himbeerbrause

fünfunddreißig | brauseprickeln

„Wir sollten niemals Eltern werden", meinte ich.
Harry, der gerade sein Päckchen Himbeerbrause öffnen wollte, hielt inne.
„Wir würden unsere Kinder vergiften mit dem ganzen Zucker hier drin", grinste ich und schüttelte meine Packung.
„Es war nicht meine Idee, so viel Himbeerbrause geschenkt zu bekommen", verteidigte Harry sich und deutete auf das Paket, welches inzwischen seinen Stammplatz auf dem Tisch gefunden hatte.
Es war das Paket, welches ich bei Mary gefunden hatte, welches mich erst zum Konzert geführt hatte.
Ich hatte geahnt, dass es Himbeerbrause enthalten würde, ihn gewarnt.
Und ich hatte recht.
Nur, dass es ihn anscheinend nicht so sehr zerstört hatte wie mich selbst.
„Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie absurd das hier eigentlich ist?", fragte ich glucksend, nachdem wir schweigend das Prickeln auf unseren Zungen genossen hatten.
„Dass wir von Himbeerbrause zusammengeführt wurden und jetzt zusammen eine Bucketlist erfüllen müssen?"
Harry nickte.
„Ja, das habe ich."
Ich wich seinem Blick aus, der so intensiv war wie noch nie.
Wie hatte ich noch nie bemerkt, wie aufmerksam er war, wie leuchtend grün?
„Hast du heute Abend schon was vor?", fragte er leise.
Ich schüttelte den Kopf und sah wieder zu ihm, was ein Fehler war, solch ein Fehler.
Er hatte seine Ellenbögen auf den Tisch gestützt und sich zu mir gelehnt, und auf seinem Gesicht zeichnete sich das Grinsen ab, welches jeder liebte, außer mir, in diesem Moment.
Denn es machte mich so schwach.
„Würdest du mit mir auf die Premiere gehen?"
„Als deine beste Freundin?", fragte ich schmunzelnd.
Es war eine dumme Entscheidung, das wusste ich, doch Harrys Nähe nahm mir die Kraft zum Protestieren.
„Natürlich", sagte er und lehnte sich noch ein winziges Stückchen weiter nach vorne.
Gerade so weit, dass ich es war, die den letzten Millimeter überwinden musste.

Und dann spürte ich das Prickeln der Himbeerbrause an meinen Lippen.