20.2 Julia

39 3 1
                                    

Das leichte hin und her von Schritten ließ mich langsam wieder zu mir kommen. Starke Arme umfassten mich und trugen mich fort. Mein Kopf fühlte sich an, als wenn dieser Platzen würde. Ich konnte mich kaum an das erinnern, was passiert war. Es war, als wenn ich einen Filmriss hatte. Ich wusste nur noch, das ich hart mit dem Kopf auf dem Boden aufgekommen war, bevor ich das Bewusstsein verlor und in ein tiefes Loch fiel. Unzusammenhängende Bilder tauchten in meinem Kopf auf, doch ich konnte sie nicht zu ordnen. Immer wieder sah ich Gabriel, wie er mich auf die Seite stieß und dann war alles schwarz. Ich öffnete vorsichtig die Augen, dabei sah ich auf Julius Profil. Es traf mich wie ein Schlag ins Gesicht, als mir klar wurde, was passiert war. Die Vision, sie wurde Wirklichkeit. Ich schlug mit meinen Händen auf Julius Brust ein und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien. "Du bist wach.", stellte er erleichtert fest. "Was hast du denn gedacht und jetzt lass mich runter.", zischte ich ihn an. Julius sah mich an und schüttelte dabei den Kopf. "Nein, weil es viel zu gefährlich für dich ist und glaub mir, du willst das nicht sehen." Ich schlug erneut gegen seine Brust und wand mich aus seinen Armen. Er blieb stehen und sah mich finster an. "Vergiss es. Du bist nicht mehr alleine. Herr Gott, denk doch mal an euer Kind.", fuhr er mich an. Mein Blick schnellte nach oben und ich sah in seinen besorgten Blick. Woher wusste er, das ich schwanger war. "Woher weißt du es?", fragte ich ihn leicht verwirrt. "Es ist doch egal, woher ich es weiß, aber du brauchst dich nicht unnötig in Gefahr bringen." Mein Herz setzte einen Schlag aus bei seinen Worten. Ich wusste in diesem Moment nur eins, ich musste mich Luzifer stellen und mir war es egal wie. "Es tut mir leid.", murmelte ich vor mich hin und verbrannte ihm den Arm. Erschrocken ließ er mich los und ich fiel zu Boden. Ich drehte mich um, damit ich von ihm weg kam, doch dann sah ich die Szene, die mich Nacht für Nacht in meinem Kopf schlich spielte sich vor mir ab. Gabriel lag bewusstlos auf dem Boden, Luzifer stand über ihm und zog sein Schwert heraus. Ich wollte zu ihm rennen, doch starke Hände umfassten meine Arme und zogen mich fort. Ich schrie und werte mich, doch sie ließen nicht locker. "Nein, lasst mich zu ihm. Lasst mich los verdammt.", brüllte ich Darius und Jakob an, die mich mit sich zogen. "Hoheit bitte. Ihr könnt nichts mehr tun. Es ist zu spät.", sagte Jakob zu mir und ich fühlte, wie mir der Boden unter den Füßen weg brach. "Nein, es ist noch nicht zu spät.", sagte ich mit von Tränen belegter Stimme. Ich schloss meine Augen und versuchte die beiden das sehen zu lassen, was ich zuvor in der Bibliothek gesehen hatte. Die Bilder erschienen wieder vor mir und ich konnte sie greifen. Ich merkte, wie die Griffe um meine Arme lockerer wurden, bis sie mich ganz los ließen. "Was war das?", fragte mich Darius. "Die Zukunft.", antwortete ich ihm und rannte los. Luzifer erhob gerade sein Schwert, als ich hinter ihm zum stehen kam und mich verwandelte. "LASS MEINEN MANN IN RUHE!!!", brüllte ich ihn an. Er drehte sich zu mir um und sah mich verwirrt an. Ich sammelte meine Kraft und ehe er etwas sagen konnte schlug er an eines der Häuser, die um uns herum standen. Ich kniete mich neben Gabriel und sah die große Wunde, die der Energieball in seine Seite gebohrt hatte. Er lag in seinem eigenen Blut, denn er hatte sehr viel verloren. Ich tastete nach seinem Puls, der schwach unter meinen Fingern schlug. Er war noch am Leben, aber wenn er weiterhin so viel Blut verlor nicht mehr lange. Ich biss mir in meine Hand und fuhr mit ihr über die Wunde, die sich augenblicklich wieder schloss. Ich rutschte an seinen Kopf und bettete ihn in meinen Schoss. "Gabriel, bitte komm wieder zu dir, bleib bei mir.", sagte ich zu ihm, doch meine Stimme war nicht mehr als ein ersticktes Flüstern. Tränen stiegen mir in die Augen und liefen mir über die Wangen. Unter meinen Fingern konnte ich fühlen wie sein Puls immer schwacher wurde. Es zerriss mir das Herz, weil ich das Gefühl hatte, mit ansehen zu müssen, wie die Liebe meines Lebens vor meinen Augen starb. "Bitte, bitte bleib bei mir. Ich liebe dich.", murmelte ich vor mich hin und strich ihm dabei über das Gesicht und seine Brust. Ich sah auf meine Hand, wo meine eigene Bisswunde sich langsam wieder schloss. Wie ein Blitz schoss es mir durch den Kopf. Ich nahm meine Hand und öffnete die Bisswunde erneut. Ich legte meine Hand an seine Lippen und wartete, doch nichts passierte. Verzweiflung kam in mir auf. Warum trank er nicht? Ich drückte meine Hand noch fester auf seinen Mund, aber es passierte immer noch nichts. Mit der anderen Hand zog ich seine Lippen etwas auseinander, sodass ich seine Zähne auf meiner Haut spürte. Als er immer noch nicht trank, spürte ich, wie Wut in mir hoch kochte. "Trink, verdammt nochmal! Trink du elender Mistkerl, oder willst du, das dein Kind ohne Vater aufwächst?", brüllte ich ihn an, dabei liefen mir die Tränen immer weiter die Wangen runter. Dann das erlösende zucken seiner Lippen an meiner Haut. Er trank. Zuerst vorsichtig, dann hob er vorsichtig seinen Arm und legte seine Hand auf die meine. Gabriel drückte sie fester an seine Lippen und ich konnte fühlen, wie sich seine Fänge in mich hinein bohrten. Jeden Zug, den er nahm löste den Knoten in meinem Magen und ließ mich wieder hoffen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er von mir ab ließ und seufzend seine Hand sinken ließ. Er bewegte seine Lippen, doch ich konnte nicht verstehen was er sagte. "Was hast du gesagt?", fragte ich ihn und beugte mich näher zu ihm hinunter. Seine Worte waren abgehakt und passten nicht wirklich zusammen, aber er war wieder bei mir. "Julia.... Kampf..... Baby.....Luzifer....", stammelte er mühevoll vor sich hin. Ich legte meine Hand auf sein Gesicht und strich sanft darüber. "Sch sch. Es wird alles wieder gut. Du bist am Leben, das ist das Wichtigste.", beruhigte ich ihn. Er nickte, doch verlor gleich wieder das Bewusstsein. Panik stieg in mir auf, hatte meine Blut nicht geholfen? Ich legte behutsam meine Finger auf seinen Hals um nach dem Puls zu fühlen, doch dieser schlug immer kräftiger. "Gabriel, bitte bleib wach. Komm wieder zu dir.", flüsterte ich ihm zu, doch er regte sich nicht.

Krieger des Lichts   Licht und SchattenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt