Kapitel 16

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Nyria konnte nur das rauschende Blut in ihren Ohren hören. Ihr Herz schlug so schnell, dass es schmerzte; ihre Lungen brannten. Sie versuchte in ihrem rasanten Galopp nach hinten zu blicken, um zu sehen ob der Wolf sie noch verfolgte. Aber er war, wie sie erwartet hatte, nicht mehr hinter ihr.

Sie blieb stehen und blickte mit schmerzvollem Blick zurück. Dort standen drei dieser Bestien und machten sich über das Pferd her, das sie erwischt hatten. Ein Gefühl von unendlichem Abscheu und Ekel machte sich in Nyria breit. Dieses Pferd wollte genauso wie sie ein Krieger werden, war voller Hoffnung zur Ausbildung gekommen.
Und nun war es tot.
Es hätte jeden treffen können. Auch sie selbst. Die anderen Pferde hetzten an ihr vorbei, ihre Gesichter von Panik verzerrt, in ihren Augen die blanke Angst.

Aber Nyria blieb einfach stehen und konnte den Blick nicht von diesem Pferd wenden. Eine Träne lief ihre Wange hinab und viel auf den ausgelaugten Boden. Jemand rammte im Vorbeirennen ihre Schulter und sie wurde aus ihrer Starre erlöst. Alle anderen waren bereits an ihr vorbei galoppiert.
Sie wat die letzte.

Zwei weitere Wölfe tauchten aus der Dunkelheit des Waldes auf. Nyria stieg und ließ ein lautes Wiehern erklingen, in dem all die Trauer lag, die sie verspürte. Sie drehte sich auf ihren beiden Hinterbeinen und galoppierte sofort wieder in einem rasanten Tempo los, als ihre Vorderhufe den Boden berührten. Sie durfte nicht schwach werden. Diesen Bestien würde sie nicht zum Fraß fallen.

Schnell hatte sie den Rest wieder eingeholt. Doch plötzlich kamen drei weitere Wölfe von vorne. Sie wollten sie einkreisen. Da es nun keine Ausweichmöglichkeiten mehr gab, zerstreute sich die Gruppe. Einige rannten voller Panik irgendwo alleine in die Dunkelheit. Andere in kleinen Gruppen.

In der Ferne könnte Nyria einen qualvollen Schrei hören. Sie atmete tief ein und aus. Sie durfte nicht daran denken, was dort gerade passiere. Sie konzentrierte sich auf die drei Pferde vor ihr. Sie war nicht alleine, das war gut. Doch plötzlich wurden zwei von ihnen langsamer. Sie hielten das rasante Tempo nicht mehr durch und vielen nach hinten. Der Hengst, der nun alleine vor ihr durch den Wald hetzte, war kräftiger. Sie würde in seiner Nähe bleiben. Wenn sie nicht alleine war, war die Wahrscheinlichkeit angegriffen zu werden geringer. Ihre Hufe trommelten im gleichen Takt unaufhörlich auf den Boden.

Dann tauchte in Nyrias Augenwinkel etwas Schwarzes auf. Im nächsten Moment sprang ein Wolf mit rot glühenden Augen den Hengst von der Seite an und holte ihn aus vollem Galopp. Er viel zu Boden und ein dumpfes Geräusch, gefolgt von einem erstickten Schrei, war das letzte was Nyria von ihm hörte. Ihr wurde übel, doch sie zwang sich weiter zu rennen, denn hinter ihr kamen bereits weitere Wölfe, um sich über den Hengst her zu machen.

Nun irrte sie ganz alleine durch diesen Horrorwald.

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Ich hoffe mal es ist jetzt nicht allzu brutal... wenn doch, dann tut es mir leid, aber das war erstmal auch das "schlimmste" Kapitel würde ich sagen :)

Nyria - Kriegerin der Garde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt