Kapitel 9

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Yoongi

Ich zog die Haustür auf und trat hinaus an die frische Luft, die ich einmal tief einatmete. In Busan war die Luft besser als in Daegu, was auch an der Nähe zum Meer lag, wohingegen Daegu stetig den müffelnden Stadtgeruch beibehielt. Obwohl ich nicht hierher gewollt hatte, fand ich es hier tatsächlich schöner. Denn hier war auch ein Mensch, der mich zu akzeptieren schien.

Aus diesem Gedanken heraus drehte ich mich zu Jimin herum und hob meine Hand, um mich zu verabschieden. "Man sieht sich morgen", gab ich von mir und aufgrund des unsicheren Lächelns in seinem Gesicht, zuckten auch meine Mundwinkel kurz nach oben. Ich konnte sagen, was ich wollte, er war wirklich knuffig. Zu knuffig.

"Ja. Bis morgen, Yoongi", verabschiedete sich der Jüngere ebenso und winkte mir, bis ich mich umdrehte und dann sein Grundstück verließ. Offensichtlich sah er mir noch eine Weile nach, denn erst, als ich das Gartentor durchquert hatte, hörte ich die Tür zufallen.

Ich wohnte zwar nicht nur ein paar Straßen von Jimin entfernt, aber mehr als zehn Minuten Fußmarsch waren es trotzdem nicht. Darum kam ich auch schnell zuhause an und zog meinen Schlüssel heraus, um die Tür aufzuschließen. Es war bereits spät abends und ich wollte in mein Bett.

Einfach schlafen.

Doch mein Plan wurde leider vom Schicksal durchkreuzt. Denn kaum hatte ich meine Schuhe und Jacke ausgezogen, meine Schultasche in die nächste Ecke befördert und steuerte den Weg in mein Zimmer an, hielt mich die Stimme meiner Mutter auf.

"Yoongi. Schön, dass du auch endlich mal da bist." Sie hatte ihre Arme in die Seite gestemmt und musterte mich mit einem streng wirkenden Blick, ehe sie leise lachte und eine entspanntere Haltung einnahm. "Wie war dein Tag?"

"Wie hätte er denn sein sollen? Es war nur ein gewöhnlicher Tag", zischte ich sofort aufgebracht und meine Finger krallten sich in das Holz des Treppengeländers. Daraufhin verschränkte meine Mutter ihre Arme und kam einen Schritt auf mich zu.

"Min Yoongi, es war eine ganz normale Frage. Benimm dich bitte. Außerdem hast du dich doch mit diesem Jungen getroffen. Deswegen habe ich gefragt", sagte sie in einem ruhigen Ton und tatsächlich verschwand meine Wut langsam. Zurück blieb Reue und ich senkte schuldbewusst den Kopf.

"Tut mir leid, Eomma", murmelte ich leise und dachte dann über ihre Frage nach. Wie war denn mein Tag gewesen? Eigentlich war ich nicht der Typ Mensch, der gern viele Freunde hatte oder allgemein Kontakt zu Menschen. Das lag daran, dass kaum jemand mit mir umgehen konnte und die meisten mich darum wie einen Außerirdischen behandelten oder mieden. Trotzdem sehnte ich mich nach einer Person, die versuchte, mich zu verstehen und zu akzeptieren.

Einer Person wie Jimin.

Schon in den ersten paar Minuten hatte ich gespürt, dass er sich Mühe gab und mit mir befreundet sein wollte, egal, wie schwer es werden würde.

Wollte ich deswegen so unbedingt seine Freundschaft? Verwerflich wäre es nicht.

Vermutlich würde meine Mutter die Antwort darauf wissen und darum hob ich wieder meinen Blick. Ein wenig schüchtern lächelte ich sie an und erklärte ihr dann die Lage, Jimins Verhalten und wie es mir dabei ging. Mit jedem Wort schien das Lächeln, das auf ihren Lippen lag, breiter zu werden, bis ich schließlich verstummte und auf ihre Antwort wartete.

"Du hast wohl einen neuen Freund gefunden. Jimin scheint etwas Besonderes zu sein, also pass gut auf ihn auf. Ich bin mir sicher, er wird dir gut tun."

𝐌𝐨𝐨𝐝 𝐒𝐰𝐢𝐧𝐠𝐬 ✦ 𝖸𝖮𝖮𝖭𝖬𝖨𝖭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt