einundvierzig | codewort

243 31 1
                                    


Ich hatte ihm nicht davon erzählt.
Das Gefühl, welches ich schon beim Paket für Harry hatte, war wieder da, und diesmal bezog es sich auf einen Thomas, der in Deutschland lebte.
Wir saßen im Flugzeug, Harry schlief, und ich starrte aus dem Fenster.
Mary.
Natürlich.
Wie hatte ich das nicht früher bemerken können?
Ich wandte meinen Blick von den Wolken unter uns ab und sah zu Harry, der mir gegenüber saß.
„Woran denkst du?", fragte er, wobei er nicht mal seine Augen öffnete.
„An Mary", antwortete ich.
Es war nicht mal gelogen.
Harry nickte und öffnete die Augen.
„Momentan ist es schwer, nicht an sie zu denken. Wir fliegen nach Deutschland – da ist sie wieder, mit ihrer Bucketlist, mit ihrem geliebten Hamburg. Ich spiele in einem Film mit – hat sie das vorausgesehen? Und dann die durchgehende Präsenz von Himbeerbrause. Nein, das hilft nicht dabei, sie zu vergessen. Nicht, dass ich das wollen würde."
Ich sah mich um.
Wir hatten uns darauf geeinigt, kein Brausepulver mitzunehmen.
Hatte er es trotzdem getan?
Harry gluckste leise.
„Du hast es immer noch nicht ganz verstanden, oder?"
Mein Blick flog zu ihm, beinahe ertappt, doch er beugte sich nur zu mir und ergriff meine Hände.

„Himbeerbrause war nie nur ein Getränk für Mary. Es war ich, es warst du, es war sie selbst, vielleicht auch Thomas. Die Freiheit. Es war ihre Droge, ihre Realität. Eher ein Codewort als ein Päckchen mit Pulver", sagte er.

himbeerbrauseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt