Kapitel 11

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Yoongi

Aus dem Augenwinkel hatte ich das Zucken in Jimins Hand gesehen. Sofort erfüllte mich wieder diese Wärme, die ich verspürte, wenn Jimin etwas tat, was mir gefiel und musste unwillkürlich innerlich lächeln. Allerdings zeigte ich meine Freude nicht, denn die Lehrerin, die uns eindeutig zu fröhlich begrüßte, nervte mich schon jetzt unglaublich.

"Bitte holt euer Buch heraus und schlagt Seite 27 auf. Lest den Text und beantwortet die Fragen darunter", wies sie lächelnd an und setzte sich dann an ihren Platz an dem Lehrerpult. Ich verdrehte meine Augen, kam aber ihrer Aufforderung nach und zog das Schulbuch aus meiner Tasche.

Während ich es aufschlug, bemerkte ich, dass Jimin noch immer in seiner Tasche wühlte und runzelte die Stirn. Suchte er etwas bestimmtes?

"Was machst du da, Jimin?", fragte ich interessiert und leise an ihn gewandt und er hob den Blick, um mich kurz anzusehen. Dann warf er erneut einen Blick auf seine Tasche und sah mich schließlich wieder an.

"Ich finde mein Buch nicht. Vermutlich habe ich gestern vergessen es einzupacken", gestand er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Augenblicklich wurde ich wütend deswegen. Der Orangehaarige wirkte so ordentlich und sorgsam, aber er vergaß einfach sein Buch? Das war unverantwortlich.

"Darf ich vielleicht bei dir mit hineinschauen?", fragte er beinahe schüchtern und warf mir auch einen solchen Blick zu. Seine Augen glänzten vor Unschuld, doch dieses mal besänftigten sie mich nicht. Ich schnaubte einmal genervt und drehte mich zur Seite, während ich einmal hörbar die Luft ausstieß.

"Sorg gefälligst dafür, es in Zukunft dabei zu haben. Ein weiteres Mal teile ich mein Buch sicher nicht mit dir. Und auch jetzt tue ich es nur, weil ich keinen Ärger von der da will", zischte ich ihn an und deutete mit dem Kinn in Richtung der Lehrerin. Jimin weitete überrascht und tatsächlich auch verletzt seine Augen und senkte dann den Blick. Er starrte betroffen den Tisch an und eine Sekunde lang befürchtete ich, zu harsch gewesen zu sein.

Allerdings musste ihn irgendjemand auf seine Fehler aufmerksam machen.

"Tut mir leid", nuschelte er leise und ich erkannte, wie er eingeschüchtert seine Fingern auf seinem Schoß knetete. Ich schnalzte einmal leise mit meiner Zunge, um seine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen und schob ihm dann mein Buch zu.

Jimin sah mich aus großen Augen leicht ängstlich an, doch ich drehte nur meinen Kopf weg und legte diesen auf meinen Händen ab. Diese Nacht hatte ich nicht gut geschlafen, da ich viel nachgedacht hatte und dementsprechend viele verwirrende Dinge geträumt hatte. Jetzt musste ich dringend meinen Schlaf nachholen.

Jedoch stupste mich mein Nebensitzer zaghaft an.

"Y-Yoongi, du kannst doch ni-nicht einfach...", fing Jimin leise an und nun drehte ich meinen Kopf wieder kurz zu ihm.

"Was kann ich nicht? Lass mich einfach in Ruhe", murrte ich nur und schloss dann meine Augen, um ihn nun ganz zu ignorieren. Anscheinend hatte Jimin aber auch schon aufgegeben, denn weitere Worte erhielt ich von ihm nicht.

Doch ob ich das wirklich als gut empfand, konnte ich nicht sagen.

Denn irgendwie mochte ich es, wie er sich um mich sorgte.

𝐌𝐨𝐨𝐝 𝐒𝐰𝐢𝐧𝐠𝐬 ✦ 𝖸𝖮𝖮𝖭𝖬𝖨𝖭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt