Wir redeten den ganzen Abend lang, und irgendwann musste ich eingeschlafen sein.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, konnte ich mich nicht an das Ende unseres Gesprächs erinnern - und auch nicht daran, wo ich hier gelandet war.
Das Gästezimmer war es garantiert nicht.
Jemand zog an der Decke.
Vor Schreck fiel ich beinahe aus dem Bett.
Dann wagte ich einen Blick zur Seite.
Harry.
Er lag mit dem Rücken zu mir, wahrscheinlich hatte er sich gerade umgedreht, und schnarchte leise.
Sein weißes T-Shirt war hochgerutscht.
Ich hielt inne.
Hatte er nicht gesagt, dass er es hasste, Klamotten zu tragen, wenn er schlief?
Und überhaupt: Wieso hatte er mir nie etwas von den vielen Tattoos erzählt, die anscheinend nicht an seinen Schultern damit aufhörten, seine Haut zu bedecken?
Ich konnte nicht aufstehen.
So sehr ich mich eben nach etwas zu Essen gesehnt hatte, so sehr fesselte mich Harrys Anblick jetzt ans Bett.
Ich hatte schon gemerkt, dass er viel verletzlicher aussah, viel mehr wie er selbst, wenn niemand in der Nähe war.
Aber jetzt sah ich, dass ich mich geirrt hatte, als ich dachte, dass er in solchen Momenten er selbst war.
Denn als er sich wieder auf den Rücken drehte, zog sich alles in mir zusammen.
Sämtliche Gedanken, die ihn tagsüber störten, waren aus seinem Gesicht verschwunden, nahezu ausradiert.
Die Falten auf seiner Stirn waren verschwunden, nur zarte Linien um seine Augen konnte ich erkennen, als ich genau hinsah.
„Du bist gestern auf mir eingeschlafen. Und weil ich dich nicht wecken wollte, hab ich dich dann einfach hierher getragen", murmelte er mit geschlossenen Augen.
Beinahe fiel ich aus dem Bett.
Nicht, weil er mich erschreckt hatte.
Eher, weil seine Stimme um ungefähr zwei Oktaven tiefer gerutscht war.
Grinsend öffnete er seine Augen einen Spalt breit.
„Himbeerbrause?", sagte er.
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himbeerbrause
FanfictionEin Jahr als Freiwillige im Altenheim. Eine Frau, deren Herkunft niemand kennt. Ein Enkel, den jeder kennt. Und ein Erbe, welches Mika und Harry erstaunlich nahe zusammenbringt...