9.3 (Julia)

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Eine Woche vor der Hochzeit rief mich Anne aufgeregt an. „Du glaubst nicht, was passiert ist.", brummte sie ins Telefon. „Was ist denn passiert?", fragte ich sie. „Ich könnte Louis Chef den Hals umdrehen. Er hat ihn doch tatsächlich bis Freitag nach New York geschickt. Louis kommt einen Tag vor unserer Hochzeit nach Hause"

„Oh, das ist sportlich. Warum kann er dann nicht selbst fliegen? Er weiß doch, das ihr am Samstag heiratet.", sagte ich zu ihr. Anne stieß genervt Luft aus. „Ich glaube, es ist ihm egal. Es wäre ja nicht so schlimm, wenn es zwei Tage wären. Aber eine Woche! Ich sag dir eins, kommt Louis erst kurz vor der Trauung zurück, kann sein Chef was erleben." Ich musste mir das Lachen verkneife. „Es wird schon alles gut gehen. Du wirst schon sehen.", versicherte ich ihr. Ich hörte hinter mir, wie die Tür zur Küche auf ging und jemand herein kam. „Warte mal kurz.", sagte ich zu Anne und drehte mich zur Tür um. Artemis stand hinter mir, die Arme vor der Brust verschränkt. Ich gab ihm ein Zeichen, damit er sich setzte. Ohne zu zögern kam er rein und setzte sich an den Küchentisch. „Entschuldige bitte, Anne, aber wir haben besuch bekommen.", sagte ich zu ihr. „Oh, dann will ich mal nicht länger stören. Wir sehen uns am Freitag. Bis dann.", sagte sie und legte auf. Ich seufzte und drehte mich zu meinen Besucher um. „Ich wollte dich nicht stören.", sagte Artemis verlegen. „Ach quatsch. Es ist alles gut. Wie geht es dir?", fragte ich ihn. Er sah mich an und zuckte mit den Schultern. „Auf alle Fälle besser, als wie die letzten zwei Wochen.", antwortete er mir. Ich stellte ihm eine Tasse hin und goss Kaffee ein. Dann setzte ich mich neben ihn und sah ihn eindringlich an. „Was ist los? Du hast doch was.", munterte ich ihn aus. Er seufzte und ließ die Schultern fallen. „Ich glaube, nein es ist so. Ich kann mich Stück für Stück wieder erinnern, was an dem Tag in der Uni passiert ist.", erklärte er mir. Ich sah ihn mit großen Augen an. „Es war letzte Nacht. Ich dachte erst, es wäre ein Traum gewesen. Aber ich hatte vorhin wieder die gleichen Bilder vor Augen.", fuhr er fort. „Was hast du gesehen?", fragte ich ihn neugierig. Artemis nippte an seinen Kaffee, bevor er mir antwortete: „Ich sitze in meinem Büro und bereite gerade eure Klausur vor, dann höre ich sie auf einmal, diese Stimme in meinem Kopf. Verdammung. Ich werde euch alle vernichten und du bist der Anfang. Ich fühlte mit einem Mal, wie etwas in mich hinein fuhr und mir langsam die Energie nahm. An mehr kann ich mich nicht mehr erinnern." Ich legte ihm die Hand auf seinen Unterarm und drücke sanft zu. „Das wird schon wieder. Wichtig ist nur, das meine Vermutung bestätigt wurde. Hast du schon mit Gabriel gesprochen?"

„Nein, ich wollte erst mit dir reden. Ich hoffe, das war ok für dich.", sagte er und wurde dabei rot. Ich sah ihn verwundert an. „Oh. Gabriel wird bestimmt nicht erfreut darüber sein. Er ist immerhin dein Anführer.", meinte ich zu ihm. „Ich weiß, aber du bist auch ein Geistwanderer und das ist auch der Grund, warum ich es dir erzähle. Hast du irgendetwas gespürt, als du bei mir warst?" Ich überlegte kurz, doch mir fiel an dem Tag nichts außer gewöhnliches auf, oder doch? Die Gedanken überschlugen sich, als mir doch noch etwas einfiel. „Der Stein an meinem Ring hat kurz geflackert und mein Herz fing kurz an wie wild zu schlagen, als ich mich mit Anne in der Bücherei unterhalten habe. Aber ich sah es nicht als wichtig.", sagte ich zu Artemis. Er sah mich nachdenklich an. „Dann hatte er es nur auf mich abgesehen, wenn er dich nicht aufgesucht hat. Ich frage mich nur warum." Artemis lehnte sich zurück und rieb nachdenklich mit seiner Hand über sein Gesicht. „Wahrscheinlich, weil du eine Gabe hast, die für uns sehr wichtig ist. Warum kommst du nicht gleich zu mir?", kam es von der Tür. Wir drehten uns um und sahen in Gabriels finsteres Gesicht. Ich sah Artemis mit einem „Ich habe es dir doch gesagt" an. Gabriel kam zu uns, doch sein Blick war immer noch finster. „Ich höre?", forderte er Artemis auf. Zum ersten Mal seid dem ich mit Gabriel zusammen bin, zeigte er deutlich, wer er war. Seine Aura veränderte sich, als er näher zu uns kam und Artemis zornig anfunkelte. Artemis schien das auch zu spüren, stand auf und verneigte sich vor Gabriel. „Es tut mir leid, eure Hoheit. Ich wollte nur wissen ob Julia an dem Tag etwas Merkwürdiges mitbekommen hat. Es kommt nie wieder vor." Ich sah zwischen dein beiden hin und her doch ihr Gesichtsausdruck war und lesbar. „Ich hoffe es.", fauchte Gabriel ihn an. „Wie hast du das eben gemeint, mit der Gabe?", fragte ich Gabriel um die Stimmung etwas zu beruhigen. „Die Gabe der Erkennung. Sprich das Vampirgift von unserem Blut zu unterscheiden. Diese Gabe haben leider nur eine Handvoll von uns.", erklärte mir Artemis, ohne Gabriel aus den Augen zu lassen. „Ah, ich verstehe.", meinte ich zu ihnen. Artemis nickte nur, dann klärte sich sein Blick und wurde wieder weicher. „Ich muss leider wieder los. Wir sehen uns am Freitag.", sagte Er zu uns, verbeugte sich nochmals vor Gabriel bevor er zur Wohnungstür ging und verschwand. Gabriel kam zu mir und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Es tut mir leid, ich wollte eigentlich nicht so den Prinzen raushängen lassen. Aber mich nervt es, dass sie alle mit ihren Problemen immer erst zu euch rennen, anstatt mit mir zu reden." Ich strich mit meiner Hand über seine Wange. „Es ist schon gut. Ich hab es ihm gleich gesagt, aber er wollte nicht hören. Er konnte ja nicht wissen, das du in deinem Zimmer bist und auf mich wartest." Ich stand auf und räumte die Tassen in die Spülmaschiene. Dann zog ich Gabriel hoch und wir gingen wieder zurück in sein Zimmer.

Krieger des Lichts   Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt