„Möchten Sie wieder Musik hören?"
Die Frau schüttelte den Kopf und klopfte auf den Stuhl neben sich.
„Setz dich, Mädchen."
Noch bevor ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, fing sie an, Fragen zu stellen.
„Wieso bist du nach England gekommen?"
„Ich will später hier studieren", antwortete ich.
„Was machst du dann hier? Es muss doch furchtbar anstrengend sein, eine Horde dementer Personen um sich herum zu haben."
Sie konnte unmöglich selbst dement sein.
Oder doch?
Hatte ich in dem halben Jahr, in welchem ich jetzt schon hier war, wirklich so wenig gelernt?
„Ich überlege, ob ich Pflegerin werden will."
„Trotzdem anstrengend."
Sie schien eine Weile überlegen zu müssen, bevor sie erneut sprach.
„Mein Enkel, der war auch anstrengend. Aber er war ein wunderbarer Junge."
Ihren Blick hatte sie jetzt aus dem Fenster gerichtet, sie sah fast traurig aus.
„Wie heißt er denn?", fragte ich vorsichtig.
Hatte sie nicht eben noch in der Vergangenheit von ihm gesprochen?
„Harry. Er lebt in London."
„Wieso sind Sie dann hier?"
Ich war noch nie gut in Geographie gewesen, doch auch ich wusste, dass die Strecke von Blackpool nach London nicht gerade kurz war.
„Er ist ein vielbeschäftigter junger Mann", antwortete sie schmunzelnd.
Nicht wissend, was ich darauf erwidern sollte, schwieg ich einfach, und starrte zusammen mit ihr nach draußen, wo es langsam dunkel wurde.
„Was ist mit Ihren Kindern?"
„Meine Tochter unterstützt Harry, wo sie nur kann. Ich will ihr nicht zur Last fallen."
„Ich bin mir sicher, das würden Sie nicht."
Die Frau seufzte und zuckte mit den Schultern.
„Bringst du mir nächstes Mal Himbeerbrause mit?", sagte sie.
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himbeerbrause
FanfictionEin Jahr als Freiwillige im Altenheim. Eine Frau, deren Herkunft niemand kennt. Ein Enkel, den jeder kennt. Und ein Erbe, welches Mika und Harry erstaunlich nahe zusammenbringt...