„Wir kennen uns noch nicht mal seit einem Jahr", sagte Harry.
Wir saßen im Wintergarten eines unfassbar teuren Restaurants und blickten auf die Stadt hinab, als Harry meine Hand ergriff.
„Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit", sagte ich lächelnd.
Und dann begriff ich.
„Habe ich dir schon erzählt, dass Mia und Laura morgen kommen? Sie wollten unbedingt nochmal nach Tokyo, bevor sie wieder nach Hause gehen", sprudelte ich los.
Harry zog die Augenbrauen hoch.
„Sind das die beiden, die in Afrika waren?", fragte er, doch ganz abgelenkt war er wohl noch nicht.
„Genau. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wieso sie nach Afrika unbedingt auch hierher wollten, aber es kommt doch ganz gelegen", sagte ich.
Natürlich wusste ich, wieso sie hierher wollten.
Weil ich es ihnen nahezu aufzwang.
„Hast du irgendeine Idee, was ich mit ihnen machen könnte? Nur mittags, abends stehe ich wieder im Backstagebereich und schaue dir dabei zu, wie du fantastisch bist. Versprochen", redete ich weiter, als er den Mund aufmachte.
„Du musst nicht kommen. Ich liebe dich auch so", sagte Harry schmunzelnd und griff wieder nach meiner Hand, die ich ihm entzogen hatte.
„Aber du hast keine Ahnung, was wir machen könnten? Ich war doch noch nie hier, ich gehe verloren, wenn du mich eine Minute alleine lässt. Ich dachte, London sei groß, aber da kann ich mich inzwischen wenigstens ein bisschen orientieren. Oh, habe ich dir erzählt, dass ich ungefähr zehn Mal zu diesem kleinen Burgerrestaurant gelaufen bin? Das müssen wir auch mal machen, also vielleicht nicht laufen, das ist echt verdammt weit, aber da essen gehen. Diese Burger haben mich im Schlaf verfolgt. Und das ist kein Scherz."
Harry blinzelte.
Dann nahm er seine Hand vom Tisch.
Beinahe hätte ich ihn angeschrien, dass ich ihm einen Antrag machen musste, weil es auf meiner Liste stand, und dass er mir trotzdem einen machen sollte, weil er in dem Moment so zerbrochen aussah.
Stattdessen verzog ich den Mund zu etwas, was vielleicht ein Lächeln war.
„Man sollte niemals Himbeerbrause in eine offene Wunde streuen", sagte sie.
DU LIEST GERADE
himbeerbrause
FanfictionEin Jahr als Freiwillige im Altenheim. Eine Frau, deren Herkunft niemand kennt. Ein Enkel, den jeder kennt. Und ein Erbe, welches Mika und Harry erstaunlich nahe zusammenbringt...