Harry
Ich vergeudete keine weitere Sekunde mehr und schleppte Niall in unser Lager. Er hatte seinen Arm um meine Schulter geworfen und stöhnte bei jedem Schritt, den wir machten. Man hatte ihn am Oberschenkel getroffen. Seine Hose war dort aufgerissen und voller getrocknetem Blut. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie peinigend seine letzten Tage gewesen sein mussten.
Die Blicke der Männer im Lager lagen auf uns und sofort standen die Sanitäter auf. Charles und Willis joggten auf uns zu.
„Ihm wurde in den Oberschenkel geschossen", berichtete ich und übergab ihnen vorsichtig Niall. Es fiel mir schwer, meine Freude zu verstecken, ihn wieder bei uns zu haben. „Legt ihn am besten sofort hin und tut, was ihr tun könnt. Später ..."
„Scheiße, komm mir nicht so gottverdammt nahe", zischte Niall und schubste Charles schwach von sich, der Niall packen wollte. Mein Freund verkrampfte die Stirn, er taumelte vor sich hin. Er fluchte leise sein Verhalten war merkwürdig.
„Wie gesagt", sagte ich argwöhnisch und musterte Niall skeptisch. „Versorgt ihn, egal was er sagt. Ich werde dann sofort kommen."
„Verstanden", sagte Willis und griff sich Nialls Arm, um ihn um sich zu legen.
Niall begann sich erneut zu wehren, wenn er auch viel zu geschwächt war, um gegen die beiden Sanitäter anzukämpfen. Er fluchte murmelnd, zerrte sich von links nach rechts.
Ich schaute ihnen hinterher und suchte direkt mit meinen Augen Liam. Oh, wenn er herausfand, dass Niall noch lebte, dann ... Ich fand ihn und musste schmunzeln, als ich beobachtete, wie Liam sich langsam von dem Hocker erhob, auf dem er saß.
Liam schaute Charles und Willis zu, wie sie mit Niall zum Sanitäterzelt gingen. Sein Gesicht verriet alles. Er war so was von perplex, so fassungslos und durcheinander hatte ich ihn nie zuvor gesehen.
Ich konnte nicht hören, was er leise zu sich selbst sagte, aber ich glaubte, dass er fluchte. Wenn er es auch nur selten tat.
Als Niall und die Sanitäter im Zelt verschwanden, kam Liam wieder zu sich und musste den Kopf etwas schütteln. Dann reagierte er schnell. Er drückte Keith seine Schüssel in die Hand und ging zum Zelt.
Ich ließ mir keine Zeit, Joseph und Pattons Bescheid zu geben, dass Niall zurückkommen und wohlauf war. Zumindest mehr oder weniger. Als ich zurück zum Sanitäterzelt ging, hörte ich Nialls Schreie.
„Nein, lass die Scheiße!", schrie er wie ein Verrückter. „Verdammt, bist du taub? Fass mich nicht ... Ahh, ich schwöre dir, ich ..."
Dann betrat ich das Zelt. Ein Bild, in dem Charles, Willis und Liam gemeinsam versuchten, Niall an Armen und Beinen festzuhalten, bot sich mir.
Nialls Kopf war knallrot, seine Fäuste weiß von der Kraft, mit der er sie ballte. Eben erschien er mir so ruhig, was war in den letzten zwei Minuten passiert?
„Harry, halt sein Bein fest!", gab mir Charles eine Anweisung, während dieser damit kämpfte, Nialls linken Arm auf das Feldbett zu pressen.
Konfus tat ich, was er mir sagte und drückte das Bein so auf das Bett, dass keine Verletzung getroffen wurde. „Wieso dreht er so durch?", fragte ich laut. Niall hörte einfach nicht auf, zu treten.
Doch noch bevor ich eine Antwort bekam, hatte Liam die Spritze, die er bereits in der Hand hielt, in Nialls Bein gerammt. Kurze Momente später, wurde dieser ruhiger.
Liam ließ schwer atmend Nialls Bein los und sah in sein bleiches Gesicht. Man sah Liam deutlich an, wie sehr in diese Szenerie schockierte. Ich war mir sicher, so wollte er Niall nicht in Empfang nehmen.
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My Own Liberator
Fanfiction"Wir hätten es fast überstanden. Fast wärst du Mein gewesen, fast hätten wir unser Leben geteilt, fast hätte ich dich festhalten können. Und nun bricht dieses 'Fast' für immer mein Herz." Die Geschichte eines amerikanischen Soldaten, der wäh...