Kapitel 31

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Got It Bad - Leisure

Alessia Williams, Samstag, 23. Juli, London Kensington

Die Sache mit Martins Eltern war fürs Erste völlig vergessen.

Ich lehnte mich gegen Harvey, ignorierte geflissentlich, dass wir uns in einem überhitzten Auto im nobelsten Viertel Londons befanden und die Mittelkonsole sich schmerzhaft in meinen Bauch bohrte. Schließlich spielte das alles keine Rolle, oder? Harvey küsste mich. Ich küsste Harvey. Was war da noch von Bedeutung?

»Gott«, keuchte Harvey, als sich unsere Lippen für ein paar Sekunden voneinander lösten. Dann küsste er mich wieder, während er meine Hüfte mit beiden Händen umfasste und mich fest an sich zog. Als ich begriff, was er damit erreichen wollte, saß ich bereits auf seinem Schoß und schlang meine Arme um seinen Hals.

Unsere erregten Körper wiegten sich im Rhythmus einer uns unbekannten Melodie, sie passten sich einander an, ganz automatisch. Wo ich weich war, war er hart. Perfekt.

Seine Hände wanderten meinen Körper hinab und wieder hinauf, immer und immer wieder, unermüdlich, als könnte er nicht anders, als mich zu berühren, seine Fingerkuppen über meine Haut gleiten zu lassen, mich seine Begierde spüren zu lassen.

Ich seufzte leise auf und erwiderte sowohl seinen hungrigen Kuss, als auch seine Berührungen mit derselben Intensität. Mit einer Hand spielte ich mit seinem weichen Haar, während ich mit der anderen unter sein T-Shirt fuhr und seine festen Muskeln nachzeichnete, einen nach dem anderen, quälend langsam und genussvoll. Meine Hand glitt tiefer. 

Er verspannte sich kaum merklich und stöhnte an meinen Lippen, als ich mit der Hüfte kreiste, um meiner Erregung Ausdruck zu verleihen und die Situation anzuheizen, was eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, aber schaden konnte es ja nicht. Seine Brust hob und senkte sich hastig, Luftholen war plötzlich nicht mehr so einfach und selbstverständlich. 

Schmunzelnd stellte ich fest, dass ich mich seit der High School nicht mehr so hatte gehen lassen. Mit einem heißen Typen im Auto knutschen, das war etwas für Teenies. Ich unterdrückte ein Kichern, als ich Harveys Erektion an meinem Oberschenkel spürte. Das fühlte sich wirklich wie ein Déjà-vu an, aber eines von der guten, ja, der ganz großartigen Sorte. 

»Haben wir es also endlich geschafft«, sagte er plötzlich keuchend und lehnte seine Stirn gegen meine. Ich versank in seinen Augen, die mich mit einer solchen Ernsthaftigkeit musterten, dass mir beinahe schwindelig wurde. Das hier war nicht der besondere, umwerfende Beginn einer Lovestory. Das hier waren nur zwei Menschen, die aus irgendeinem unerfindlichen Grund zusammengefunden hatten. Aber musste es dafür denn wirklich einen Grund geben? 

Mein Herz raste, als ich meine rechte Hand aus seinen Haaren nahm und an seine stoppelige Wange legte. Sie fühlte sich wunderbar warm an und die Tatsache, dass Harvey sich an meine Hand schmiegte und dabei die Augen schloss, beflügelte mich mehr, als es ein weiterer Kuss getan hätte. Er fühlte sich wohl in meiner Anwesenheit. Er vertraute mir. 

»Du wirst mir doch irgendwann erzählen, was passiert ist, oder?«, flüsterte ich und folgte seinen edlen Gesichtszügen, strich zärtlich über seine vom Küssen geschwollenen Lippen, die ich in diesem kurzen Augenblick lieben gelernt hatte. 

Er schlug die Lider auf und schaute mich ehrlich überrascht an. »Wie-?«

»Schsch«, machte ich beruhigend und legte meinen Mund sanft auf den seinen. Ich wusste, dass ihn etwas bedrückte. Ich hatte eine gute Menschenkenntnis. Aber für Geständnisse und das Austauschen von Geheimnissen war später noch genug Zeit. Jetzt sollten wir zunächst einmal zu Ende bringen, was wir begonnen hatten...

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