sechsundneunzig | explodieren

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Er hielt inne.

Die Menge jubelte immer noch, bemerkte vielleicht gar nicht, dass die Zeit stehenblieb.

In meinem Kopf lief immer noch Sweet Creature.

Sein Blick durchbohrte mich, brach nicht ab, bis er sich flach auf den Boden legte.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie meine Freundinnen sich verwirrt zu mir drehten.

Er hob das Mikrofon an seine Lippen.

„Danke!", rief er in die Welt hinaus.

Und als er aufstand, die Tränenspuren vergebens aus seinem Gesicht wischte, seine Hose wieder glattstrich, nickte er.

Mein Kopf explodierte und ich musste mich an Laura und Mia klammern, um nicht zusammenzubrechen.

Er hatte ja gesagt.

Nicht gesagt, aber er hatte genickt, war genauso zusammengebrochen wie ich, hatte genickt – ja gesagt, und dann war er verschwunden, doch er wartete nicht mal, bis die Rufe nach ihm lauter wurden, kam nach wenigen Sekunden schon wieder, tauchte auf, strahlend und immer noch seine Tränen trocknend.

Ich wollte bei ihm sein.

Bei ihm, dort oben, auf der Bühne vor all diesen Menschen, die ihn bedingungslos liebten, die ihm zu seiner Lebensenergie verhalfen, die ihn zu dem machten, was er war.

Ich wollte ihnen erzählen, wer er war, was er für mich bedeutete, wie sehr ich ihn liebte, wie sehr ich von ihm abhing, weil mein Leben ohne ihn schlicht und einfach nicht funktionierte.

Und ich hatte das Gefühl, als tat ich das auch.

Harry stand vor mir, nicht mal zwei Meter entfernt, hob immer wieder sein Mikrofon an, doch die Worte kamen nicht, waren versteckt in seinem Strahlen.

Dann winkte er mich einfach zu sich heran.

„Einmal Himbeerbrause für alle", sagte er.

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