112.

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Danke für eure vielen lieben Kommentare! Ich lieb's!
P.S: letztes Kapitel für heute, hihi, viel Spaß :)

Annemarie Dorner

Annel schloss die Tür wie immer leise hinter sich und schloss sie ab, was mich verwundert die Stirn krausen ließ.

„Das Geheimnis muss wirklich enorm geheim sein", merkte ich an, als sie sich schließlich auf mein Bett setzte und ihre Beine unter dem Nachthemd überkreuzte.

Sie wollte etwas sagen, jedoch fror ihre Miene ein, als sie mein Gesicht sah. „Verdammt, was ist mit dir passiert?"

Zwar hatte ich nur einen kleinen Riss an der Unterlippe, einen minimalen Bluterguss am Kiefer, aber Annel erkannte solche Wunden wohl auch nur mit Mondlicht. Ich knippste mein kleines Lichtlein auf dem Nachttisch an, worauf sie noch größere Augen bekam.

„Ist Vater wieder durchgedreht?", fragte sie mich.

Trübselig schüttelte ich den Kopf und band mir meine Haare im Nacken zusammen. „Diesmal nicht. Aber lass uns nicht darüber sprechen, verrate mir lieber Tante Elisas geheimes Geheimnis."

„Wirst du Samuel heiraten?"

Ich blinzelte. „Was?"

„Beim Frühstück hat Vater gesagt, du wirst zu Samuel gehen, um ihn nach einer zweiten Chance zu bitten", sagte sie. „Hast du es getan?"

„Was würdest du dir denn wünschen?"

„Dass diese Verletzungen nicht von ihm sind und du ihn nicht heiratest."

Ein tiefer Seufzer verließ meine Lippen. „Immerhin einen davon kann ich dir erfüllen. Ich werde Samuel nicht heiraten."

„Ich hasse diesen Kerl."

„Er ist auch nur irgendein Kerl, Annel."

„Aber nicht jeder Kerl ist nur irgendein Kerl, Annemarie."

„Himmel, seit wann nennst du mich Annemarie?"

„Versprich mir, dass du irgendwann einen dieser Kerle finden und lieben wirst."

Wie vor den Kopf geschlagen, richtete ich mich mehr auf. Wenn auch nur unter Schmerzen. Ich setzte mich Annel im Schneidersitz gegenüber und musterte sie kritisch. „Wieso sagst du das?"

Sie wirkte nervös, was ihr nicht ähnlich war. Dieses Mädchen brachte so leicht nichts mehr aus der Ruhe. „Ich würde es nicht ertragen, wenn ich vor dir einen Mann finden werde. Und auch, wenn ich weiß, wie sehr du an Harry hängst ... Versprich mir, dass du wenigstens versuchen wirst, dich neu zu verlieben."

Ihre Worte brachten mich durcheinander. Sie war immer diejenige, die mich verstand, wenn es darum ging, dass ich es nicht schaffte, einen Mann zu finden. Wieso sollte sich das geändert haben?

„Bitte versprich es mir", wiederholte sie sich, fast schon drängend.

„Annel, ich ..." Ich blickte in ihre blauen, traurigen Augen und dachte daran, wie viele Dinge ich ihr schon versprochen hatte. Bisher hatte ich keins davon gebrochen, auch nicht, als ich ihr versprach, wir würden die Zeit in Gefangenschaft überleben. Aber sollte ich ihr wirklich etwas versprechen, das ich vielleicht brechen würde? „Ich verspreche es dir."

Ein klitzekleines, zufriedenes Lächeln zeigte sich auf ihren hübschen Lippen. „Danke."

„Jetzt hast du mich aber ganz schön auf die Folter gespannt."

„Um ehrlich zu sein, habe ich selbst noch keine Ahnung, was genau Tante Elisas Geheimnis ist", erklärte Annel endlich und stand von meinem Bett auf. Sie griff zwischen zwei Bücher in meinem Regal und zog einen Zettel hervor. „Aber ich glaube, mit ein bisschen Überlegungszeit können wir es noch diese Nacht herausfinden."

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