Die Nachricht

229 5 2
                                    

Gastons Sicht:

Mein Kopf pochte. Ein Blick auf mein Handy verriet mir dass es auch noch ziemlich früh war,dafür dass es gestern so spät wurde.
Der Gedanke an den gestrigen Abend verlieh mir einen Kloß im Hals. Nach der Beerdigung dachte ich es könnte gar nicht mehr schlimmer werden - nicht dass es mit dem Tod Matteos Mutter zu vergleichen war. Nur,dass es ebenfalls sehr weh tat.
Sie hatte mich die ganze Zeit gemieden. Und ich merkte nicht,dass es an mir lag. Ich habe ihr geglaubt,dass sie Hausarrest hatte.
Die Wut stieg in mir als ich an den Anblick dachte: Nina,meine Freundin. Mit ihm.
Irgendein Pedo,ein Lehrer.
Er muss sie gezwungen haben. Nina war nicht so. Sie ist keine Person die fremdgeht. - Beziehungsweise schätzte ich sie so ein.
In diesem Moment zweifelte ich an der Menschheit. Und mir fiel die Person ein,die mich bis jetzt noch nie enttäuscht hat.

Ninas Sicht:

Die ganze Nacht habe ich durch geweint.
Die ganze Nacht hatte ich die Bilder vor meinen Augen.
Die ganze Nacht dachte ich daran,was in meinem Leben schief lief.
Ich ging meinem Freund fremd und wurde dabei von ihm erwischt. Er hat sich mit ihm geprügelt,und viel schlimmer ist die Tatsache dass meine Affäre ein Lehrer ist. Auch wenn nur als Aushilfskraft. Dazu habe ich nicht mal meine einzige beste Freundin zum reden.
Ich wollte die alte Nina wieder.
Die,die sich während der Klassenfahrt über jeden Blick von Gaston gefreut hat.
Die,die mit ihrer besten Freundin von einem Jungen schwärmte.
Die,die mit ihrer besten Freundin unzertrennlich war und den größten Spaß mit ihr hatte.
Die,die sich hinter Felicity versteckte.
All das änderte sich.
Es fühlt sich so lange an,dabei ist es nicht mal so lange her.
Mittlerweile fängt der Herbst an. Die Klassenfahrt war im Sommer. Und mit dem Sommer,verschwanden auch die Sommergefühle.
Die Liebe,das Glück,die Zufriedenheit. Alles.
Ich weiß,dass ich es Gaston erklären musste.
Genau so wusste ich,dass das mit Enrique sofort aufhören musste.
Die Frage ist nur wie? Wie soll ich das so verzweifelt schaffen,ohne Freunde ohne alles.
Wie hätte die alte Nina das geschafft?
Wahrscheinlich hätte ich meine Gedanken geteilt. Mir Analysen angeguckt. Meinen Kopf geleert.
Wie automatisch griff ich zu meinem Tablet und schaltete es an. Mit einem Klick öffnete ich eine Seite.
„Willkommen zurück Felicity."
Ein Lachen schlich mir ins Gesicht.
Langsam scrollte ich durch meine Posts.
Sofort verlor ich mich in diese Welt und in diesem Moment bekam ich eine Nachricht.
RollerTrack hat ihnen eine Mitteilung geschickt."
Mein Herz klopfte wie verrückt. Da wollte ich all dem für einen kurzen Moment entfliehen und schon schrieb mir Gaston. Kurz vergaß ich,dass ich es ihm über all die Wochen nie erzählt hatte.
Ich atmete kurz ein bevor ich die Nachricht öffnete. Ich rechnete mit einem ‚Hallo' oder sonst was,aber nicht mit so einem langen Text.

•• RollerTrack: ‚Denkst du es gibt
zwei Gesichter? Denkst du,man
kann sich so stark täuschen,
dass man jemanden komplett falsch einschätzt? Oder jemanden
einfach so sehr lieben,dass man
sich einfach nichts negatives eingestehen möchte und es übersieht?
Ich weiß wir haben lange nicht
mehr geschrieben,aber ich
hoffe du kannst dich noch an
die Gespräche erinnern die
wir geführt haben. Denn es sind
die,die ich vermisse. Ich vermisse
diese Ehrlichkeit. Das Gefühlvolle.
Ich glaube ich habe viele falsche Entscheidungen getroffen und
vieles aus den Augen verloren.
Ich musste mich daran
zurückerinnern,wie du mir
geholfen hast ohne dass ich wusste
wer du bist.
Vielleicht ist es zu viel verlangt,
aber ich hoffe du kannst mir
auch jetzt helfen. Auch wenn es ziemlich aussichtslos erscheint,da dein
letzter Post schon ewig her ist.' ••

Er redete über mich. Falsche Entscheidungen. Zwei Gesichter.
Und das dritte kannte er noch gar nicht.

•• Felicity: Ich weiß nicht ob es so etwas
gibt. Aber ich weiß,dass es Menschen
gibt,die Dinge tun,die sie von ganzem
Herzen bereuen,weil sie nicht nachgedacht
haben. Weißt du,ich denke es wird uns
manchmal ein Streich gespielt.
Wir sind nie zufrieden.
Wir wollen immer das Beste. Und dann
nehmen wir das Erstbeste ohne
nachzudenken und damit stellt man
uns jedes Mal aufs Neue zur Probe.
Und wenn wir dazu gelernt haben,dann
kämpfen wir für unseren Verlust.
Wenn nicht,dann belassen wir es dabei
und warten erneut auf das Nächstbeste.'

„you make me happy"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt