„Du hast echt Glück mit Harry. Gib es zu, es kommt dir unglaublich gelegen, dass er so berühmt ist. Dann kommst du doch noch zu deiner Weltreise."
„Hast du gerade gesagt, dass es gut ist, dass Harry so berühmt ist?"
Ich hielt mir meine Haare aus dem Gesicht, um meine Mutter klar ansehen zu können.
Der Wind, der am Hafen wehte, machte meiner - zugegeben nicht vorhandenen - Frisur zu schaffen.
Verwirrt sah sie mich an.
„Seine Berühmtheit ist ein fettes Minus. Aber er ist ein so großes Plus, das hebt all das Negative gleich wieder mit auf", sagte ich und zuckte mit den Schultern.
„Nicht mal die Weltreise macht das wieder wett?", fragte meine Mutter.
„Ich war doch nur bei den ersten paar Konzerten in Europa dabei. Und jetzt halt in Deutschland", sagte ich. „Du weißt nicht, wie wahnsinnig das einen macht, wenn man quasi spürt, dass so viele Leute hinter Harry her sind. Deswegen bin ich ganz schnell wieder nach London abgehauen."
Ich verzog das Gesicht.
„Ich bin ein ganz schöner Feigling."
„Vor so einem Mob hätte ich auch Angst", sagte mein Vater lachend, als wir uns wieder der Halle näherten, vor der schon hunderte Fans warten.
Als wir morgens aufgebrochen waren, hatten wir nur vor dem Haupteingang ein paar Leute gesehen, doch an der Seite hatte niemand gestanden - das hatte sich jetzt deutlich geändert.
Ich blieb abrupt stehen.
„Wie kommen wir da rein, ohne überrannt zu werden?", fragte ich.
Innerlich verfluchte ich mich dafür, dass ich mein Handy in England vergessen hatte.
Noch nicht mal Harry konnte ich jetzt fragen.
„Wir tun einfach so, als wären wir auch riesige Fans", sagte mein Vater grinsend und zog sofort los, um seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Natürlich funktionierte es ganz und gar nicht so, wie er es sich gedacht hatte.
Dort, wo wir wieder in die Halle gehen sollten, standen nur wenige Leute, doch die hatten die Energie tausender Fans in sich geballt.
„Du bist Mika!", stellte sofort jemand fest, in einer Lautstärke, die die Worte bestimmt auch bis zum Haupteingang trug.
„Und ich müsste wirklich dringend in die Halle", sagte ich und verzog das Gesicht.
Das hier würde nicht gutgehen.
„Das wollen wir doch alle", lachte jemand.
„Du bist mit Harry zusammen, oder?", fragte ein anderes Mädchen.
Beinahe hätte ich genickt.
Und dann schüttelte ich doch den Kopf, obwohl es so wehtat.
„Ach, komm schon. Das kann man doch riechen."
„Darf ich ehrlich sein? Ich fände das echt gut."
Ich stockte.
Mir lächelte ein junges Mädchen entgegen, keine zehn Jahre alt.
„Du bist lieb", sagte sie, mit einer Selbstverständlichkeit, die mir fast die Tränen in die Augen trieb.
„Danke", sagte ich und lächelte ihr zu.
„Jetzt bräuchten wir nur noch jemanden, der uns reinlässt", meinte meine Mutter.
Der Mann, der uns in die Halle lassen sollte, war verschwunden.
„Zum Glück habe ich Himbeerbrause dabei", sagte ich.
DU LIEST GERADE
himbeerbrause
FanfictionEin Jahr als Freiwillige im Altenheim. Eine Frau, deren Herkunft niemand kennt. Ein Enkel, den jeder kennt. Und ein Erbe, welches Mika und Harry erstaunlich nahe zusammenbringt...