Harry
Dieser Krieg war das Schlimmste, das mir passieren konnte.
Ich erschoss zu viele Menschen, sah zu oft dabei zu, wie sie bluteten und starben. Ich nahm zu vielen Kindern den Vater, zu vielen Müttern den Sohn und zu vielen Ländern die Krieger.
Ich wollte wegrennen, als wir Zayns toten Körper vorsichtig in die Gruppe rollen ließen.
Er war tot und niemand konnte ihn zurückholen. Er war tot und würde nie wieder sein Zuhause betreten. Er würde nie wieder aussprechen, wie sehr er dieses Leben hier hasste und wie abscheulich er seine Uniform fand. Wie unfair diese Welt war und wie gottverdammt scheiße die Entscheidung war, in den Krieg zu ziehen.
Mich lehrte dies hier nichts. Ich sah keinen Sinn darin, irgendetwas in diesen Verlust hineinzuinterpretieren, eine Moral daraus zu ziehen, zu sagen, dass Zayn immer ein Freund von uns sein würde, ob er nun da war oder nicht. Denn er ist fort, verschlungen von diesen Panzern, Soldaten, Kriegen, Kämpfen und diesem beschissenen Hass.
Wir verloren einen guten Freund. Und nun mussten wir damit umgehen.
Liam weinte, während Niall den Atem anhielt. Annel weinte, während Anne ihre Hand streichelte.
Und ich verachtete diesen Krieg, während Pattons lachte.
Ich wollte ihm ins Gesicht schlagen.
Ich wollte ihm seinen Schädel wegschießen, ihn anschreien, ihm immer meine Faust in seine hässliche Fresse rammen, ihnen einen Hurensohn nennen, ihn vor die Füße der Deutschen werfen, ihm vorwerfen, dass er zwei jungen Mädchen die Mutter genommen hatte und ihn bluten lassen. Ich wollte ihn, scheiße, ich wollte ihn so sehr bluten lassen.
Ich wollte Walt die Eier schneiden. Ich wollte das Messer nehmen, womit er immer seine Äpfel schnitt und ihm jeden Finger einzeln abschneiden. Er sollte spüren, wie sich Schmerz anfühlte, wenn er von den eigenen Männern kam. Er sollte spüren, was er diesen Mädchen antat.
Ich wollte, dass jemand litt, genauso wie wir litten.
Ich wollte, dass jemand litt, der es verdient hatte, weil immer die starben, die es nicht verdienten.
Zayn hatte es nicht verdient zu sterben. David hatte es nicht verdient zu sterben und Pepper, scheiße, Pepper hatte es nicht verdient zu sterben.
Gott, verdammt, ich hasste dieses Leben in dieser scheiß Welt, die mir beide Augen grün und blau schlug, jeden Tag. Mit Anlauf. Sie rammte mir dieses Messer, womit sie bereits abertausende andere Menschen gekillt hatte, ins Herz und brachte Niall dazu, mich zu verurteilen. Mir die Schuld an Peppers Tod zu geben. Mir!
Ich wollte wegrennen, dieses Land verlassen, mich verstecken, bis all dieses Grauen vorbei war und erst wieder herauskommen, wenn "Familie" etwas war, das zu mir gehörte! Ich wollte mit meiner Mutter sprechen, ihr sagen, dass ich sie liebte und sie sagen hören, dass sie mich auch liebte und dann wollte ich sie küssen und nie wieder loslassen, meinen Kopf in ihren Schoß legen, ihr sagen, dass es mir leid tat, welch Leid ich in ihr und Georges und Lisbeths Leben brachte; und ...
Ich wollte ... Stop.
Ich war nicht der, der ich gerade war. Ich war jemand, der weinte, wenn gute Freunde unter die Erde glitten und mit Matsch zugeschüttet wurden. So war ich.
Ich war niemand, der mit Huren schlief oder sich vorstellte, wie er seinen Vorgesetzten quälte.
Ich war niemand, der jemandem verbot zu trauern, weil es zwecklos war.
Ich war niemals jemand, der wollte, dass Menschen litten. So war ich doch.
Oder?
Atmen.
Atmen.
Atmen.
Atmen.
Atmen.
Zayn war nun komplett unter der Erde vergraben. Die letzten Reste der Wiese wurden festgeklopft, ein paar Steine oben platziert.
Es regnete noch immer.
Und ich hasste mich dafür, dass ich nicht weinte.
Ja.
Ja, ich war jemand, der ich eigentlich nie sein wollte.
Dieser Krieg war das Schlimmste, das mir hätte passieren können. Und das wollte ich nicht verstehen.
Seeehr kurzes Kapitel, aber ich das war mir jetzt noch wichtig, muss aber halt im nächsten Kapitel die Sicht wechseln, deswegen ist es so kurz geworden :) Das nächste Kap wird länger, kann sogar sein, dass heute noch eins kommt, lasst euch überraschen
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My Own Liberator
Fanfiction"Wir hätten es fast überstanden. Fast wärst du Mein gewesen, fast hätten wir unser Leben geteilt, fast hätte ich dich festhalten können. Und nun bricht dieses 'Fast' für immer mein Herz." Die Geschichte eines amerikanischen Soldaten, der wäh...