58.

9.6K 926 186
                                    

        Ich hoffe, euch gefällt der neue Prolog :)

Harry

Bevor ich zu Anne ins Zimmer ging, sah ich nach Pete. Er saß mit vielen anderen Männern, Pattons und Walt im Wohnzimmer. Sie alle hatten wohl den Schnapsvorrat des Hauses gefunden und waren nun bereit, sich hemmungslos zu betrinken. Ich hätte gerne einen mitgetrunken, aber wollte auch unbedingt bei Anne sein.

Sowieso war es besser, wenn sich viele betranken. So interessierten sie sich für sich selbst und für niemand anderen sonst.

Also ging ich die Treppen nach oben und nickte William zu, der noch vor der Tür stand, wie ich es ihm befohlen hatte. Er war ein guter Mann. Ich klopfte ihm auf die Schulter und sagte, er könne nach unten zu den anderen Kumpanen gehen. Wir hatten eine entspannte Nacht vor uns.

Doch als ich den Raum betrat, sank meine Laune. Louis saß mit Anne auf dem Bett, in dem nun Annel mit geschlossenen Augen lag. Ich konnte mir schon denken, dass Anne ihre Schwester dort schlafen ließ, anstatt sich selbst, weil die Kleine sehr krank war. Liam meinte, sie fieberte. Allerdings hatte Walt Liams letzte Fiebertabletten genommen und Annel musste alleine damit zurechtkommen.

Louis sah mich mit großen Augen an, als ich die Tür schloss. Er hatte meinen Befehl, sich um die Panzer zu kümmern, missachtet und das wusste er genau. Genauso wie William nicht meinem Wort gehorchte, niemand anderen außer Niall und Annel hineinzulassen.

„Scheinbar hast du deine Arbeit an den Panzern erledigt", sagte ich und setzte mich auf einen Holzstuhl, der neben einem Fenster stand. Meine Jacke zog ich aus. „Beeindruckend wie schnell du das seit zwei Monate nicht mehr gereinigte Periskop auf Hochglanz bringen konntest."

Liam antwortet statt Louis. Er sah mich mit einem warnenden Blick an. „Ich habe ihm erlaubt, hier zu sein. Um die Panzer können sich die kümmern, die dafür zuständig sind."

„Darum geht es mir nicht", erwiderte ich ruhig. „Ich habe ihm gesagt, was er zu tun hat und er tut es nicht. Darum geht es mir."

Mit einem Augenverdrehen ging Liam zum Bettende und legte Annel seine Hand auf die Stirn. „Nun führ dich nicht auf wie Pattons. Niemanden stört es, dass er hier ist."

Doch. Mich. Und genau deswegen funkelte ich Louis warnend an. Er schaute weg und verzog den Mund.

Anne sprach mich an. Sie war blass und Liam hatte ihr Kleid wieder sauber zugenäht. Ich hätte ihr gerne neue Kleider gebracht, denn ihr jetziges Kleid war voller Blutflecken. Dieser Anblick gefiel mir nicht. „Was hat Sergeant Pattons zu den Mädchen gesagt?", fragte sie mich. „Und wo sind sie jetzt?"

Ich atmete durch und legte meine Arme Auf die Holzlehnen. Wieso regte ich mich wegen Louis auf? Er war ein Wicht, niemand der es verdiente, dass man so harsch mit ihm umging. „Joseph passt auf sie auf", sagte ich. „Pattons allerdings will sie den Männern überlassen. Ich kann mir nicht ausmalen, was passieren wird."

Anne seufzte traurig. Dann sah sie zu Annel, die zu schlafen schien. „Ich würde Annel gerne der Kleinen vorstellen. Das würde ihr gefallen, auch wenn sie krank ist. Sie braucht jemanden, mit dem sie sich identifizieren kann."

„Das ist eine sehr gute Idee", sagte Liam lächelnd und streichelte währenddessen unterbewusst über Annels blondes Haar. „Sie sollte endlich mal wieder ein Kind sein dürfen."

Die drei unterhielten sich darüber, wie gut es wäre, diesen zwei Mädchen zu zeigen, dass sie nichts befürchten sollten. Es wäre alles schon schlimm genug, sagte Louis. Und man finde zu selten gute Freunde in diesem Krieg, meinte Liam.

Mich überkam während des Gespräches nur ein nerviger Kopfschmerz. Sie sprachen über das Helfen und Leben retten, aber es war sinnlos. Ich wusste, was mit den Schwestern passieren würde. Beziehungsweise mit der älteren.

My Own LiberatorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt