#69

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Jimin

Grübelnd saß ich weiter an dem Tisch, während ich weiter in meine Semmel biss. Von der Eingangstür hörte ich nur gedämpfte Stimmen, aber mich kümmerte es nicht weiter, bis ich auf einmal ein lautes "Jimin ist hier!" hörte. Erschrocken ließ ich mein Essen auf den Teller fallen, wieso wurde Yoongi so laut? Um das zu erfahren, stand ich zögerlich auf und ging leise in den Flur, der den Eingangsbereich mit dem Rest der Wohnung verband. "Yoongi, es ist mir egal und das habe ich dir schon oft gesagt!", wurde nun auch seine Mutter lauter. Was machte sie denn hier? Neben ihr konnte ich ein zierliches Mädchen, welches schüchtern auf ihre Schuhe sah. Was ihr die Situation unangenehm? Armes Ding, wollte vielleicht auch nicht heiraten.

"Wie oft noch, ich werde niemanden heiraten", rief Yoongi wütend und wollte die Tür vor den beiden zu knallen, aber seine Mutter hatte sich geschickt vorbeigedrängelt und hatte Minah hinter sich hergezogen. Wie festgefroren stand ich im Flur und sah seiner Mutter genau in die die wütend funkelnden Augen. "Ach, sieh einer an", fauchte sie mich an. Von der edlen Frau war nichts mehr übrig, jetzt glich sie eher einer Furie. Überfordert sah ich zu Yoongi, der seiner Mutter hinterher hastete. "Baby, wir machen wann anderes was, ja?", sagte er zu mir. "Du solltest jetzt lieber gehen." Entschuldigend sah er mich an. "Oh nein, du kannst gleich da bleiben, mit dir Rede ich noch", befahl seine Mutter harsch. "Red nicht so mit Jimin!", braust Yoongi sofort auf. "Ich rede so wie ich will, Yoongi!"

Minah stand, genau wie ich, bloß am Rand und wussten nicht, was wir machen sollten. Die beiden zwischen uns stritten sich lautstark, bis auf einmal Frau Min mich am Ellbogen hinter sich herschliff. "Lass ihn los." Yoongi ging und sofort hinterher und nahm meine Hand, um mich zu ihm zu ziehen. Doch seine Mutter war stark. "Ich unterhalte mich jetzt ein bisschen mit deinem kleinen Freund", rief sie und blieb auf einmal stehen, was mich fast gegen sie laufen ließ. Ruckartig drehte sie sich um, mein armer Arm, und zeugte mit einem ihrer Finger, sie alle knallrot lackiert waren, auf ihren Sohn. "Du lässt uns 15 Minuten, in denen du dich mit Minah unterhältst, oder ich sage es deinem Vater." Diese Drohung schien zu wirken, da Yoongi sie geschockt ansah,  dann mich entschuldigend. Seine Mutter wusste dass sie gewonnen hatte und ging mit mir in sein Schlafzimmer, hinter dem sie zuschloss.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und blieb einfach mitten im Raum stehen, während seine Mutter sich auf den Bettrand setzte, um mich kritisch zu mustern. "Du bist also der feste Freund von meinem Sohn?" Zögerlich nickte ich, ich hatte verdammt Respekt vor dieser Frau. "Und du liebst ihn?" Wieder ein Nicken meinerseits. "Und liebt er auch dich?" Nein. "I-ich denke schon", gab ich leise von mir. "Du denkst? Das klingt nicht sehr überzeugt", gab sie triumphiert von sich. "Seit wann seit ihr zusammen?" "Ein paar Wochen." "Denkst du, du wirst für immer mit ihm zusammen sein?" "Ich hoffe es", antwortete ich und atmetete tief durch, um mich zu beruhigen. "Mein lieber Jin-" "Jimin" "Es tut mir leid dich zu enttäuschen zu müssen, aber sobald Minah und Yoongi heiraten werden, wirst du aus ihrem Leben verschwinden." Schadenfroh lächelte sie mich an. "Yoongi wird sie nicht heiraten", redete ich mir eher schon selbst ein. "Natürlich. Oder was denkst du? Spätestens wenn sein Vater davon erfährt, wird er einstimmen. Wie süß, du dachtest wirklich ihr würdet zusammen bleiben", gespielt mitleidig musterte sie mich. "Wach auf, Jin. Yoongi ist doch nicht einmal schwul, und ich habe mich ein bisschen über deine Familie erkundigt... War deine Mutter so unausstehlich, dass sein Vater gleich sie verlassen hat? Oder wollte er dich nicht?" "Hören Sie auf", versuchte ich schwach. Meine Familie war mein Schwachpunkt, den sie jetzt genau gegen mich auspielte.

"Kein Wunder, bei einem schwulen Sohn. Zwar will mir Yoongi immer weiß machen, er wäre schwul, aber das bildet er sich doch nur ein. Eine Phase, die vorbei geht. Und dann wird er dich verlassen, genau wie dein Vater." Kleine Tränen bildeten sich in meinem Augenwinkel, die langsam über meine Wangen rollten. "Oh nein, musst du jetzt weinen? Das tut mir aber leid~", bedauernd sah sie auf ihre krallenartigen Nägel. "Willst du auch zur Hochzeit kommen? Ich kann dir einen Platz in der ersten Reihe freihalten." "E-es wird nicht heiraten", versuchte ich es noch einmal. Plötzlich wurde Frau Min wütend und sprang auf. "Hör auf das zu sagen, sieh es endlich ein! Er liebt dich nicht und wird es niemals tun!" Und das schlimmste war, sie hatte Recht. Er liebte mich nicht, aber ich wollte ihn nicht aufgeben. Ich konnte ihn nicht gehen lassen. "Und sollte ich irgendwie mitbekommen, dass ihr beide noch in Kontakt steht, dann werde ich dich und deine armselige Mutter zerstören", fauchte sie und piekste mir mit ihrem Nagel in die Brust.

Die Tränen ließen mein Sichtfeld verschwimmen, nur am Rande bekam ich mit, wie sie das Zimmer verließ und jemand anderes hineingestürzt kam. "Oh Gott Jimin, was hat sie mit dir getan", flüsterte Yoongi mir ins Ohr, als er mich in eine warme Umarmung zog. "S-Sie, sie...", wollte ich stammeln, gab es aber auf, da eh kein richtiger Satz meinen Mund verlassen würde. "Ich will nicht, dass du die heiratest", konnte ich endlich von mir geben, nachdem wir ein paar Minuten eng umschlungen in seinem Zimmer standen. "Das werde ich auch nicht, wir finden schon eine Lösung", beruhigte mich Yoongi. Was meinte sie überhaupt damit, wenn sein Vater davon erfuhr? Von der Hochzeit, oder von der Beziehung seines Sohnes? "Was hat sie alles gesagt, Jimin?" "Dass mein Vater uns verlassen hat, weil ich schwul bin und dass das nur eine Phase von dir ist, und dass du mich nicht liebst", erzählte ich ihm knapp, da wieder neue Tränen meine Augen verließen. Wütend schüttelte er seinen Kopf. "Mir wird schon etwas einfallen..." Überzeugt klang er aber nicht, aber was blieb mir anders übrig, als zu hoffen?

Ich tat das erste, was mir in den Sinn kam; ihn zu küssen. Eigentlich entschied er es, aber darüber machte ich mir keine Gedanken, da Yoongi schließlich den Kuss erwiderte. Ich wollte nicht, dass das alles aufhören würde. Mit noch zitternden Händen klammerte ich mich an seinem Oberteil und hielt ihn fest, hielt ihn bei mir.

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Und, wer freut sich schon alles auf die Hochzeit?

Toyboy × YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt