Kapitel 6

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Nyria konnte ihre Neugierde nicht mehr zügeln:
"Warum hast du das getan?" Mit dieser Frage verstieß sie gegen so gut wie alle Regeln des Anstands, aber es war ihr egal. Ilanos bis jetzt schweifender Blick blieb nun irgendwo in der Ferne hängen. Er schloss für einen Moment die Augen und schaute Nyria dann fest an. Sie erwartete eine Anfuhr für ihre unverschämte Frage, hielt seinem Blick aber stand.
"Weil ich es musste. Er war mir gegebüber schon einmal respektlos gewesen, aber das ging zu weit. Ich muss mir meinen Respekt verschaffen, sagt mein Vater." Bei seinen letzten Worten blickte er auf den Boden.

Das war nicht der Grund. "Aber dein Vater hat dir bestimmt nicht gesagt, dass du einen Streuner retten sollst.", erwiderte Nyria. Sein Blick blieb weiter auf dem Boden haften.
"Nein."
"Also warum hast du es dann getan?"
Nun blickte Ilano ihr tief in die Augen. Seine eigenen kastanienbraunen Augen funkelten dabei.
"Weil ich es nicht ausstehen kann, wie manche Pferde mit den Streunern umgehen! Es ist unfair... viele Streuner können nicht mal etwas dafür, dass sie sind, was sie sind!" Damit hatte Nyria beim besten Willen nicht gerechnet.
"Das... Aber... Ich... Danke.", war das einzige was sie dazu sagen konnte.
Ilano lächelte jetzt wieder.

"Wie heißt du überhaupt?", fragte er freundlich.
"Nyria."
"Ein schöner Name! Ich heiße Ilano... Lass uns doch irgendwas machen." Nyria nickte leicht. Sie konnte das alles immer noch nicht so recht glauben. Viel zu viel war gerade passiert, was sie nie in ihrem ganzen Leben erwartet hätte. Ihr blieb aber allerdings nicht viel Zeit weiter darüber nachzudenken.

Ilano galoppierte plötzlich an.
"Wetten du kannst mich nicht fangen?", rief er lachend. Nyria sah ihm nach, wie er in den Wald sprintete. Er war vielleicht der Prinz, aber auch ein ganz normales Fohlen.
"Das glaubst auch nur du!" Mit diesen Worten galoppierte auch Nyria an und hetzte hinter Ilano her.

Nyria - Kriegerin der Garde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt