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        Bevor das Kapitel losgeht, möchte ich nochmal kurz was anmerken.
Ich bin wirklich niemand, der sich über irgendwelche Leser aufregt und sowieso immer respektvoll gegenüber diesen ist. Aber das gleiche erwarte ich von euch.
Ja, es gab eine schockierende Wendung in diesem Buch und ja, ich kann verstehen, dass das nicht allen gefällt, aber, bitte, erinnert euch bei jedem Kommentar, den ihr schreibt, an den respektvollen Ton. Ein plötzlich toter Charakter kann einen ziemlich aus der Bahn werfen, aber ich, als Autor dieser Geschichte (die mich schon 1 JAHR kostet), gebe mir verdammt viel Mühe und dafür ein "Ich hasse dich", "Boar, alles scheiße", "Fick dich doch", "Kein Bock mehr auf die Geschichte" zu kassieren - Alter Falter.
Ihr könnt mir gerne konstruktive Kritik dalassen und mir auch in einem SACHLICHEN Ton sagen, dass euch Dies oder Jenes nicht gefällt, aber so nicht.

Annemarie Dorner

Also stand ich keine zehn Minuten später vor Samuels Haustür und schellte. Für einen kurzen Augenblick hatte ich gehofft, er wäre nicht zuhause, aber sein frisch perfekt geputztes Cabriolet in seinem Hof bewies mir das Gegenteil.

Ich sprach mir gut zu, als ich wartete, bis jemand die Tür öffnete. Ich müsse keinen Mann heiraten, nur weil er jede Menge Geld und ein schönes großes Haus hatte. Ich müsse auch nicht das tun, was mein Vater von mir verlangte. Sowieso müsse ich niemals überhaupt heiraten. Ich war eine unabhängige Frau, ich würde schon lernen, ohne Kinder und einen Ehemann zu leben.

Schließlich öffnete sich die Tür und Samuels braune Augen starrten mich an. Zum ersten Mal sah er nicht gut aus. Sein normalerweise gestriegeltes Haar wies Makel auf, die Knöpfe seines Hemdes waren nicht richtig zugeknöpft und er roch auch nicht nach seinem penetranten Aftershave.

„Anne", stieß er überrascht aus. „Ich hatte nicht mit deinem Besuch gerechnet."

Mitleidig lächelte ich. Mich plagte plötzlich ein schlechtes Gewissen. Ich hoffte, er sah nicht meinetwegen so abgekämpft aus. „Ich dachte, mein Vater hatte dir Bescheid gesagt, dass ich heute Abend noch einmal vorbeischauen werde."

„Oh, natürlich." Er blinzelte mehrmals und dann ging er einen Schritt zur Seite, um mich in sein monströses Haus hineinzulassen. „Ich dachte nur, du würdest nicht kommen wollen."

„Ich konnte den gestrigen Vorfall nicht einfach so offen stehen lassen", sagte ich und ging an ihm vorbei.

Er schloss die Tür hinter mir und machte Anstalten, mir den Mantel abzunehmen, doch er zog sich direkt zurück, als ich mich nicht regte. Dann deutete er mir, ins Wohnzimmer zu gehen.

Ich ging voran und ein Duft von Weißwein kommt mir entgegen. Auf Samuels Esstisch stand eine Flasche, daneben ein Weinglas, das noch etwas gefüllt war.

„Ich wusste nicht, dass du auch alleine Weißwein trinkst", bemerkte ich, als ich mich an den Tisch gesellte.

Samuel setzte sich mir gegenüber und zog das Weinglas zu sich. „Nur wenn eine Frau sich vor meine Füße übergibt, wenn ich sie Frage, ob sie mich heiraten möchte."

Mich erschlug das schlechte Gewissen beinahe schon, deswegen wollte ich dieses Gespräch so schnell wie möglich hinter mich bringen. „Darüber möchte ich mit dir sprechen."

Er trank einen kräftigen Schluck, davor murmelte er noch: „Damit hatte ich gerechnet."

Als er das Glas absetzte, fiel mir erst auf, wie viel er schon von dem Wein getrunken hatte. Die Flasche war bereits leer. Sowieso war seine Haltung nicht so, wie man sie von ihm gewohnt war. Seine Schultern hingen verhältnismäßig zu weit nach unten und sowieso hatte er bisher nicht einmal gelächelt.

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