Kapitel 27

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Yoongi

Am nächsten Morgen wachte ich als erstes auf. Durch die Spalten der Jalousien drang Sonnenlicht in das Zimmer und ich konnte einen Blick auf die Uhr werfen.

13:34 Uhr.

Ich gähnte einmal und bemerkte nun erst den kleinen Orangehaarigen, der in meinen Armen gekuschelt weiterhin schlief und augenblicklich musste ich deswegen lächeln. Seine Lippen waren einen Spalt weit geöffnet und er klammerte sich an mich wie ein Koala.

Sanft strich ich durch seine weichen Haare und beugte mich leicht herunter, um ihm einen zarten Kuss auf die Stirn zu geben. Da er noch tief und fest schlief, sollte er das nicht bemerken.

So langsam dachte ich darüber nach, was an dem gestrigen Abend passiert war. Eher verschwommen erinnerte ich mich daran, dass er mich geweckt hatte, weil er nicht schlafen konnte. Eigentlich hätte es mir klar sein sollen, dass Jimin Horror nicht so gut vertrug, aber darauf geachtet hatte ich trotzdem nicht. Sofort machte ich mir Vorwürfe und kaute schuldbewusst auf meiner Unterlippe herum. Was war, wenn er heute Nacht wieder nicht schlafen konnte? Irgendjemand musste doch auf ihn aufpassen.

Aus diesen Gedanken heraus fasste ich den Entschluss, bis morgen zu bleiben. Ich musste nur noch Jimin fragen, ob das für ihn auch in Ordnung war. Mit einem sanften Lächeln sah ich wieder auf ihn herab und streichelte zärtlich über seine Wange. Er schmiegte sein Gesicht sofort ein wenig mehr in meine Hand und auf seinen Lippen bildete sich ein zufriedenes Lächeln.

Erst jetzt realisierte ich, was Jimin angerichtet hatte. Seit meinem Wutausbruch gestern hatte ich größtenteils tatsächlich kaum Stimmungsschwankungen gehabt und deswegen weitete ich verwundert meine Augen. Wie war das möglich? Lag es an meiner Müdigkeit? Oder daran, dass ich Jimin nicht wieder zum Weinen bringen wollte?

Ich wusste es nicht, doch was auch immer der Grund war, ich war überzeugt davon, dass er mir helfen würde. In seiner Nähe war ich erfüllt von einer angenehmen Wärme, die sich in meinem ganzen Körper ausbreitete. War es möglich, dass ich Liebe für den Jüngeren empfand?

Aber ich hatte nicht dieses klischeehafte Herzflattern, war nicht nervös oder unruhig in seiner Nähe. Der Kleine machte mich glücklich, aber mehr... irgendwie nicht. Ein leises Seufzen entkam meinen Lippen und schlagartig wurde ich traurig.

Was war, wenn das gar keine Liebe war oder Jimin mich fallen ließ, wenn er von meiner Krankheit erfuhr? Dass ich meine Stimmungen nicht kontrollieren konnte, lag immerhin nicht an der Pubertät, allerdings würde er sicherlich genau das vermuten.

Also wie würde er wohl reagieren, wenn er wüsste, dass sich das niemals ändern würde?

Mein Herz fühlte sich plötzlich schwer an und ich hörte auf, Jimin mit lieblichen Streicheleinheiten zu verwöhnen. Stattdessen drehte ich meinen Kopf zur Seite und starrte nur die Wand an, bis sich der Kleinere schließlich regte und gähnend streckte.

Kaum bemerkte er, wie eng aneinander gekuschelt wir in seinem Bett lagen, erschrak er leicht und rutschte ruckartig zur Seite. Das führte jedoch nur dazu, dass er sein Gleichgewicht verlor und aus dem Bett fiel.

Gerade rechtzeitig schaffte ich es, ihn festzuhalten und zurückzuziehen, weshalb unsere Gesichter sich auf einmal unbeabsichtigt sehr nahe waren.

"Kannst du nicht aufpassen?", zischte ich jedoch verärgert und strafte ihn mit einem bösen Blick, unter dem er schnell seinen Kopf einzog, bevor er aufstand und dadurch Abstand gewann.

"T-Tut mir leid... ich habe mich nur erschreckt...", gestand er schüchtern. Meine Wut verrauchte genauso schnell, wie sie gekommen war und ich lächelte schwach, was er zögerlich erwiderte. "Ich... mach dann mal Frühstück. K-Komm runter, wenn du so weit bist."

Ein letztes Mal lächelte er schüchtern, da ich einverstanden nickte, dann drehte er sich aber um und huschte schnell aus dem Zimmer. Ich sah ihm nach und seufzte einmal tief.

Warum musste ich es uns nur so schwer machen? Das wollte ich doch überhaupt nicht...

𝐌𝐨𝐨𝐝 𝐒𝐰𝐢𝐧𝐠𝐬 ✦ 𝖸𝖮𝖮𝖭𝖬𝖨𝖭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt