Kapitel 67

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Glitzernde Tropfen aus Regenwasser bildeten sich an den Spitzen seiner völlig durchnässten Mähne. Sein nachtschwarzes Fell glänze hell im Licht des Blitzes, der plötzlich durch die Wolken fuhr, gefolgt von einem dunklen Grollen. Bei jedem Atemzug weiteten sich seine Nüstern und sein Brustkorb hob und senkte sich schwer. Mit entschlossenem Blick leuchteten Nyria seine hellbraunen Augen entgegen.

"Was fällt dir eigentlich ein?", schrie die Stute den Rappen dann plötzlich entrüstet an. Ilano schnaubte verwirrt und zog sein Schwert wieder aus dem Hals des großen Hengstes, der mittlerweile leblos am Boden lag.
"Ich wäre auch ohne deine Hilfe mit ihm fertig geworden.", zischte Nyria bevor Ilano auch nur ein Wort sagen konnte. Und damit nahm auch Nyria ihr Schwert wider auf und drehte sich mit einem herablassenden Blick von Ilano weg. Allerdings kam sie nur ein paar Schritte weit.
"Ein Dankeschön hätte auch gereicht.", schnaubte Ilano. Nyria blieb abrupt stehen und atmete tief durch. Mit einem Ruck steckte sie ihr Schwert weg, drehte sich um und kam auf den Rappen zugestürmt. Vor lauter Überraschung stolperte er überfordert ein paar Schritte nach hinten, um der Stute auszuweichen.
"Ich habe mich für rein gar nichts bei dir zu bedanken. Immerhin bin ich nicht derjenige der sich vollkommen irrational verhält und wie ein kleines Fohlen unbedingt das Verlangen hat sich wie der große ehrenhafte Ritter zu benehmen.", in Nyrias Stimme lag etwas bedrohliches. Sie sprach so gefährlich leise, dass die entfernten Schreie der sterbenden Pferde sie fast übertönten. In ihren Augen stand der pure Hass.
"Ich...", setzte Ilano an. Als er jedoch eine kurze Pause machte nutze Nyria die Chance, um sich mit einem belustigten Schnauben von ihm abzuwenden. Sie hatte nicht vor ihre Zeit länger mit ihm zu verschwenden. Sie stand inmitten einer Schlacht und ihre Verbündeten brauchten sie.

Und so hob die Stute schützend ihr Schwert vor sich, als ein Falbe sie von der Seite aus Angriff. Ilano seufzte kurz und eilte ihr hinterher. Doch bevor er bei Nyria ankam wurde auch er angegriffen. Mit ein paar gezielten Schlägen setzte er seinen Gegner außer Gefecht und wendete sich wieder der Roanstute zu.
"Ich bin hier her gekommen, um dir zu helfen.", sagte er zu der Stute, die gerade allerdings mit einem Kampf beschäftigt war. Sie rammte ihr Schwert in den Brustkorb ihres Gegenübers und gab eine Antwort ohne Ilano überhaupt anzusehen.
"Dann kannst du gerne wieder gehen. Ich komme hier gut alleine zurecht.", sagte sie stur und zog ihr Schwert aus dem Pferd heraus. Nur um direkt wieder angegriffen zu werden. Dieses mal kümmerte sich Ilano aber um den Angreifer. Bevor Nyria auch nur reagieren konnte, lag er bereits am Boden. Nun wendete die Stute ihren Blick endlich dem Hengst zu.
"Ich werde nicht zu lassen, dass du hier stirbst.", sagte er mit ernster Stimme. Nyria biss die Zähne aufeinander. Doch sie konnte es sich nicht verkneifen. Ein Lachen löste sich aus ihrer Kehle. Ihr ganzer Körper zuckte.
"Ich würde lieber sterben als mir von dir helfen zu lassen.", spotte sie kalt. Und plötzlich verstummte ihr Lachen und ihr Blick wurde wieder ernst, "Tu mir den Gefallen und lass mich endlich in Ruhe." Ohne auf eine Antwort zu warten wendete Nyria sich wieder zum Gehen.
"Nein, das werde ich nicht.", sagte Ilano und festigte symbolisch seinen Stand. Nyria seufzte. Die Stute atmete kurz tief durch, um sich zu beruhigen. Doch ihr Blut kochte bereits.

Schließlich galoppierte sie urplötzlich aus dem Stand an. Sie hielt direkt auf eine Gruppe von Aaren-Soldaten zu. Alleine hätte sie sich ihnen nie genähert. Aber jetzt sollte dieser eingebildete Rappe doch mal zeigen zu was er gut war. Mit einem Schrei stieß sie einem der Pferde ihr Schwert in den Rücken. Die anderen fünf Hengste zogen sofort ihre Schwerter und gingen auf die kleine Stute los. Einem von ihnen versetzte sie einen  Tritt gegen die Brust, das Schwert des zweiten blockte sie klirrend mit ihrem. Doch dem dritten, der sie von der Seite aus anging, hätte sie selbst nichts mehr entgegen setzten können. Kurz bevor seine Klinge ihr Fell erreichte wurde sie weggeschlagen und Ilano rammte dem Hengst einen Huf ins Gesicht. Seite an Seite kämpften Nyria und Ilano gegen die fünf Hengste, bis auch der letzte von ihnen am Boden lag.
"Was sollte das?", fragte Ilano sie dann plötzlich. Der Hengst war vollkommen außer Atem.
"Ich kann tun und lassen was ich will.", war alles was Nyria antwortete.
"Ach ja und du willst in den Tod rennen?", fragte der Rappe mit einem Schnauben.
"Natürlich!", schrie Nyria dem Hengst sarkastisch entgegen, "Was denkst du warum ich überhaupt hier bin, hm? Warum ich das gesamte beschissene Jahr damit verbracht habe zu einem von denen zu werden, die mir mein  Leben zur Hölle gemacht haben, hm? Was denkst du?" Nyrias Nüstern zuckten. Ihr ganzes Fell brannte. Am liebsten hätte sie...

Nyria - Kriegerin der Garde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt