Seit 5 Jahren

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Matteos Sicht:

Mein Handy klingelte,weshalb ich das Krankenzimmer verließ und in den Flur ging.

Telefonat:
M: „Gaston,was ist los? Hat Nina etwa schon Schluss gemacht?"
G: „Hör auf mit den Witzen und sag mir die Wahrheit: Was hast du Luna geschrieben?"
M: „Dass ich sie nicht liebe."
G: „Sag mal,spinnst du? Weißt du überhaupt wie verletzt sie ist,das habe ich ihr sofort angemerkt."
M: „Es ist für uns beide das Beste."
G: „Nein,du liebst sie und sie dich."
M: „Gaston was hätte ich denn sonst schreiben sollen? Dass ich an der Sache mit meiner Mutter Schuld bin und ihr jetzt in Italien zusehen kann,wie sie meinetwegen ganz stirbt?"
G: „Sag so etwas nicht,du bist nicht Schuld."
M: „Doch Gaston,das bin ich. Und ich möchte nicht,dass sie mich so sieht wenn ich mich selbst nicht mal ertragen kann."
G: „Matt..-"
M: „Vergiss es,okay? Ich gehe wieder zu meiner Mutter. Wir hören voneinander."

Ich legte auf und kehrte zurück in das Zimmer,indem meine Mutter seit Jahren lag. Seit Fünf Jahren,um genau zu sein.
Ich schaute mir sie an. So leblos lag sie da. Mich zerreißten die Vorwürfe beinahe. So gut wie möglich versuchte ich diese Bilder zu vergessen,aber dieser Tag verfolgte mich auch in meinen Träumen.

[Flashback/Kapitel 34]
••• „Matteo?" „Matteo?" „Matteo,wo bist du denn?" hörte ich meine Mutter rufen. Ich reagierte nicht und kletterte weiter die Steinwand hoch. Ich war beinahe oben angekommen,bis meine Mutter mich fand. „Matteo,komm sofort darunter!" schrie sie hysterisch und verfolgte jede meiner Bewegungen mit purer Angst in ihren Augen. „Ich bin fast oben,Mama." grinste ich und kletterte weiter bis ich oben ankam. Stolz blickte ich zu ihr herab und bemerkte erst dann wie hoch es doch eigentlich war. „Mama ich will runter!" quengelte ich und fing an zu weinen. „Warte dort,Schatz." Sie kletterte vorsichtig zu mir hoch und sagte mir ohne Pause,dass ich ruhig bleiben soll. Je näher sie kam,desto entspannter wurde ich. Grinsend guckte ich in die Augen meiner geliebten Mutter. •••
Schweißgebadet schreckte ich auf. Mein Herz klopfte stark und ich war bloß glücklich aufgewacht zu sein.
[---]

Tränen kullerten über meine Wange als ich die Hand meiner Mutter,in meine Hand nahm. „Ich wollte das nicht,Mama." schluchzte ich und schnappte nach Luft. „Ich wollte das nicht." wiederholte ich und ließ meinen Kopf auf die Matratze sinken.

••• „Kletter weiter,Matteo. Ich bin bei dir." munterte mich meine Mutter auf. Ich nahm meinen Mut zusammen und kletterte das kleine Stück weiter,bis ich auf sicherem Boden stand. „Das hast du super gemacht,Schatz." Glücklich grinste ich vor mich hin und guckte mich um. Ich ging auf eine naheliegende Wiese mit Tulpen zu,um ein paar für meine Mutter zu pflücken.
„Matteo!" hörte ich panisch meine Mutter rufen. „Matteoo!"
Angsterfüllt lief ich zurück und sah meine Mutter,wie sie sich schweratmend an bloß einem Stein festhielt. „Nein,Mama!" schrie ich lauthals und hielt ihr meine Hand hin,die sie annehmen wollte,doch da war es zu Spät. Der Stein,an dem sie sich festhielt lockerte sich und fiel samt meiner Mutter hinunter,auf den steinigen Boden.
„Mama!" - „Maaaama!" schrie ich und wischte meine Tränen weg,die wie ein Wasserfall hinunterflossen.
Ich blendete die ganzen Menschen,die auf mich zukamen aus und fokussierte meinen Blick auf meine Mutter.
Das Blut,das gefühlt überall lag und den Anblick als mein Vater mit meiner frischgeborenen Schwester im Arm,auf meine Mutter zu lief. Er schaute zu mir hoch,mit dem Blick der voller Hass war,den ich seitdem nur noch bekam. Ich war es. •••

„Teo." nuschelte meine Schwester und holte mich somit aus Gedanken.
„Lo,du bist schon aus dem Kindergarten." lächelte ich und hob sie hoch um sie auf meinen Schoß zusetzen.
„Hast du geweint,Teo?"
Bevor ich antworten konnte,kam mein Vater ins Zimmer und schaute mich kalt an. „Eure Tante wartet auf euch."
Es fiel mir schwer meine Mutter jetzt zu verlassen,aber ich wollte mich nicht unnötig vor Lola mit meinem Vater streiten. Dass ich ihre Mutter weggenommen hatte,reichte. Sie konnte diese wundervolle Frau nie wirklich kennenlernen,nur in diesem leblosen Zustand. Dennoch liebt sie unsere Mutter über alles,weshalb sie auch bei unserer Tante hier in Italien geblieben ist. Oft rief sie mich an und ließ mich mit meiner Mutter telefonieren. Es wäre einfach nicht gut für sie gewesen,die ganze Zeit den Kindergarten zu wechseln.
Mit Lola auf meinem Arm ging ich an meinem Vater vorbei und stieg in das Auto meiner Tante,das vor dem Krankenhaus geparkt war und blieb über die Fahrt ziemlich ruhig.
Bald werden die Geräte endgültig ausgestellt. Wie es danach weitergeht,ob wir zurück nach Buenos Aires fliegen,oder ob Lola mitkommt weiß ich alles noch nicht.
Aber ich hatte Angst zu fragen.
Ich habe Angst vor der Zeit,die nach dem endgültigen Tod meiner Mutter kommen würde. Wenn jeder einzelne Schimmer Hoffnung gestorben ist.

„Wir sind da." verkündete meine Tante und öffnete uns die Autotür.
Mein Tante klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und lächelte mir zu,so wie sie es jeden Tag tat seitdem ich da war.
Wir steuerten auf das Esszimmer zu uns setzten uns hin,zusammen mit meinem Onkel und ihren 2 Kindern,jeweils ein 9 jähriger Sohn und eine 10 jährige Tochter.
„Spielen wir gleich Fußball,Teo?" fragte  Antonio,mein kleiner Cousin.
„Klar,wir müssen ja schließlich fit bleiben." grinste ich und gab ihm einen High-Five.
„Teo kannst du mir gleich bei meinen Hausaufgaben helfen?"
„Natürlich Ainara." versicherte ich.
„Lasst Matteo doch ein wenig Freizeit." lachte meine Tante und gab jedem von uns einen Teller Pasta.
„Vielen Dank übrigens,Matteo. Du bist uns eine große Hilfe obwohl du gar nichts machen müsstest." bedankte sich mein Onkel.
Sie waren herzensgute Menschen. Und dafür,dass sie Lola für schon 5 Jahre aufgenommen haben werde ich ihnen auch immer dankbar sein.
„Ich mache das gerne,wirklich."
Meine Tante war die Schwester meiner Mutter und genauso nett. Ich bin glücklich,dass ich über die Zeit hier in Italien bei ihnen schlafen darf,schließlich haben sie auch eine Villa und an Platzmangel hätte es nicht gelegen. Bei meinem Vater wäre es die reine Hölle gewesen,da er kein Funken Liebe für mich übrig hat.
Sein Leben dreht sich bloß um seinen Job,Geld und seine Sekretärinnen.
Zugegeben oder erwischt hatte ich ihn mit einer anderen Frau zwar noch nicht,aber das tagelange Verschwinden oder die plötzlichen Geschäftsreisen heißen schon was.
Aber ich sollte mich nicht beklagen,ich war es der daran Schuld war,nachdem er meine Mutter dort liegen sah.
„Dein Vater kommt heute mal kurz vorbei." erzählte meine Tante beim spülen. „Er möchte ein paar Dinge klären."
„Was genau denn 'klären'?" Ich schnappte mir einen Teller und ein trockenes Tuch,um ihr zu helfen,doch sie nahm es mir beides wieder ab.
„Du brauchst nicht zu helfen,du tust schon zu viel."
Widerwillig lehnte ich mich an die Theke.
„Er hat erzählt,dass er zurück zur Arbeit muss. In Buenos Aires,und das so früh wie möglich."
„Aber die Geräte.. Sie werden erst am Freitag ausgeschaltet und es ist erst Samstag."
„Es tut mir Leid,Matteo. Es tut mir unfassbar Leid."
Sie nahm mich mitfühlend in den Arm,was mir gut tat. Ich konnte einfach nicht mehr,ich verliere meine Mutter und jetzt will mein Vater sie verlassen und alleine sterben lassen.
„Ich werde versuchen was ich kann."
„Danke vielmals Candela."
„Wir sind immer für dich da,ich,Hector,Antonio und Ainara."
Ich lächelte ihr zu und gab Bescheid,dass ich mit Antonio Fußball spielen werde.
„Ich will auch mal so gut spielen können,wie du Teo."
„Das kannst du doch schon lange." Lachend wuschelte ich durch seine lockigen Haare und kickte ein paar Runden mit ihm.
„Hilfst du mir jetzt mit den Hausaufgaben?"
„Ja,machen wir die hier im Garten?"
„Ja,Teo. Ich hole sie schnell."

Es war bereits Abends und die Kinder saßen mit Hector und Candela auf der Couch um einen Filmeabend zu veranstalten,ich hielt mich aber lieber daraus. Ich musste zu viel nachdenken um jetzt ein paar Kinderfilme zu gucken.
Wenn ich bald wieder in Buenos Aires sein werde,wird Luna wieder in meiner Nähe sein. Ich musste leicht schmunzeln als ich an sie dachte.
Sie war so ein kleiner Tollpatsch.
Doch sie wird mich wahrscheinlich nicht mal angucken,nach dieser kalten Nachricht die ich ihr geschickt hatte.
Dabei bestand diese Nachricht bloß aus Liebe. Ich will das Beste für sie,und das bin ich nicht.

***

Ja,es kommt häufig vor dass Matteo woanders ist usw,aber ich hoffe ich habe mit der Hintergrundgeschichte ein wenig Abwechslung reingebracht sodass es euch trotzdem gefällt 💗

„you make me happy"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt