Epilog

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Yoongi

Draußen fiel weißer Schnee aus den dichten Wolken, die wie große Wattebausche aussahen und ließen die Stadt aussehen, als hätte jemand Puderzucker darüber verschüttet. Ein kühler Luftzug zeigte immer wieder, dass man das Wetter nicht unterschätzen sollte und der Teich in Jimins Vorgarten war zugefroren.

Es war Weihnachten.

Jimin und ich waren nun seit mehr als zwei Monaten zusammen und noch immer fühlte sich alles so an wie am Anfang unserer Beziehung. Nur, dass die Gefühle stärker geworden waren.
Im Moment saßen wir bei Jimin im Wohnzimmer und lauschten der Musik aus dem Radio. Mein Mochi lag in meinen Armen und sah nach draußen, er liebte den Winter. Oder zumindest liebte er es, zu beobachten, wie die Schneeflocken fielen.

Unsere Eltern bereiteten in der Küche das Weihnachtsessen zu und hatten uns vorhin deswegen aus der Küche gejagt. Ich war unendlich froh darüber, dass alle drei uns beide akzeptierten, dass sie unsere Beziehung akzeptierten. Dazu verstanden sie sich ausgesprochen gut, weshalb - wenn Jimins Eltern nicht auf Geschäftsreise waren - sie viel bei uns oder wir bei ihnen waren. Auch Jimin war inzwischen beinahe täglich bei mir.
Mein Leben könnte wirklich nicht schöner sein.

Die Ärzte waren immer noch erstaunt, was mit meiner Krankheit passiert war. In den letzten Wochen war sie so gut wie verschwunden. Stattdessen war ich nun, wenn mein orangehaariger Freund nicht anwesend war, fast durchgängig emotionslos, kalt oder genervt. Natürlich war das nicht direkt positiv, aber immerhin besser als meine Stimmungsschwankungen und wenn er bei mir war, blühte ich auf.

"Ich will nach draußen", sagte Jimin plötzlich in die friedliche Atmosphäre hinein und stellte seine heiße Schokolade, die ich ihm zuvor gemacht hatte, auf den Sofatisch. Er liebte es, wenn ich sie für ihn zubereitete.

"Dann gehen wir raus", sagte ich lächelnd und stand mit ihm zusammen auf. Wir gingen zur Garderobe und zogen uns rasch an, ehe ich die Tür öffnete und wir beide hinaus an die frische Luft traten.

Sofort lief Jimin los und stellte sich unter den freien Himmel, damit die Schneeflocken auf ihn hinab fielen. Er streckte seine Zunge heraus und versuchte mit dieser die kleinen Frostflocken aufzufangen, was ich lächelnd beobachtete.

Obwohl er 17 Jahre alt war, wirkte er wie ein kleines Kind. Eine Eigenschaft, die ich unglaublich an ihm liebte.

Wie eigentlich alle seine Eigenschaften.

Ich lehnte mich an die Hauswand und verfolgte den Jüngeren aufmerksam mit meinem Blick, bis ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. Verwirrt sah ich dorthin und weitete überrascht meine Augen, als ich ihn erkannte.

Taehyung.

"Yoongi! Fröhliche Weihnachten!", rief er fröhlich, während er aus seinem Auto ausstieg und auf uns zukam. Mein Cousin war zwei Jahre älter als ich, daher lebte er auch bereits allein und darum verwunderte es mich auch nicht, dass Jungkook ebenfalls aus seinem Auto ausstieg. Denn er hatte diesen nach dem Vorfall kurz vor Jimins Geburtstag mit zu sich genommen.

Augenblicklich erstarrte Jimin in seiner Bewegung. Auch er hatte die beiden kommen sehen und konnte es wohl nicht glauben, seinen ehemaligen, besten Freund wiederzusehen. Er fing an zu zittern und sofort ging ich zu ihm, um ihn in den Arm zu nehmen. In meiner Nähe sollte er keine Angst mehr verspüren.

"Dir auch, Taehyung", grüßte ich nun endlich den Blonden. Er nickte zufrieden und kam mit Jungkook auf uns zu. Der Jüngere der beiden hatte seinen Blick gesenkt und starrte nur auf seine Füße. Doch Jimin entspannte sich nicht, im Gegenteil. Er drückte sich ängstlich an mich und beobachtete Jungkook mit einem teils verhassten und teils verletzten Blick.

"Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe, Jimin...", sagte dieser leise und wagte es vorsichtig, seinen Blick zu heben. "Es war falsch und ich habe dir damit Dinge angetan, die unverzeihlich sind... Deswegen kann ich auch verstehen, dass du mir sicherlich nicht verzeihen wirst. Aber ich habe mich geändert. Gebessert. Und ich hoffe, dass wir zumindest heute Abend zusammen Weihnachten feiern können. Ich werde mich auch von dir fernhalten."

"Hab ich ihn nicht gut erzogen? Ach ja, vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass wir zusammen sind", grinste Taehyung stolz und legte einen Arm um Jungkooks Schulter. Mir fielen beinahe die Augen aus dem Kopf und ich sah ihn fassungslos an. Wie konnte man solch einen Menschen wie Jungkook nur lieben? Obwohl... das dachte ich mir sowieso bei jedem, der nicht Jimin war.

"Ich...", fing mein Freund zögerlich an und griff nach meiner Hand. Sanft drückte ich seine und sah zu ihm, doch er atmete tapfer durch und nickte dann einmal. Die Anspannung fiel langsam von ihm ab und er wirkte auf einmal sehr entschlossen - so sehr, dass er sogar mich überraschte.

"Du hast recht, Jungkook. Ich kann dir nicht einfach so verzeihen. Aber vielleicht irgendwann... Wenn du deine Worte einhältst, wird es mir leichter fallen. Und weißt du was? Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Vergebung. Darum werde ich dir für heute Abend verzeihen und das Fest auch mit dir feiern", sprach er mit erstaunlich fester Stimme. Jungkooks Augen fingen an zu leuchten und er nickte eifrig, bevor er sich bedankte und von Taehyung zur Haustür gezogen wurde. Jimin wollte ihnen schon folgen, doch ich hielt ihn noch kurz auf. Fragend sah er mich an, allerdings lächelte ich nur und umrahmte sein Gesicht mit meinen Händen.

"Ich liebe dich, Mochi. Und ich bin unfassbar stolz auf dich. Jetzt wird Weihnachten wirklich perfekt sein.~"

~~~

Ende

𝐌𝐨𝐨𝐝 𝐒𝐰𝐢𝐧𝐠𝐬 ✦ 𝖸𝖮𝖮𝖭𝖬𝖨𝖭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt