Ausnüchterungszelle

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Louis Pov

Drei Tage waren seit dem Telefonat vergangen. Drei Tage in denen wir in Angst um Liam lebten. Wir hatten keine weiteren Lebenszeichen von ihm bekommen. Wussten nicht mal Ansatzweise, wo er sein könnte ... ob er überhaupt in London war. Die Presse hatte von Liams Entführung Wind bekommen und nun wusste es die ganze Welt.

Die Polizei war mit Spürhunden und Helikoptern unterwegs, jedoch bisher erfolglos. Niall war nur noch ein Haufen Elend. Er aß und trank nicht, schlief höchstens für ein paar Stunde um dann aus einem Albtraum hochzuschrecken, den Rest des Tages weinte er. Eigentlich ein Wunder, dass überhaupt noch Tränen kamen.

Wir schliefen auf der Polizeistation um nichts zu verpassen. Es hatte doch seine Vorteile berühmt zu sein, denn ansonsten hätten die Polizisten uns dieses wohl kaum erlaubt. In einem Raum, der normalerweise als Ausnüchterungszelle benutzt wurde, lagen einige Matratzen auf dem Boden und von Zuhause hatten wir uns Schlafsäcke geholt.

Die Aufnahme von dem Telefonat wurde untersucht, ob im Hintergrund vielleicht irgend welche Geräusche zu hören waren um einen Hinweis auf Liams Aufenthaltsort zu erhalten, doch nichts. Außer den Stimmen, Schreien und dem Schuss hörte man nichts.

Ich schlug meine Augen auf und sah mich im dunklen Raum um. Von irgend wo kam ein Geräusch, welches ich nicht zuordnen konnte. Bewegen konnte ich mich kaum. Verwirrt sah ich mich in der Dunkelheit um. Brauchte einige Sekunden um mich zu orientieren. Ach ja, die Ausnüchterungszelle. Das ich mich nicht bewegen konnte, lag daran dass Harry mich so fest umklammerte. Nun konnte ich auch das Geräusch zuordnen. Es war Niall, der weinte.

Vorsichtig befreite ich mich aus Harrys Griff, was einfacher gesagt als getan war. Irgend wie konnte ich mich dann aber doch befreien und kletterte aus meinem Schlafsack. Harry wimmerte im Schlaf. Kurz drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen, ehe ich zu Niall rüberkrabbelte und diesen in den Arm nahm.

  >>Ich will zu meinem Li.<<, schluchzte der Ire und klammerte sich an mich. >>Warum er?<<

  >>Ich weiß es nicht, Niall, aber es wird sicher alles gut.<<

  >>Woher willst du das wissen? Was ist wenn er schon tot ist?<<

  >>So was darfst du gar nicht erst denken. Wir finden ihn bald und dann kannst du ihn umklammern und nie mehr los lassen.<<

  >>Das werde ich auch nicht. Für keine einzige Sekunde.<<

  >>Probier weiter zu schlafen.<<

  >>Ich kann nicht.<< Ich fing an durch seine Haare zu streichen.

  >>Dann erzähl mir von eurer Hochzeit.<< Niall sah zu mir hoch. >>Wisst ihr schon wo ihr heiraten wollt?<<

  >>Am Strand.<<

  >>Klingt romantisch.<<

  >>Aber nur die Trauung. Die Feier soll dann in einem Schloss statt finden und weiße Tauben sollen fliegen, mit einem riesigem Buffet und einer Hochzeitstorte ...<< Niall hörte gar nicht mehr auf von seiner Hochzeit zu schwärmen. Hoffentlich würde diese auch wirklich statt finden. Mit der Zeit wurde seine Stimme immer leiser, bis sie komplett verstummte und er schlief. Einen Moment hielt ich ihn noch in meinen Armen, bevor ich ihn vorsichtig hinlegte.

  >>Lou?!<<, ertönte genau in dem Moment Harrys panische Stimme. Da sich meine Augen einigermaßen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich seine Umrisse erkennen. Er hatte sich aufgesetzt und tastete die Matratze neben sich ab. Als er meinen Schlafsack zu fassen bekam, spannte er sich merkbar an. >>Louis?<<, wimmerte er. Ich krabbelte zu ihm rüber und schlang meine Arme um ihn.

  >>Bin hier.<< Kurz küsste ich ihn um ihn anschließend noch enger an mich zu ziehen.

  >>Warum bist du wach?<<, fragte mein Freund, während er sein Gesicht in meinem Nacken vergrub.

  >>Niall hat geweint, ich hab ihn eben getröstet.<<

  >>Schläft er wieder?<<

  >>Ja.<<

  >>Hoffentlich finden wir Liam bald.<<

  >>Das hoffe ich auch.<< Harry öffnete seinen Schlafsack und hielt ihn auf.

  >>Kommst du zu mir?<< Nur zu gerne schlüpfte ich zu ihm in den Schlafsack um mich an ihn zu kuscheln. Fest umklammert schliefen wir Beide wieder ein.

  >>Jungs!<< Erschrocken schreckte ich auf. Zayn stand im Türrahmen. >>Sie haben was!<< Sofort waren wir alle hell wach. Als erstes war Niall auf den Beinen und stürmte genau wie auch Harry und ich Zayn hinter her.

Ryan erwartete uns in dem Konferenzraum, der zur Zeit nur für diesen einen Fall benutzt wurde.

  >>Habt ihr Liam?<<, fragte Niall hoffnungsvoll.

  >>Das leider nicht, aber wir können den Bereich deutlich eingrenzen.<<, erklärte uns Rayn. Da wir die ganze Zeit aufeinander hockten, hatten wir inzwischen aufs du gewechselt. Mein Blick fiel auf die Pinnwand, wo eine Landkarte hing auf der ein Wald zu sehen war. Die Zahlen Eins bis Vier standen in rot auf der Karte. Zwei , Drei und Vier waren nah einander. Die Eins ein Stückchen entfernt.

  >>Die Spürhunde haben ein Hemd gefunden.<< Er nahm von Tisch eine Plastiktüte in der ein blau kariertes Hemd war. Niall riss die Tüte an seine Brust.

  >>Das gehört Liam.<< Tränen stiegen ihm in die Augen. Sofort war Zayn zur Stelle und nahm ihn in den Arm.

  >>Das Hemd lag dort.<< Ryan zeigte auf die Eins. >>Wir wissen nicht wie lange schon.<<

  >>Und bei der Zwei, Drei und Vier?<<, wollte Harry wissen, der nach meiner Hand griff.

  >>Bei der Zwei lag eine Pistole. Am Lauf sind Fingerabdrücke von Liam, jedoch nicht am Abzug. Es fehlt nur eine einzige Kugel im Magazin und diese fanden wir im Stamm eines Baumes. Am Boden war Blut, ebenfalls von Liam. Lange kann es dort noch nicht sein. Es ist nur eine kleine Menge, also wahrscheinlich auch nur eine kleinere Verletzung. Genau neben dieser Stelle führt ein steiler Berg runter. Es gibt Spuren dafür, dass zwei Personen diesen Berg herunter gefallen sind. Liam und ein anderer Mann, welchen wir am Fuß des Berges schwer verletzt fanden. Er ist im Krankenhaus, jedoch nicht ansprechbar. Eine Kugel von einer weiteren Waffe steckte in seiner Brust. So wie es zur Zeit aussieht, standen Liam und der Mann sich Gegenüber. Bevor er Liam erschießen konnte, rutschte einer von den Beiden ab und riss den anderen mit sich. Hier ...<< Ryan zeigte auf die Vier. >>Lag der Mann.<< Sein Finger wandertet zur Drei. >>Dort steht ein großer Baum an dem ebenfalls Blut von Liam ist. Nach diesem Sturz ist es gut möglich, dass das Blut von einer Platzwunde stammt. Egal was dort passiert ist, es ist höchstens ein Tag her.<< Sprachlos starrten wir ihn an. Bis mir ein Gedanke kam, den ich auch Aussprach.

  >>Liam ist ihnen entkommen.<<

  >>Scheint so.<<, stimmte Ryan zu. >>Jedoch noch lange nicht in Sicherheit.<<

Never or Forever - Teil Ⅰ [Larry / Niam ]  ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt