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Das da oben ist der sweete Keith.

Annemarie

Wir liefen zwei Tage, in denen ich dachte, wir würden sterben.

Wir hatten kaum noch Proviant, ich wusste, die Munition der Soldaten war nur noch grenzwertig vorhanden, Liam hatte kaum noch Medikamente und alle schliefen sehr unruhig. Unsere Gruppe war so schwach geworden, dadurch, dass wir so viele Männer verloren, dass viele –sogar Sergeant Pattons – befürchteten, einen Angriff eines deutschen Trupps, würden wir nicht überleben. Wir waren zu wenige. Wir hatten keinen Panzer mehr, nichts.

Bis irgendwann Sergeant Joseph rief, während wir über einen trockenen Feldweg liefen: „Gefunden! Wir haben sie gefunden!"

Ich wusste nicht, wen er mit „sie" meinte, aber begriff schnell, als ich den Rastplatz eines Zogs mit mehreren Soldaten erblickte. Ihre Zelte standen, Feuer qualmte, man hörte sie ausgelassen miteinander sprechen und lachen.

Harry erzählte mir erst gestern, dass Sergeant Joseph und Sergeant Pattons vorhatten, sich mit einem weiteren amerikanischen Platoon zu verbünden, aber ich nahm nicht an, dass ihr Plan aufgehen würde. Um ehrlich zu sein, wollte ich es nicht.

Ich hatte Angst, noch mehr Menschen wie Walt und Pete, oder gar Sergeant Pattons um mich herum zu haben. Oder um Annel.

Aber es war so viel anders.

Als wir, die übrig geblieben dreizehn Menschen von anfangs sechzig, ihr Lager betraten, sorgten sie sich sofort um uns, als sie erkannten, wie erschöpft und abgekämpft wir waren.

Die Sanitäter von ihnen, legten Annel sofort zur Ruhe und gaben ihr etwas gegen ihr Fieber. Liam blieb die ganze Zeit bei ihr, auch wenn er noch lange nicht den Verlust von Niall überwunden hatte. Er sprach nur spärlich.

Als sie Annel von mir wegbrachten, krachte ich zu Boden. Ich verlor nicht das Bewusstsein, aber ich war so energielos, wie noch nie in den letzten Wochen. Mir fehlte Wasser, schlaf und irgendetwas zu essen.

„Hey, komm, nicht schlappmachen."

Ich dachte, es wäre Harry, der mich hochhob, als ich die Augen schloss, aber die mir fremde Stimme, bewies mir das Gegenteil.

Ich lag in den Armen eines fremden Mannes, der mich durch das Lager schleppte, aber meine Lider ließen sich nur minimal öffnen. Er hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen, seine Haare waren tiefschwarz und er war schien sich erst vor kurzem rasiert zu haben. Außerdem trug er nur ein Unterhemd, keine Jacke oder einen Pullover. Mehr erkannte ich nicht, dann schloss ich wieder die Augen.

„Wenn ihr meiner Schwester weh tut ...", bekam ich gerade noch so heraus.

„Was für sympathische erste Worte", hörte ich ihn amüsiert sagen. „Mach dir keine Sorgen, das kleine Mädchen wird bei uns gut umsorgt."

Die Temperatur um uns herum, wurde wärmer und ich merkte, wir waren nun in einem Zelt, als mich der Mann auf ein Feldbett legte.

Mein Körper entspannte sich innerhalb von Sekunden. Ich brauchte es, zu liegen. Ich brauchte es, im Warmen zu sein wenn es auch nicht wärmer als fünfzehn Grad war.

Ich atmete tief ein und wieder aus. Ich zwang meinen Kopf, mir nicht auszumalen, was dieser fremde Soldat, alles mit mir anstellen konnte. Denn Selbstverteidigung war schlichtweg unmöglich.

„Ziemlich selten, ein Deutsches Mädchen in einem amerikanischen Trupp anzutreffen", sagte der Soldat. Er hob meinen Kopf an und ich spürte, wie er mir eine kühle Metallflasche an die Lippen hielt. Weil ich zurückzuckte, denn ich hatte Angst, dort drin wäre Schnaps, sagte er: „Das ist kaltes Wasser, du bist vollkommen dehydriert."

My Own LiberatorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt