Herzschlag

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Matteos Sicht:

Kühle Luft wehte durch mein Zimmer und hinterließ eine leichte Gänsehaut auf meiner Haut. Quälend kniff ich meine Augen zusammen und versuchte das laute Pochen meines Herzschlages zu ignorieren. Es vergingen Sekunden bis ich erneut stocksteif in meinem Bett saß und durch mein Zimmer schaute,um sicher zugehen dass ich hier war. Hier in meinem Zimmer. Meine Augen glitten automatisch auf die Wanduhr. 3 Minuten. Es vergingen 3 Minuten,als ich auf die Uhr geguckt hatte. Doch die Zeit sollte nicht vergehen. Ich will nicht in ein paar Stunden aufwachen um mich von einer Person zu verabschieden.
Es war die Wut die mich kontrollierte,als ich aufstand und die Uhr von der Wand nahm. Mit einem Schlag zerbrach das Glas,und ich konnte die Zeiger zurückdrehen. Mit meinem pochenden Finger drehte ich den Zeiger in die gegen gesetzte Richtung und ließ zwischen wenigen Bluttropfen auch meine Tränen auf das Zifferblatt tropfen. Mit zittrigen Händen ließ ich die Uhr fallen und betrachtete meine rechte Hand,die Schnitte von dem zerbrochenem Glas erlitt. Mir blieb die Luft weg. Das Blut floss aus den Schnittwunden und sammelte sich vereinzelt auf dem Boden. Blut. „Mama." nuschelte ich kaum hörbar und guckte mit aufgerissenen Augen auf die rote Flüssigkeit. „Nein,nein..-" Ich kniete mich auf den Boden. „K..kein Blut. Sie..stirbt."
„Sie stirbt!" wiederholte ich lauter und hämmerte gegen meinen Kopf. „Kein Blut." winselte ich und schnappte mir das naheliegendste Kleidungsstück in meinem Zimmer. Wie wild wischte ich über meinen Boden und versuchte das Blut wegzuwischen,aber es verblieben Reste. So oft ich das tat,desto mehr verschmierte ich es über meinen Boden.
Ich stoppte in meiner Bewegung und fixierte meinen Blick auf das T-Shirt in meiner Hand und auf die Uhr,die nicht weit von mir weg lag. Danach glitt ich zu meiner brennenden Hand,die dazu noch pochte. Ich schaute durch mein ganzes Zimmer und fasste mein Bett an,ich fühlte mich wie in einem Traum. Es war als wäre ich nicht ich,und das was passierte,wäre eine reine Vorstellung. Aber ich war Zuhause. In meinem Zimmer.

Ich öffnete meine schweren Augen,die sich ziemlich angeschwollen fühlten. Die Sonne war aufgegangen und unten hörte ich bereits Stimmen. Mein Magen fühlte sich leer an,Hunger verspürte ich dennoch nicht. Ich würde nichts runter bekommen. Nachdem ich die ganze Nacht wach gelegen und somit jegliches Zeitgefühl verloren hatte,bewegte ich meinen Kopf zur Wand. Leere. Ich wagte einen Blick auf den Boden und entdeckte die ganzen Glasscherben und das verschmierte Blut,das bei Tageslicht noch erkennbarer war. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals,und aus Reflex griff ich nach meiner Wasserflasche und kippte sie auf meinen Boden,da wo das Blut war. Überfordert schnappte ich mein T-Shirt und machte meinen Boden sauber.
Mein Herz raste als sich Schritte näherten und kurz darauf die Tür aufging. Der Kopf meines Onkels kam aus einem schmalen Türschlitz hervor,und musterte erschrocken die Scherben auf dem Boden und verfolgte das Verfahren mit dem blutigem T-Shirt,mit dem ich den Boden wischte. Ich fühlte mich ertappt,dabei hatte ich doch nichts angestellt. Ich fürchtete mich,aber mein Onkel guckte mich bloß bemitleidend an und kniete sich zu mir. „Was ist passiert?"
„Das..war nicht extra." stotterte ich und rutschte verängstigt zurück.
„Matteo,ich tue dir nichts." Unverständlich legte er seinen Kopf schief. „Ich will dir helfen." Er griff nach ein paar Scherben und entdeckte die kaputte Uhr.
„Sie ist runter gefallen..,und dann habe ich mich geschnitten." log ich. Man sah ihm die Erschöpfung an,da wollte ich nicht noch von meinem Wutausbruch anfangen. Dass sie sich Sorgen machen,oder gar hierbleiben wollen,war das Letzte was ich wollte.
„Geh dir von deiner Tante ein Verband umwickeln lassen. Ich mache das hier."
Bevor ich diesen gut gemeinten Vorschlag ablehnten konnte,kam meine Tante schon rein und bestand darauf,meine Hand zu versorgen.

Starr verfolgte ich die einzelnen Bewegungen meiner Tante,während sie meine Schnitte reinigte und anschließend ein Verband um meine Hand wickelte. Im Raum herrschte eine angespannte Ruhe,und keiner von uns beiden machte den Anschein irgendetwas zu sagen. Ich bemerkte ihre,erst leicht zitternde Hand,als sie gerade mit einem Klebestreifen meinen Verband befestigen wollte. Ihre emotionslose,ruhige Fassade bröckelte und sie ließ die Schere in ihrer linken Hand fallen. Der Aufprall ließ mich zusammenzucken. Es waren einzelne Tränen,die ihre Wange runter kullerten aus denen dann mehrere wurden. Mit ihrer Hand versuchte sie diese zu verstecken,dabei hatte ich ihr den Schmerz schon längst angesehen. „Hast du..,hast du dir das angetan Matteo?" murmelte sie und sackte so in sich zusammen,dass man denken könnte sie fiele gleich von ihrem Stuhl.
„Nein,nein..ich habe mich an der Uhr geschnitten. Wirklich.!"
Es war Ungläubigkeit in ihren Augen wieder zuerkennen,zwischen dem ganzen Druck und Schmerz.
„Du kannst mit nach Italien kommen,wir..,wir würden uns um dich kümmern." bot sie unter Schluchzern an. „Du musst das nicht alleine durchstehen Matteo."
Es waren einfach Wörter,die ich sagen wollte. 'Ich schaffe das'. Doch das hatte ich in letzter Zeit so oft gesagt,und dennoch hatte ich das Gefühl jeder Zeit in mir zusammenzubrechen. „Mach dir keine Sorgen." stammelte ich leise und nahm sie sachte in den Arm. Ich weiß wie viel es einem bedeuten konnte,von jemandem umarmt zu werden,der diese Umarmung auch ernst meinte.
„Ich mache dir etwas zu essen,geh noch in dein Zimmer wenn du willst."
„Ich habe keinen Hunger."
„Den hast du schon seit Tagen nicht."
Ratlos blickte ich in ihr trauriges Gesicht,widersprechen wollte ich ihr nicht aber etwas essen konnte ich nicht.
„Weißt du,lass es. Du wirst..heute Abend oder morgen..-" Sie brach mittendrin ab,da ihr die Tränen hochkamen. Erschöpft drehte sie sich um und verschwand im Flur,Richtung Gästezimmer.
Ich spürte den Drang zu weinen,bei dem Anblick der Menschen,die sich um mich kümmerten. Sich sorgten. Doch das Gefühl,ich sei an allem Schuld,wandelte diese Trauer in Wut um. Mit einem Tritt kippte der Stuhl um,von dem ich mich kürzlich erhob.
Ich fluchte vor mich hin und ging auf und ab,um mich zu kontrollieren.

Ich saß an ihrem Bett und strich ihr ihre Haare aus dem Gesicht. „Ich liebe dich." flüsterte ich ihr zu. „Ich liebe dich."
Ich wiederholte diese Sätze so oft. So oft,und trotzdem hatte ich das Gefühl,ich hätte es nicht oft genug erwähnt. Es fühlte sich so unecht an. Aus den Stunden die ich eben noch hatte,wurden nur noch Minuten,Sekunden. Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange und nahm ihre kalte Hand. Die Hand,die meine nahm als ich klein war. Als es mir nicht gut ging. Die Hand,die mich nie hätte fallen lassen.
„Ich liebe dich,Mama." murmelte ich erneut und küsste ihre Hand. „Verlass mich nicht."
Ich ließ meinen Kopf auf das Bett fallen und weinte. So oft wie ich das nun in letzter Zeit getan hatte.
Das Geräusch der Türklinke ertönte in dem leisen Raum,und Schritte näherten sich. Es war nicht Eine Person,oder Zwei. Es waren gefühlt tausende,dessen Schritte meinen Kopf zum platzen brachten.
Ich wusste,diese Ärzte sagten etwas,aber ich hatte das Gefühl unter Wasser zu sein. Ich nahm nichts mehr auf,was diese Menschen sagten. Ich währte mich gegen die Stimmen dieser,ich wollte nicht gehen und sie sterben lassen. Nicht jetzt. Nie.
Hände griffen meinen Arm und wollten mich aus diesem Zimmer ziehen,aber ich hielt diesem Stand. Es vergingen bloß Sekunden,bis ich von weiteren Personen aus meinem Umfeld gedrängt wurde. Ich entfernte mich von meiner Mutter und schrie,als wäre ich ein Kleinkind,dass seinen Willen durchsetzen wollte und deshalb ganz laut schrie. So laut,dass man nach jedem einzelnen Wort Halsschmerzen bekam. Ich wurde festgehalten und die Tür des Zimmers wurde geschlossen. Verschwommene Umrisse meiner Tante,die auf mich zukam,erkannte ich. Sie redete auf mich ein,aber ich schrie so laut,dass ich keine ihrer Sätze aufnahm. Jedes einzelne Mal wehrte ich mich gegen die Griffe,der Personen aber in einem Ruck wurde ich zurückgezogen.
Ich versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bringen,als sich die Tür nach Minuten immer noch nicht öffnete. Meine Kraft hatte nachgelassen und meine Stimme war ein einziges Krächzen. Unter verschwommener Sicht sah ich die Türklinke runter gehen. Ärzte kamen aus dem Zimmer,mit gesenktem Kopf. Ich war so barsch in meiner Bewegung,als ich mich losriss,dass ich den Ärzten entlaufen hätte können.
Aber es war eine Stimme,die mich in meiner Bewegung stoppte. Links von mir sah ich sie nach hinten schauen. Ihre Locken wehten in ihr Gesicht als sie sich umdrehte und dem,wenig größerem,Junge folgte.

***

Ich habe mein Bestes versucht... 🥀
Das Klavierstück finde ich wirklich schön und passt meiner Meinung nach zu diesem Kapitel. Hoffe euch gefällt das. ❤️

„you make me happy"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt