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Übrigens! Ich habe den Prolog gelöscht und das Kapitel, in dem Annemarie erzählt, als sie älter ist. Ich merke, dass ich immer wieder vergesse, aus dieser Sicht zu schreiben und deswegen passt es einfach nciht mehr. Ich werde mir in den nächsten tagen einen neuen Prolog ausdenken und ihn dann hochladen. :)

Annemarie

Allerdings schaffte ich es nicht, wach zu bleiben, sondern schlief ein, noch bevor ich erneut mit Harry sprechen konnte. Ich hörte nur noch ganz vage, wie er aufstand, um zu gehen.

Ich träumte von meiner Mutter. Wie hübsch sie war und wie gern ich mit ihr geredet hatte, auch wenn sie manchmal sehr streng war. Ich traute mich nicht, oft an sie zu denken, wenn wir unterwegs waren, denn ich hatte die Befürchtung, es würde mich zu traurig machen. Sie war tot. Und daran durfte ich einfach nicht denken. Mit Annel darüber sprechen erst recht nicht.

Auch träumte ich von Harry. Aber was ich von ihm träumte, blieb auf ewig mein Geheimnis.

Ich wusste nicht, wie lange ich bereits schlief, als ein leises Geräusch mich aufweckte. Es hörte sich an, als säße wieder jemand auf dem Hocker neben mir. Ich dachte, es sei Harry.

Doch ich wurde vom Gegenteil überzeugt, als die tiefe Stimme sprach: „Gut ausgeruht, kleine Annemarie?"

Ich schlug sofort die Augen auf. Mit wild pochendem Herz musste ich feststellen, dass Sergeant Pattons das Zelt betreten hatte. Ich drehte meinen Kopf ängstlich zu ihm.

Und mir blieb der Atem weg, als ich ihn sah. Seine rechte Schädelhälfte war bis unter sein Ohr umwickelt, allerdings sah man noch deutlich das Blut hindurch. Er konnte mich nur durch sein linkes Auge betrachten, worüber eine dicke verkrustete Narbe hervorstach. Man erkannte, dass es Liam nicht möglich war, seinen ganzen Kopf zu verbinden, denn auch wenn seine linke Gesichtshälfte wohl weniger verbrannt und verletzt war, sah es schmerzhaft aus. Über seinen alten Brandnarben auf seiner Glatze hatten sich nun neue Narben breitgemacht. Außerdem hatte seine dicke Jacke jede Menge Brandlöcher auf der rechten Seite. Nur darunter trug er einen neuen Pullover.

„Gefällt es dir?", holte er mich aus meiner Starre. Er hatte ein fast amüsiertes Grinsen auf den Lippen. „Ich finde es interessant, was diese Wichser immer wieder mit einem anrichten können. Du nicht auch?"

Mir verschlug es die Sprache. Seine Art mit dieser schrecklichen Situation umzugehen, war entsetzlich.

„Ein Nazi hat dich angeschossen", sprach Sergeant Pattons weiter. „Ich weiß, du würdest mir sowieso niemals widersprechen, aber jetzt gerade bist du schwächer, als je zuvor. Deswegen dachte ich, es ist Zeit für ein nettes Gespräch. Denkst du nicht auch?"

Ich konnte nichts anderes tun, außer ihn anzusehen. Ich wusste nicht, was nun auf mich zukommen würde.

Sergeant Pattons richtete sich auf und griff nach einem Flachmann, der auf dem Boden lag. Er schüttelte ihn, um nachzusehen, ob noch Inhalt darin war, dann drehte er ihn auf. „Ich möchte wissen, ob du dich schon einmal gefragt hast, warum ich deinen Vater suche."

Es dauerte einen Moment, bis ich meine Stimme wieder fand, aber schließlich sagte ich: „Ja ... Ja, das habe ich."

Der Sergeant nahm einen kräftigen Schluck und wischte sich über den Mund. Er wirkte wie ein ganz anderer Mensch mit diesem verwundetem Gesicht und den zerfetzten Klamotten. Irgendwie verletzlicher. „Du wärst dumm, würdest du es nicht tun. Ich habe noch eine Frage. Weißt du, wer dein Vater ist?"

Ich verstand seine Frage nicht, deswegen schwieg ich.

Er wartete auf eine Antwort. „Was ist? Antworte mir."

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