlichkeit eine Erektion bekam, aber seit wann hörte Zachary Cole auf weise Ratschläge?

Unsere wunderbare Zweisamkeit zerplatzte wie eine Seifenblase, als wir von einem tanzenden Pärchen angerempelt wurden.
»Oh, Gott, das tut uns leid«, stammelte der ältere Herr peinlich berührt, wobei er Meghan einer etwas längeren Besichtigung unterzog. Schwein.

»Kein Problem«, sagte ich mit einem falschen Lächeln. »Tanzen Sie ruhig weiter mit Ihrer Frau.«

Die beiden zogen eilig ab. Gut so.

Meghan legte lachend den Kopf schief, wobei die Strahlen der untergehenden Sonne das Dunkel ihrer samtigen Haare in flüssige Schokolade verwandelte, die sich über ihren Rücken zu ergießen schien. Ich verspürte sofort einen so großen Appetit auf diese Frau, dass ich am ganzen Körper erbebte. 

»Zach«, flüsterte sie an meinem Ohr. »Dir liegt doch was auf dem Herzen.«

Entweder sie hatte meine dreckigen Gedanken durchschaut, in denen flüssige Schokolade eine erhebliche Rolle spielte, oder ihr war meine Schweigsamkeit nach Erwähnung ihres Ex-Freundes aufgefallen. Option eins wäre mir um einiges lieber gewesen. Aber meist bekam man eben nicht, was man wollte, nicht wahr?

Seufzend schloss ich die Augen und stellte die Frage, die über unsere gemeinsame Zukunft entscheiden sollte. Ob es Meghan nun bewusst war oder nicht. Ihre Antwort war von großer Wichtigkeit.

 »Liebst du den Cop noch immer, Meghan? Hast du noch Gefühle für ihn?«

-

Hallo, meine Lieben! 

Ich bin seit gestern Abend wieder in Deutschland und freue mich zu sehen, dass in meinen zwei Wochen Abwesenheit sich einiges getan hat. Von sechs auf sieben Tausend Reads in vierzehn Tagen? Das ist sehr erfreulich! Danke! <3

Jetzt geht es wieder regelmäßig weiter, ich habe in Polen einige Kapitel vorgeschrieben. 

Genießt euren Tag! xxx

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