#87

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Jimin

Die paar Sekunden, die verstrichen waren, fühlten sie an wie Stunden. Yoongi sah mich verzweifelt an, wartete auf irgendeine Reaktion meinerseits, doch die blieb aus. Mein Kopf war wie leer gefegt, nur sein Satz schoss mir durch die Gedanken. Er hatte mit Nim geschlafen. Er hatte mich betrogen. War ich sauer? Traurig? Enttäuscht? Ich wusste es nicht. Dass war es also, bevor es überhaupt so richtig angefangen hatte. "Chimchim, sag doch etwas." Wie durch einen Schleier drang seine Stimme zu mir. "Was willst du denn hören, Yoongi?" Es war mir irgendwie fremd, seinen Namen auszusprechen. Meine Stimme zitterte und langsam realisierte ich erst, was das hieß. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, was mir für ein paar Sekunden fast den Atem raubte.

"Es tut mir le-" Er streckte seine Hand nach mir aus, doch ich schlug sie zurück, als wäre sie giftig. Erschrocken zog er sie zurück, doch ich war nicht minder erstaunt über meine Reaktion. "Fass mich nicht an." Wann war meine Stimme so kalt geworden? Auch Yoongi sah überrascht zu mir. "Ich wollte das nicht, aber-" Wieder unterbrach ich ihn. "Aber was? Oder hat er dich vergewaltigt?" Humorlos lachte ich auf, auch wenn mir gerade gar nicht zum Lachen zu mute war.

Der Ältere schüttelte seinen Kopf und sah auf den Boden. "Es tut mir leid", flüsterte ich schon fast. Yoongi sah mich verwirrt an, er hatte wohl mit allem gerechnet, nur nicht von einer Entschuldigung meinerseits. "Dass ich dir wohl nicht gut genug war", traurig lächelte ich gezwungen, "aber Nim ist wohl besser als ich." Der kleine Karton in meiner Hand fühlte sich auf einmal so unglaublich schwer an, fast hätte ich es vergessen. Mit zitternden Fingern öffnete ich die kleine Schachtel und holte das Armband hervor, was ich für ihn gekauft hatte. Kookie hatte Taehyung so ein ähnliches gekauft, wir hatten sie entdeckt, als wir vom Fitnessstudio kamen. "Das wollte ich eigentlich dir schenken, aber du kannst es ja Nim geben."

Das Armband schleuderte ich auf einmal gegen seine Brust und die aufkommenden Tränen konnte ich nicht länger aufhalten. "Du bist so ein Arschloch, Min Yoongi", schluchzte ich. "Ich liebe dich, Jimin." Ich wollte mit schon zum Gehen wenden, länger konnte ich unmöglich in seiner Nähe bleiben, als er die drei Wörter aussprach, auf die ich die letzten Tage gehofft hatte. Doch jetzt wollte ich sie nicht hören, er sollte die Klappe halten. "Schiebs dir in den Arsch." Das kleine Kästchen, in dem das Armband aufbewahrt war, ließ ich neben seine Füße fallen, wo schon das Armband lag.
Fluchtartig verließ ich das Grundstück, und hoffte, dass er mir nacheilte, doch er tat es nicht. Vor zehn Minuten war alles noch so schön. Und jetzt? Wollte das Schicksal einfach nicht, dass wir zusammen waren? Was ist, wenn Yoongi eigentlich nie wirklich mit mir zusammen sein wollte, und mich nur gefragt hatte, damit ich ihm weiter willig blieb?

"K-Kookie?" Mitten auf dem Weg blieb ich stehen und rief meinen besten Freund an. "Was ist passiert?" E-er hat mich betrogen", schluchzte ich in den Hörer, ein Wunder, dass er mich verstanden hatte. "Wo bist du gerade?" "In der Nähe noch von seinem Haus." Unsanft wischte ich mir die dämlichen Tränen von meinen Wangen, manche Fußgänger hatten mich schon schief angesehen. Aber immer wieder kamen welche nach. "Wir holen dich an, bleib da wo du bist." Mit diesen Worten legte er auf. Mein Handy schob ich wieder in meine Jackentasche und fuhr mir durch die Haare, waren wir jetzt getrennt? Hatte ich indirekt Schluss gemacht? Oder hatte er schon Schluss gemacht, als er sich von Nim durchnehmen hat lassen?

Mein Zeitgefühl hatte ich wohl bei Yoongi gelassen. Nach Minuten, oder Stunden, hörte ich, wie jemand hinter mir laut meinen Namen rief. Sofort drehte ich mich zu Kookie um, der schon auf mich zu gelaufen kam. Erneut weinend schmiss ich mich in seine Arme und wurde sofort von ihm an sich gedrückt, während er mir beruhigend über den Rücken strich. "Es soll aufhören, so weh zu tun", schniefte ich und krallte mich an seinem Oberteil fest. "Komm erst mal mit mir mit." Mein bester Freund nahm vorsichtig meine Hand, als wäre ich aus Glas, und ging langsam mit mir in die Richtung von einem Auto, das bei näherer Betrachtung Taehyung gehörte. Also war er auch da?
Sobald ich hinten eingestiegen war und mich mit geschlossenen Augen nach hinten lehnte, fragte der Freund von Kookie besorgt, was passiert war. Seit dem die beiden zusammen waren, mochte ich auch Taehyung etwas mehr. Also nur freundschaftlich, versteht sich, ich würde niemals so ein Mistkerl wie Yoongi sein und ihn betrügen.

Bevor Kookie antworten konnte, ergriff ich das Wort. "Er hat wieder mit Nim geschlafen." Meine Stimme war kraftlos und vom Schluchzen ganz rau. Wieso hatte er das getan? Ich verstand es einfach nicht. War ich zu schlecht? Wurde ich zu anhänglich? Fühlte er sich in einer Beziehung zu eingeengt? Oder er war einfach das sexsüchtige Monster, so wie ich ihn kennengelernt hatte. Erschöpft lehnte ich meine Stirn an die kühle Scheibe. "Jimin, kommst du?" In Gedanken hatte ich nicht einmal bemerkt, dass wir stehen gebliebene waren, wir standen vor Kookies Haus. Erwartungsvoll und besorgt sah er mich an, als könnte er mich mit jedem weiteren Wort zum Weinen bringen.

Taehyung gab uns Bescheid, dass er nun zu ihm fahren würde. Er sagte extra nicht seinen Namen und küsste Kookie auch nicht zum Abschied, was ich gleichzeitig unglaublich putzig fand, aber irgendwie machte es mich noch trauriger und wütender auf mich. Nicht dass ich auch noch die Beziehung meines besten Freundes zerstörte. Während Tae wegfuhr, sperrte mein bester Freund auf und ich begab mich sofort in sein Zimmer, Kookie würde noch Eis holen. Aber morgen würde ich ganz sicher in die Schule gehen. Ich hatte schon so viele Tage wegen ihm verpasst, außerdem wollte ich ihm zeigen, dass ich auch gut ohne ihn zurecht kam. Er wollte mich nicht? Gut, dann brauchte ich ihn auch nicht. Seine Entscheidung, die ich wohl oder übel akzeptieren musste.

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Mein armes Yoonmin Herz :(

Toyboy × YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt