himbeerbrause

sechsundachtzig | grenzüberschreiten

„Wage es nicht, jemanden zu beurteilen, den du nicht kennst, Daniel", sagte ich leise.

Die Blitze brannten sich in meine Netzhaut.

Bald würde ich nur noch bunte Punkte tanzen sehen.

„Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich glaube doch, dass mir die Mehrheit zustimmen würde, wenn ich sage, dass die Person, die täglich gegen die Welt ankämpft, um nicht überrannt zu werden, besser ist als jemand, der sich jeden Tag hinsetzt und einzig und allein darüber redet, wie viel besser er sein könnte.

Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber harte Arbeit ist doch so viel besser als leere Worte.

Wie kann es gut sein, schlecht über Leute zu reden, die man nicht kennt, wenn man ihnen auch helfen kann?"

Mit meinen Tränen schluckte ich auch die restliche Wut hinunter.

Daniel hatte jegliche Gefühlsregungen meinerseits nicht verdient, wenn er so weitermachte.

Stumm stand er da und sah mich an.

Fast konnte man sehen, wie es klick machte.

Den Meter, der zwischen uns lag, hatte er fast schon überwunden, als auch ich verstand.

Die Paparazzi hörten nichts von dem, was wir hier drin sagten.

Und sie würden liebend gerne alles aus dem Kontext reißen, um eine gute Story zu bekommen.

Gerade rechtzeitig drehte ich mein Gesicht zur Seite, und so landete Daniels Kuss auf meiner Wange.

Sämtliche Wut, die ich eben noch heruntergeschluckt hatte, quoll so plötzlich wieder empor, dass mir schwindelig wurde.

Nur knapp konnte ich meine Hand daran hindern, ihn wegzuschlagen, weit weg, durch das Fenster, in die Masse.

Doch das erledigte sowieso Danielle.

„Was zur Hölle ist aus dir geworden?", zischte sie, während Daniel noch verblüfft seine Hand auf die Wange presste.

Das Klicken und Rufen wurde kurz lauter, und mein Blick flog zur Tür, fast panisch, weil ich jetzt gar nicht mit Paparazzi klarkommen würde.

„Manchmal braucht man nur Himbeerbrause", sagte sie.